So etwas gab es noch nie zuvor: Ein Schwarzes Loch hat seine Richtung geändert und schießt seine Energiestrahlen nun genau auf die Erde! Wie gefährlich kann das für uns werden?
Ihr steht endlich mal im Scheinwerferlicht! Aber es ist der Scheinwerfer eines Schwarzen Lochs und er ist direkt auf die Erde gerichtet. Aber Spotlight ist Spotlight und die ganze Welt ist eine Bühne und alle Frauen und Männer bloße Spieler, sagte schon Shakespeare.
Also fangen wir mal ganz bodenständig an. Schwarze Löcher, diese Schwerkraftmonster des Kosmos, tauchen in verschiedenen Masseklassen auf. Es existieren stellare Schwarze Löcher, die entstehen, wenn schwere Sterne am Ende ihres Lebens in einer Super- oder sogar Hypernova sterben und sich ihre Restmasse zu einem Schwarzen Loch zusammen quetscht. Das ist ein sehr verdichtetes Objekt, dessen Schwerkraft in einem gewissen Bereich so groß ist, dass selbst Road Runner nicht mehr entkommen könnte. Und das Licht natürlich auch nicht. Je größer die Masse eines Schwarzen Lochs, desto größer der Bereich, aus dem das Licht nicht mehr entkommen kann. Und die Grenze dieses lichtverschluckenden Areals, das ist der Ereignishorizont. Im Zentrum von Galaxien befinden sich meist die richtigen Schwergewichte.
Das größte Schwarze Loch
Diese sogenannten supermassiven Schwarzen Löcher besitzen meist mehrere Millionen oder sogar Milliarden Sonnenmassen. Das schwerste bekannte Schwarze Loch ist übrigens Phoenix A. Dieses Ungetüm ist tatsächlich größer als das gesamte Sonnensystem. Und um solche supermassiven Schwarzen Löcher im Zentrum von Galaxien geht oftmals richtig die Post ab, denn wenn Materie sich dem Schwerkraftschlund nähert, dann bildet sie eine Akkretionsscheibe. Dort werden Planeten, Sterne, Staub, Gas und alles andere herumgewirbelt und bilden einen Ring of Fire, auf den selbst Johnny Cash neidisch wäre.
Wenn die Energie in der Akkretionsscheibe ein kritisches Ausmaß erreicht, dann wird sie in heftigen Energiestrahlen fortgeschleudert, diese bezeichnet man als Jets. Einige von euch werden sich fragen: Müssten die Jets nicht auch verschluckt werden? Nichts kann einem Schwarzen Loch entkommen! Die Akkretionsscheibe befindet sich aber noch außerhalb des Ereignishorizonts. Logisch, sonst könnten wir sie ja gar nicht sehen. Hier ist die Gravitation auch schon immens aber noch nicht so stark, dass es physikalisch unmöglich wäre, zu entkommen. Und die Jets haben genügend Energie und Geschwindigkeit, um dem Abgrund zu entfliehen.
Quasare und Blazare
Quasare nennt man übrigens einen aktiven Galaxienkern mit Schwarzem Loch, Akkretionsscheibe, Jets und allem drum und dran. Wissenschaftler lieben es, mit Fachbegriffen um sich zu schmeißen und erfinden deswegen immer neue. So kommt es, dass es nicht nur Quasare gibt, sondern auch Blazare. Ein Blazar ist ein Quasar, dessen Jet nicht irgendwo in den Weltraum gefeuert wird, sondern direkt auf die Erde.
Wie Ihr wisst, ist der Weltraum ziemlich groß und die Wahrscheinlichkeit, dass ein solcher Jet direkt die Erde anvisiert, ist ziemlich gering. Blazare sind daher selten und noch seltener ist es, dass ein Quasar sich plötzlich als Blazar identifiziert. Und genau das haben Astronomen nun entdeckt.
Ein aktiver Galaxienkern, ein supermassives Schwarzes Loch, das plötzlich seine Richtung änderte, Jets in Richtung Erde feuerte und dadurch vom Quasar zum Blazar wurde. Wahnsinn. Die an der Entdeckung beteiligte Forscherin Lorena Hernández-García beschreibt es so: “Wir begannen, diese Galaxie zu untersuchen, da sie merkwürdige Eigenschaften aufwies. Unsere Hypothese war, dass der Jet des supermassereichen Schwarzen Lochs seine Richtung geändert hat.”
Radiogalaxien im Universum
Es geht um die Galaxie mit dem sehr einfach zu merkenden Namen P B C J 2 3 3 3 .9 – 2 3 4 3. Diese Sterneninsel ist 656 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt und strahlt wegen der Jets sehr stark im Radiobereich, man bezeichnet solche Sterneninseln daher auch als Radiogalaxien. Das Forscherteam aus Chile untersuchte diese Radiogalaxie auf Herz und Nieren, beziehungsweise in diesem Fall auf Radio-, Infrarot- und Röntgenwellen. Und was sie entdeckten, ist wirklich irre: Einer der Jets aus dem zentralen supermassiven Schwarzen Loch, der vorher noch senkrecht zu unserer Sichtlinie stand, hat seine Richtung um 90 Grad geändert, so dass er nun der Erde zugewandt ist. Wie kann das denn passieren? Antwort: Niemand weiß es.

Aber tatsächlich lautet die Hypothese, dass sich die Jet-Ausrichtung durch Galaxienkollisionen oder zumindest die Kollision zweier Schwarzen Löcher temporär verändern kann, und dann nach einiger Zeit wieder kippt. Vielleicht hatte also das Schwarze Loch dieser Radiogalaxie eine Kollision hinter sich und dadurch ist die Ausrichtung des Jets so unstet. Aber was bedeutet das für uns? Stehen wir nun wie ein erschrockenes Reh im kosmischen Scheinwerferlicht?
Wir müssen uns wohl keine Sorgen machen. Wir nehmen solche Schwarzen-Loch-Jets hauptsächlich im Radiobereich wahr. Die Energiemenge im Radiobereich, die von diesen unfassbar weit entfernten kosmischen Objekten zu uns dringt, ist minimal. Wie minimal? Die Astronomin Yvette Cendes formuliert es sehr schön: “Es handelt sich um sehr schwache Signale. Die Energiemenge, die in der Geschichte der Radioastronomie gesammelt wurde, ist geringer als die Energie, die man braucht, um eine Schneeflocke zu schmelzen.”

Interessant ist ein solcher Blazar natürlich trotzdem, denn er gibt uns die Möglichkeit, die Jets Schwarzer Löcher viel besser zu untersuchen, als wenn sie weit weg von uns zeigen würden. Also um es noch mal zusammenzufassen: Das aktive Schwarze Loch einer Radiogalaxie hat sich durch ein mächtiges Ereignis, das wir nicht genau kennen, gedreht und schießt seine Energiestrahlen nun genau Richtung Erde, Gefahr für uns besteht aber nicht.
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