Die Frösche in Tschernobyl verändern sich

Froesche in Tschernobyl

Im havarierten Kernkraftwerk in Tschernobyl leben noch immer Tiere. Jetzt haben Forscher herausgefunden, dass sich die Frösche aufgrund der Radioaktivität verändert haben. Alles über die Frösche in Tschernobyl erfahrt ihr in diesem Beitrag.

Genetisch veränderte Hunde, Radioaktivität fressende Pilze – in Tschernobyl geschehen seltsame Dinge. Und nun wissen wir, dass sich eine weitere Spezies durch die Radioaktivität massiv verändert hat: die Frösche in Tschernobyl.

Ja, richtig gehört, auch diese quakenden Kreaturen sind Opfer der massiven Strahlung geworden und haben sich verändert. Genau genommen geht es um die Baumfrösche, die Wissenschaftler in den vergangenen Jahren analysiert haben. Der beteiligte Forscher Gennadi Milinevsky sagt: “Unsere Studie liefert das erste Beispiel dafür, dass Wildtiere, die nach einer nuklearen Katastrophe in einer Umgebung mit erhöhter Strahlung leben, Veränderungen in der Pigmentierung aufweisen, die mit einer erhöhten Toleranz gegenüber Strahlung zusammenhängen.”

Frösche in Tschernobyl ändern Farbe

Wie kann man sich das konkret vorstellen? Unten sehen wir einen normalen grünen Baumfrosch und links die Tschernobyl-Variante. Die Baumfrösche in Tschernobyl haben im Laufe der Zeit ihre grüne Farbe verloren und besitzen nun teilweise eine komplett schwarze Färbung. Die Forscher haben herausgefunden, dass Baumfrösche, die in der Nähe von historisch hochbelasteten Strahlungsgebieten innerhalb des Tschernobyl-Gebiets leben, eine dunklere Pigmentierung aufweisen als Frösche aus derselben Region an Stellen mit niedrigerer Strahlenbelastung. 

Tschernobyl-Frosch links und normaler Baumfrosch Germán Orizaola Pablo Burraco
Tschernobyl-Frosch und normaler Baumfrosch (Germán Orizaola/Pablo Burraco)

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Die Erklärung für den Farbwechsel hat offensichtlich etwas mit der Radioaktivität zu tun. Die dunklere Färbung wird durch die erhöhte Produktion von Melanin verursacht, einem Pigment, das vielen Organismen, einschließlich Menschen und Tieren, dunkle Farben verleiht. Melanin hat nicht nur die Fähigkeit uns vor lästigem Sonnenbrand zu schützen, sondern es kann auch Strahlungsenergie absorbieren und ionisierte Moleküle neutralisieren, was das Risiko von Zellschäden verringert und die Überlebenschancen in solchen Extremgebieten wie Tschernobyl erhöht. 

Pigmentierung schützt Frösche in Tschernobyl

Die dunkler pigmentierten Frösche in Tschernobyl sind daher besser gegen die schädlichen Auswirkungen der Strahlung geschützt und eher in der Lage, zu überleben und sich zu reproduzieren. Der Biologe Timothy Mousseau sagt: “Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass sich die Frösche in Tschernobyl an die Strahlung angepasst haben könnten. Wenn das der Fall ist, ist dies ein gutes Beispiel dafür, dass es in der Natur Anpassungsmöglichkeiten gibt, um auf Umweltstressfaktoren zu reagieren.” 

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Aber wie funktioniert das genau? Macht die Radioaktivität die Frösche unmittelbar schwarz? Nein, es handelt sich um einen evolutionären Prozess, der sich über mehrere Frosch-Generationen abspielt. Und Frösche mit einem etwas dunkleren Teint hatten nach der Nuklearkatastrophe einen Überlebensvorteil. Unten sehen wir, dass die Tschernobyl-Baumfrösche nicht alle gleich schwarz sind. Es ist eine Art Baumfroschhautfarbenspektrum. Und als die Radioaktivität in dem Gebiet zunahm, haben die Baumfrösche mit etwas mehr Melanin statistisch gesehen häufiger überlebt, als die Baumfrösche mit weniger Melanin. Die dunkleren Frösche konnten die Radioaktivität besser vertragen, lebten daher länger und konnten sich daher erfolgreicher fortpflanzen. Survival of the fittest – so funktioniert Evolution immer. Diejenigen, die am besten an eine Situation angepasst sind, können sich erfolgreicher fortpflanzen, wodurch ihre Gene die kommenden Generationen mehr dominieren. 

Farbvariationen der Tschernobyl-Frösche Germán Orizaola Pablo Burraco
Farbvariationen der Frösche in Tschernobyl (Germán Orizaola/Pablo Burraco)

Dunklere Färbung der Frösche als evolutionärer Nachteil

Wie sich die evolutionäre Veränderung hin zur schwarzen Färbung auf all die anderen Aspekte des Frosch-Lebens ausgewirkt hat, wird derzeit noch untersucht. Es wäre denkbar, dass die schwarzen Frösche nun nicht mehr so gut vor Vögeln geschützt sind, die sie fressen wollen – denn die grüne Farbe der meisten Froscharten hat ja durchaus ihren Sinn, nämlich, sich in sumpfigen Gebieten tarnen zu können. Es ist also sogar denkbar, dass nun eine rückläufige Entwicklung einsetzen wird, jetzt wo die Strahlung abnimmt und sich grünere Frösche wieder effektiver fortpflanzen werden. 

Vier Tage alte Embryonen des Zebrabärblings, unten eine Albino-Mutation ohne Melanin (Massachusetts Institute of Technology)
Vier Tage alte Embryonen des Zebrabärblings, unten eine Albino-Mutation ohne Melanin (Massachusetts Institute of Technology)

Es ist sehr faszinierend, dass verschiedene Arten unterschiedliche Strategien entwickelt haben, um der Radioaktivität zu trotzen. Es gibt etwa den radioaktiven Pilz namens Cryptococcus neoformans, der in der Umgebung von Tschernobyl wächst und durch die Strahlung mutiert ist. Dieser Pilz wächst sogar auf die Bereiche mit der höchsten Strahlung zu, als würde er dort nach seiner Nahrung greifen. Und tatsächlich kann der Pilz wohl Gammastrahlung in chemische Energie für das Wachstum umwandeln. Bei den Fröschen dient das Melanin hingegen wohl nur vor dem Schutz vor der Strahlung und nicht dazu, Energie daraus zu zehren.

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