Ostsee-Anomalie: Der Star-Wars-Felsen unter dem Meer

Liegt am Boden der Ostsee etwa ein UFO? Aufnahmen zeigen ein Objekt, das an eine Art Raumschiff erinnert – in diesem Beitrag erfahrt ihr mehr darüber. 

Wer das erste mal die Aufnahmen von der sogenannten Ostsee-Anomalie sieht, denkt vermutlich schnell an den Millenium-Falken, das Raumschiff von Halo aus Star Wars. Sind Han und Chewie in der Ostsee abgestürzt? Eher unwahrscheinlich. Aber worum könnte es sich bei dieser ominösen Gesteinsformation auf dem Meeresboden dann handeln? 

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Anomalie im Bottnischen Meerbusen

2011 untersuchten die beiden Schweden Peter Lindberg und Dennis Åsberg den Boden der Ostsee im Rahmen einer Schatzsuche. Richtig gehört, die beiden sind professionelle Schatzsucher und suchen den Meeresgrund nach Schiffswracks und versunkenen Schätzen ab. Das Team hat den Meeresboden mit Hilfe von zwei Instrumenten gescannt, vor allem mit dem sogenannten Multi Beam. Mit diesem Gerät kann man vom Boot aus detaillierte dreidimensionale Bilder des Meeresgrundes erstellen. Das andere Instrument ist ein Schleppsonar, mit dem eine zweidimensionale Karte vom Meeresboden angefertigt werden kann, die wesentlich größer als die kleineren, aber detaillierten Ausschnitte des Multi Beams sind. 

Im Bottnischen Meerbusen, also dem nördlichsten Teil der Ostsee, stießen sie dann in circa 80 Meter Tiefe auf die kuriose Anomalie. Die scheibenförmige Formation weist eine Höhe von etwa drei bis vier Meter und einen ungefähren Durchmesser von sechzig Meter auf, also imposante Ausmaße. Der Grund, weshalb das Ganze so unnatürlich und irgendwie künstlich hergestellt aussieht, sind die klaren Kanten, symmetrische Öffnungen und fast perfekten 90 Grad Winkel. Als die ersten Sonaraufnahmen der Ostsee-Anomalie veröffentlicht wurden, schossen daher die übernatürlichen Erklärungsversuche nur so aus dem Boden. In den paranormalen Kreisen halten sich vor allem zwei Erklärungsansätze hartnäckig: Die einen sagen, dass es sich eindeutig um ein Fluggerät von außerirdischen Besuchern handelt, die anderen sind davon überzeugt, dass wir den Beweis für die sagenumwobene Stadt Atlantis sehen, die der Legende nach vor langer Zeit im Meer versank. 

Sonaraufnahme der Ostsee-Anomalie

Und angeblich soll es sogar mehr als nur das eine große runde Objekt geben. Auf den veröffentlichten Sonarbildern sind nach Interpretation der Entdecker drei voneinander unabhängige Objekte zu sehen: das Hauptobjekt sowie ein weiteres kleineres Objekt, das bisher noch nicht genau untersucht wurde, aber Ähnlichkeiten zu dem Hauptobjekt erkennen lässt. Beide Objekte sollen außerdem Schleifspuren von etwa 400 Metern zeigen. Der letzte Bestandteil sei ein Berg, durch den eine auf einer Linie mit dem Hauptobjekt liegende Schlucht führe. Diese Angaben sind jetzt schon mit Vorsicht zu genießen, da das wirklich nur auf reiner Interpretation der Entdecker basiert und da schon eine Menge Fantasie mitspielt.

Worum handelt es sich denn nun bei der Ostsee-Anomalie?

Die Alien- und Atlantistheorien können wir vermutlich ausschließen. Wie wahrscheinlich ist es, dass tatsächlich eine interstellar reisende Spezies zur Erde fliegt, also eine unfassbar fortschrittliche Zivilisation – und deren Raumschiff sieht einfach rein zufällig genauso aus wie ein Raumschiff aus Star Wars? Und sie stürzen erst mal in der Ostsee ab, obwohl sie vorher mehrere 100 Lichtjahre zurückgelegt haben. Das müssten ziemlich dämliche kosmische Besucher sein.

Und Atlantis? Das gehört eindeutig ins Reich der Legenden. Apropos Legenden: Viele der Angaben rund um die Ostsee-Anomalie wirken mittlerweile auch arg dazu erfunden. Das Entdeckerteam behauptet etwa, dass viele Instrumente wie Funkgeräte und Digitaluhren ausfallen würden, wenn man sich der Anomalie nähert. Dazu muss man sagen, dass die Entdecker nach dem Fund Verträge mit Fernsehsendern zur Vermarktung des Ganzen abgeschlossen haben – das hat alles zumindest ein Geschmäckle und lässt den ganzen Fund ein wenig unseriös erscheinen. Deswegen gibt es nun auch schon Leute, die die Existenz der Anomalie komplett anzweifeln und behaupten, die Sonaraufnahmen seien gefälscht. Und tatsächlich sind die genauen Koordinaten der Anomalie auch nicht bekannt, so dass man nicht mal eben nachschauen kann. 

Gehen wir aber mal davon aus, dass die Anomalie existiert, was ist dann die Erklärung? Das Gebiet ist häufiger Schauplatz von Militärübungen der NATO, es wäre also grundsätzlich denkbar, dass hier gesunkenes Militär-Equipment liegt. Vielleicht lautet die Antwort einfach Pareidolie. Das bezeichnet das Phänomen, in Dingen und Mustern vermeintliche Gesichter und vertraute Wesen oder Gegenstände zu erkennen. Ihr habt das alle schon mal erlebt, fast jeder Mensch neigt dazu, in unbewegten Dingen vertraute Muster zu erkennen. Schaut euch mal diesen Felsen hier aus Island an. Was erkennt Ihr? Lasst mich raten: Einen Elefanten, oder? 

Beispiel für eine Pareidolie: Felsen in Island

Mit der Ostsee-Anomalie verhält es sich vermutlich genau so: Auf den Sonarbildern sieht das ganze aus dieser einen bestimmten Perspektive eben ein wenig so aus wie ein bekanntes Objekt und unser Gehirn geht sofort an die Arbeit und versucht es mit etwas Vertrauem zu verknüpfen. Würde man aber auf dem Meeresboden stehen und die Formation von vorne sehen, würde der Anschein des Millenium-Falken vermutlich sofort verschwinden. Sorry, Han. 

Ein weiteres bekanntes Beispiel für Pareidolie ist das Mars-Gesicht, das Ihr unten seht. Dieses Bild hier wurde vom Orbiter Viking 1 im Jahre 1976 aufgenommen und zeigt einen Felsen, der irgendwie auf gruselige Art und Weise an ein Gesicht erinnert. Als das Foto veröffentlicht wurde, geschah genau dasselbe wie mit der Ostsee-Anomalie: Sofort behaupteten die ersten, dass wir eindeutig ein Alien-Bauwerk sehen würden, so eine Art marsianische Version der Statuen auf den Osterinseln oder so. 

Das Mars-Gesicht…
… ist nur eine Art Hochland.

Knapp 30 Jahre später warf die NASA-Raumsonde Mars Reconnaissance Orbiters dann mit nun viel besseren Kameras noch mal einen Blick auf den Felsene und siehe da, es ist einfach nur eine kleine Erhöhung, eine Art Hochland auf dem Mars. Auf dem neuen Foto mit der höheren Auflösung sind die Merkmale, die vorher scheinbar das Gesicht bildeten, völlig verschwunden. Die Pareidolie hat sich in Luft aufgelöst. 

Ist die Anomalie ein Relikt aus der Eiszeit?

Zwar nicht aus der Eiszeit, aber trotzdem cool

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Bleibt noch ein kleines Fragezeichen bezüglich der ganzen Sache. Angeblich – und die Betonung liegt auf angeblich – haben Peter Lindberg und Dennis Åsberg damals Gesteinsproben vom Meeresgrund nehmen können und diese analysieren lassen. Unter anderem enthielt die Probe vulkanisches Gestein. Das ist ein bisschen mysteriös, denn vulkanisches Gestein kommt in der Ostsee am Meeresgrund eher nicht vor. Bedeutet das, dass das Objekt von ganz weit weg irgendwie dorthingesteuert wurde? Nein, eine naheliegendere Erklärung liefert uns der Geologieprofessor Volker Brüchert von der Uni Stockholm: “Da die gesamte nördliche Ostseeregion so stark von eiszeitlichen Tauwetterprozessen beeinflusst wird, ist es wahrscheinlich, dass sowohl das Merkmal als auch die Gesteinsproben im Zusammenhang mit eiszeitlichen und nacheiszeitlichen Prozessen entstanden sind. Möglicherweise wurden diese Gesteine von Gletschern dorthin transportiert.”

Also: Scheinbar nur ein Felsen und keine Aliens. Aber immerhin ein Felsen, der dank Pareidolie von oben aussieht wie der Millenium Falke. Ist ja auch schon cool. 

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