Eine unbekannte Rakete ist auf dem Mond eingeschlagen. Selbst die NASA ist absolut ratlos, was dahinter stecken könnte.
Es klingt wie eine Story aus einem Science-Fiction-Thriller: Die NASA hat auf dem Mond einen Doppelkrater entdeckt, der durch einen Raketeneinschlag entstanden ist – aber niemand weiß, welche Rakete das gewesen sein könnte und vor allem wie es zur Entstehung eines doppelten Krater kommen konnte.
Weltraumschrott: Aus den Augen verloren
Vor wenigen Monaten bemerkte man, dass ein von Menschen gebautes Objekt sich dem Mond nähert und dort einschlagen würde. Zunächst waren sich alle sicher, dass es sich hier um eine Raketenstufe von Elon Musks Firma SpaceX handeln müsste. Man rechnete aus, dass der Einschlag am 4. März stattfinden würde und damit war die Sache dann für die meisten geklärt. Es gibt mittlerweile sehr viel Weltraumschrott und nicht alle diese Objekte haben die Astronomen perfekt im Blick. Durch Kollisionen ist es theoretisch immer mal wieder denkbar, dass ein Stück Weltraumschrott seine Richtung ändert und dann in Richtung eines anderen Himmelskörper taumelt. Prof. McDowell vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics in den USA beschrieb das Objekt Anfang des Jahres so: “Sie ist tot – sie folgt einfach den Gesetzen der Schwerkraft. Sie gehört zu Millionen anderen Weltraumschrottteilen – Maschinen, die nach Abschluss von Missionen im Weltraum zurückgelassen wurden, ohne genügend Energie für die Rückkehr zur Erde zu haben. Im Laufe der Jahrzehnte gab es vielleicht 50 große Objekte, die wir völlig aus den Augen verloren haben.”
So weit, so gut – mit der Erklärung, dass es eine SpaceX-Raketenstufe war, waren dann auch alle zufrieden. So ganz nach dem Motto: Der Elon macht wieder, was er will und schreckt noch nicht mal davor zurück, unseren Mond zu beschädigen. Aber so einfach war die Sache dann doch nicht. Denn später kam heraus: Es kann sich hier nicht um eine SpaceX-Raketenstufe handeln. SpaceX dementierte das und es gab auch keine SpaceX-Rakete, die hierfür in Betracht gekommen wäre. Also musste es irgendeinen anderen Schuldigen geben.
Lunar Reconnaissance Orbiter: Doppelkrater entdeckt
Die Sonde Lunar Reconnaissance Orbiter, eine Mondsonde der NASA, die unseren Trabanten seit 2009 untersucht, hat Fotos vom Einschlagskrater gemacht.

Wir sehen hier ziemlich deutlich einen Doppelkrater. Und das ist kurios, denn die bisherigen Einschläge von menschengemachten Objekten auf dem Mond haben immer nur einen einfachen Krater verursacht. Unten seht Ihr beispielsweise die Einschlagskrater, die durch die Raketenstufen der Missionen Apollo 13, 14, 15 und 17 erzeugt wurden. Sie unterscheiden sich in ihrem Aussehen alle deutlich von dem nun entstandenen Doppelkrater.
In einer Veröffentlichung der NASA heißt es: “Der Doppelkrater war unerwartet und könnte darauf hinweisen, dass der Raketenkörper an beiden Enden große Massen aufwies. Normalerweise konzentriert sich die Masse einer abgebrannten Rakete auf das Motorende; der Rest der Raketenstufe besteht hauptsächlich aus einem leeren Treibstofftank.”
Rakete stammt von den Chinesen
Viele Astronomen gehen davon aus, dass die Bewegung der Raketenstufe und ihr Einschlagswinkel sehr gut zur Oberstufe der chinesischen Rakete Chang’e 5-T1 passt. Diese Rakete startete 2014 und könnte von ihrem Aufbau her noch am ehesten den Doppelkrater erklären. Allerdings bestreitet die chinesische Regierung energisch, dass es sich hier wirklich um die Chang’e-Rakete handelt. Die Chinesen beharren darauf, dass die Oberstufe dieser Rakete schon lange in der Erdatmosphäre verglüht ist. Der Astronom Bill Gray, der sich auf die Beobachtung erdnaher Objekte spezialisiert hat, sagt: “Das Objekt ist eindeutig als Chang’e 5-T1 Booster identifiziert worden. Ich bin ziemlich sicher, dass es sich um nichts anderes handeln kann. So sicher wie jetzt waren wir nur selten.”

Dazu muss man aber auch sagen, dass Bill Gray sich vor wenigen Monaten auch noch relativ sicher war, dass es sich um eine SpaceX-Raketenstufe handeln würde. Aber auch das Center for Near Earth Object Studies des Jet Propulsion Laboratory der NASA bestätigte Grays Analyse der Orbitaldaten, und ein Team der University of Arizona identifizierte die Raketenstufe als Teil der Chang’e 5-T1-Mission, indem es das Lichtspektrum analysierte, das von der Farbe auf den abgestürzten Trümmern reflektiert wurde.
Problem des Weltraumschrotts
Obwohl vieles für die chinesische Rakete spricht, bleibt die Ganze Sache aber relativ mysteriös. Denn auch der Aufbau der Chang’e-Raketenstufe erklärt nicht den Doppelkrater. Wenn wir mal bei der Hypothese bleiben, dass es sich um eine chinesische Rakete handelt, stellen sich einige beunruhigende Fragen. Wenn das Ganze wirklich nur ein Unfall war und die Chang’e-Oberstufe sich versehentlich Richtung Mond verirrt hat, weshalb geben die Chinesen es nicht einfach zu? Oder steckt vielleicht doch eine Art Geheimprojekt dahinter und der Einschlag war gar nicht zufällig – eine These, die vielleicht auch den mysteriösen Doppelkrater erklären könnte. Vielleicht wurde der absichtlich herbeigeführt und es ist auch noch ein weiteres Objekt eingeschlagen – nur weshalb? Aus wissenschaftlichen Zwecken? Eine militärische Operation, die irgendwie den Mond involviert? Das ist jetzt natürlich alles reine Spekulation, aber irgendwie ist es spannend darüber nachzudenken. So oder so zeigt die ganze Sache, dass das Problem Weltraumschrott immer größer wird. Wir haben jetzt scheinbar schon den Überblick darüber verloren, was da oben alles rumfliegt und das wird in Zukunft immer mehr und mehr. Dennoch: Wir müssen weiter in den Weltraum aufbrechen, mehr Satelliten und Raketen hoch schicken, denn unsere Zukunft liegt ganz klar in den Sternen.

Nur, wenn wir nicht irgendwann in einer dichten Wolke aus Schrott auf unserem Planeten gefangen sein wollen, dann müssen wir Systeme und Ideen entwickeln, um das Zeug da oben besser zu tracken und es auf Dauer auch beseitigen zu können. Zum Beispiel mit einer Art Weltraummüllabfuhr. Aber das kann natürlich nicht funktionieren, wenn Staaten sich weigern, in puncto Weltraum zusammenzuarbeiten, wie es jetzt in dieser Sache ja der Fall ist. Denn egal ob die chinesische Rakete absichtlich oder unabsichtlich dort eingeschlagen ist, sie geben es jedenfalls nicht zu und boykottieren damit die aufrichtige internationale Kommunikation.
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