Eine Rakete befindet sich auf Kollisionskurs mit dem Mond und wird dort einschlagen, es wird der erste unkontrollierte Crash einer Rakete auf dem Mond in der Menschheitsgeschichte sein.
Was passiert eigentlich mit Raketenteilen, wenn sie ihren Zweck erfüllt haben? Das kommt ganz auf das konkrete Teil an. Die Falcon 9 Raketen von Elon Musks Firma SpaceX sind teilweise wiederverwendbar. Die Erststufe kann nach der Abkopplung der Zweitstufe auf einer schwimmenden Plattform im Ozean oder nach einem Rückflug in der Nähe des Startplatzes landen. Das erste Mal gelang dies am 21. Dezember im Jahre 2015 – ein gigantischer Durchbruch für die Raumfahrt, weil es die Kosten immens reduziert, da nicht für jeden Raketenstart eine neue Erststufe gebaut werden muss. Und besser für die Umwelt ist diese Wiederverwendbarkeit natürlich auch. Aber was geschieht mit der Zweitstufe der Falcon 9? Die kommt nicht zurück und verglüht in der Erdatmosphäre oder bleibt im Erdorbit. Ein besonderes Schicksal erlitt aber die Zweitstufe der Falcon 9, die im Jahre 2015 1,5 Millionen Kilometer zum Lagrange-Punkt L1 flog. Dorthin sollte ein Erdbeobachtungssatellit der US-Wetterbehörde NOAA gebracht werden, um uns vor gefährlichen Sonnenstürmen warnen zu können.

Eigentlich sollte die Falcon 9 danach zurück in Richtung Erde und in der Atmosphäre verglühen. Allerdings genügte der Treibstoff nicht mehr, um wieder zur Erdatmosphäre zurückzukehren, weswegen die vier Tonnen schwere Raketenstufe jetzt schon seit sieben Jahre verirrt durchs All geistert. Es sah also so aus als würde die Rakete als Stück Weltraumschrott enden und bis in alle Ewigkeit durch die Leere des Kosmos schwirren – aber die Umlaufbahn der Falcon 9 veränderte sich irgendwann so, dass sie auf Kollisionskurs mit dem Mond geriet. Man kann sich das so vorstellen, dass die Rakete zwischen den Gravitationskräften der Erde, der Sonne und des Mondes hin und her geschubst wurde und ihre Bahn sich dadurch in eine sehr chaotische Richtung entwickelt hat. Prof. McDowell vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics in den USA beschreibt die Rakete so:
“Sie ist tot – sie folgt einfach den Gesetzen der Schwerkraft. Sie gehört zu Millionen anderen Weltraumschrottteilen – Maschinen, die nach Abschluss von Missionen im Weltraum zurückgelassen wurden, ohne genügend Energie für die Rückkehr zur Erde zu haben. Im Laufe der Jahrzehnte gab es vielleicht 50 große Objekte, die wir völlig aus den Augen verloren haben.”
Prof. Jonathan McDowell
Und jetzt gerade rast sie mit einer Geschwindigkeit von 2,5 Kilometern pro Sekunde auf unseren Mond zu und wird wohl in einigen Wochen dort einschlagen. Im Moment sieht es so aus, als würde der Einschlag am 04. März stattfinden. Und tatsächlich wird dabei wohl ein kleiner Krater auf dem Mond entstehen. Kann man dies von der Erde beobachten? Leider nicht, denn die Raketenstufe prallt höchstwahrscheinlich auf die von der Erde abgewandte Seite des Mondes ein. Und selbst neue wissenschaftliche Erkenntnisse wird es wohl nicht geben, da es sich zwar um den ersten unkontrollierten Zusammenstoß einer Rakete mit dem Mond handelt, aber nicht um die erste Kollision dieser Art überhaupt. Im Jahr 2009 führten Prof. McDowell und andere Astronomen ein Experiment durch, bei dem eine Rakete ähnlicher Größe auf dem Mond einschlug. Das Projekt trug den Namen Lunar Crater Observation and Sensing Satellite, kurz LCROSS.
Infrarotkameras und Spektrometer analysierten das durch den Zusammenstoß aufgewirbelte Material, insgesamt fünf Tonnen Mondstaub und Gestein, aus der Südpolregion des Mondes, um herauszufinden, ob und wie viel Wasser dort im Gestein gebunden ist. Das unglaubliche Ergebnis: Allein am Südpol des Mondes lagert eine Wassermenge, die etwa der des Bodensees entspricht. Das Wasser ist aber natürlich gefroren, denn in diese Pol-Region dringt nicht genügend Licht und Wärme.

Der Einschlag selbst ist also keine große Sache, aber das dahinterstehende Thema besitzt durchaus einige Relevanz. Denn solche Weltraumschrottkollisionen werden in Zukunft immer häufiger werden. Wir reden jetzt schon von über 8.000 – 10.000 Tonnen Weltraumschrott, der sich im Orbit der Erde befindet.
Es werden noch jede Menge Objekte dazu kommen und das führt unweigerlich zu Kollisionen. Erst vor kurzem kam es wohl fast zu einem Zusammenstoß zwischen der chinesischen Raumstation Tiangong und einigen Satelliten von Elon Musks Firma SpaceX. Ein Zusammenstoß hätte nach der Einschätzung renommierter Astrophysiker die Tiangong völlig zerstört und alle Besatzungsmitglieder getötet. Dass jetzt eine SpaceX-Rakete ungeplant auf dem Mond einschlagen wird, sollte uns also zumindest eine Warnung sein.
Noch mehr Informationen zu dem Einschlag der Falcon 9 auf dem Mond gibt es in diesem Video: