Stehen die Phlegräischen Felder in Europa vor dem Ausbruch? Vulkanologen sind besorgt und nun gibt es neue Updates!
Gerade ist Sommerferienzeit und viele von euch verweilen sicherlich gerade in Italien. In der Nähe von Neapel befinden sich die Phlegräischen Feldern, ein Supervulkan unter Süditalien. Vor einigen Wochen erschien eine Studie, in der Vulkanologen zu dem Ergebnis kommen, dass ein Ausbruch wahrscheinlicher wird, da die Bodenstruktur über den Campi Flegrei rissiger wird. Der Hauptautor der Studie Christopher Kilburn sagt: “Unsere neue Studie bestätigt, dass die Campi Flegrei dem Ausbruch näher kommen. Dies bedeutet nicht, dass eine Eruption garantiert ist. Der Bruch könnte einen Riss durch die Kruste öffnen, aber das Magma muss noch an der richtigen Stelle nach oben gedrückt werden, damit es zu einer Eruption kommt.”
In einer neuen Studie haben Wissenschaftler versucht, mehr über das Verhalten der Campi Flegrei herauszufinden, so dass wir besser einschätzen können, auf welche Auswirkungen wir uns durch einen Ausbruch einstellen müssten. Die Auswirkungen könnten verheerend sein.

Katastrophaler Ausbruch vor hunderten von Jahren
Wie haben die Forscher diese neuen Informationen gewonnen? Um mehr über den nächsten Ausbruch zu erfahren, haben sie den letzten großen Ausbruch analysiert und der fand im Jahre 1538 statt. Und der hatte es in sich. Die Stadt Pozzuoli, heute beliebter Urlaubsort, wurde fast vollständig zerstört, und in der Region um Neapel kamen tausende Menschen ums Leben.
Die Eruption erzeugte eine pyroklastische Wolke, die über die Stadt hinwegfegte und viele Opfer forderte. Die Forscher untersuchten einen Datensatz, der geologische, archäologische und historische Daten umfasste, um die Ereignisse rund um den Ausbruch von 1538 zu verstehen – den einzigen historisch analysierbaren Ausbruch der Phlegräischen Caldera, denn über alle Ausbrüche davor gibt es keine verlässlichen Daten.
Die Geologen konnten sogar Bodenveränderungen entlang der Küste am Golf von Neapel von 1515 bis 1650 analysieren. Die beteiligte Forscherin Elisa Trasatti sagt: “Es stellte sich heraus, dass dem Ausbruch eine intensive Verformung des Bodens vorausging, die zunächst das Gebiet von Pozzuoli betraf und dann den Bereich des zukünftigen Eruptionskraters und eine Höhe von 20 Metern erreichte.”
Magma-Transfer und ein halber Ausbruch
Es kam damals zu einem Magma-Transfer während des Ausbruchs von einer 4 km tiefen Quelle zum Monte-Nuovo-Krater nahe Pozzuoli. In der darauffolgenden Periode, also nach dem Ausbruch, kam es erneut zu einer Bodenhebung, die aber nicht in einer erneuten Eruption endete. Vulkanologen sprechen auch von einem “abgebrochenen Ausbruch”. Es kam also zunächst zu der Bodenhebung von zwanzig Metern, dann zum eben beschriebenen Ausbruch, der Pozzuoli zerstörte. Danach wäre es aber sogar fast noch zu einem weiteren Ausbruch gekommen, bevor der Vulkan sich dann wieder beruhigt hat.

Die Quintessenz, die die Forscher daraus ziehen, ist, dass nicht jede Bodenhebung zwingend in einem Ausbruch endet, sondern eben auch solche abgebrochenen Ausbrüche geschehen können und, dass nicht jeder Ausbruch die volle mögliche Zerstörungskraft entfaltet. Denn sogar der heftige Ausbruch von 1538 entfesselte nur einen Bruchteil der potentiellen Kräfte der Campi Flegrei. Professor Valerio Acocella, Co-Autor der neuen Studie, sagt: “Es wird geschätzt, dass der Teil des Magmas, der 1538 ausgetreten ist, etwa ein Hundertstel dessen beträgt, was sich zwischen 1250 und 1650 unter dem Vulkan angesammelt hat.
Phlegräische Felder: Ausbruch vor rund 40.000 Jahren
Ein Hundertstel. Wir sehen hier also deutlich die starke Fähigkeit des Phlegräischen Systems, das Magma zurückzuhalten und nur einen minimalen Teil ausbrechen zu lassen. Jetzt stellt euch mal vor, damals wäre nicht ein hundertstel ausgebrochen, sondern alles. Dann hätten wir vermutlich einen ähnlich apokalyptischen Ausbruch erlebt, wie ihn die Campi Flegrei schon mal hingelegt haben, nämlich vor 39.000 Jahren. Damals wurde die gesamte Atmosphäre durch ausgeschleudertes Materiel verdunkelt, ein globaler Winter verursacht und womöglich sogar das Aussterben verschiedener Arten ausgelöst.
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Das ist also die zerstörerische Kraft, die die Phlegräischen Felder potentiell haben. Und wenn der nächste Ausbruch wieder so heftig wäre, dann würde uns genau das blühen. Geschmolzenes Gestein und vulkanische Gase würden in die Stratosphäre geschleudert. Der Ausbruch würde so viel Schwefel und giftige Asche freisetzen, dass abermals ein jahrelanger globaler Winter ausgelöst werden könnte, der zu Ernteausfällen und Massenaussterben führen würde. Laut neuen Berechnungen wären auch Tsunamis von bis zu 35,5 Metern Höhe realistisch.
Überwachung des Supervulkans
Das zeigt also, dass wir diesen Supervulkan genauestens überwachen müssen. Denn auch in den vergangen Jahrzehnten kam es zur Bodenhebung. Der Boden unter Pozzuoli hebt sich jährlich um etwa zehn Zentimeter an. Die Zeichen stehen also wie vor knapp 500 Jahren auf Ausbruch, die Frage ist nur, wie heftig er wird, wie viele Teile des Magma-Reservorirs freigesetzt werden und ob es vielleicht zu einem abgebrochenen Ausbruch kommen könnte, wie in der neuen Studie beschrieben.
Aber so gesehen beunruhigt diese neue Studie eher noch mehr, denn sie besagt ja letztlich, dass damals, nach dem Ausbruch von 1538, es nur ganz knapp nicht zu einem zweiten Ausbruch kam. Also ist die wichtige Erkenntnis daraus, dass, wenn es in Zukunft zu einem Ausbruch kommt, wir in der unmittelbaren Zeit danach unbedingt darauf aufpassen sollten, ob es zu einem Folgeausbruch kommen könnte.
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