Ein Schwarzes Loch ist aus seiner Galaxie ausgebrochen! Wie konnte das passieren und stellen solche marodierenden Schwarzen Löcher eine Gefahr für uns da?
Schwarze Löcher sind unheimlich. Durch ihre immense Schwerkraft und massive Dichte entsteht ein Bereich, aus dem selbst mit Lichtgeschwindigkeit kein Entkommen mehr möglich wäre und niemand hat irgendeine Ahnung, was in diesem Bereich jenseits des Ereignishorizonts geschieht. Nun wird es noch beunruhigender, denn eines der Schwerkraftmonster ist auf freiem Fuß und rast unkontrolliert durch den Kosmos.
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Die Geschwindigkeit des Schwarzen Lochs bei dieser Flucht in die Freiheit ist so hoch, dass es die Distanz zwischen der Erde und dem Mond in nur 14 Minuten zurücklegen würde. Es begann alles mit einem Anfangsverdacht und zwar als Astronomie-Professor Pieter van Dokkum der Uni Yale sich eine Aufnahme des Hubble-Teleskops genauer ansah. Auf der Aufnahme war eine Art heller Streifen zu sehen. Er hielt dies für ein sogenanntes Artefakt in der Aufnahme, verursacht durch kosmische Strahlung.

Schwarzes Loch auf der Flucht
Als ein Forscherteam dann die Bildartefakte rausfilterte, war der Streifen immer noch zu sehen. Nach und nach kam raus: Was hier für einen Bildfehler gehalten wurde, ist eine der spannendsten Entdeckungen seit langem. Ein schweres Schwarzes Loch, herausgeschleudert aus seiner Galaxie, das einen Schweif von neu entstehenden Sternen hinter sich herzieht. Wow.
Wir haben bereits eine Aufnahme des Verdächtigen und wissen dadurch auch einiges über ihn. Dieses Schwarze Loch auf der Flucht wiegt wohl etwa 20 Millionen Sonnenmassen, damit ist es mehr als viermal schwerer als das zentrale Schwarze Loch unserer Galaxis, Sagittarius A*. Bei dieser Masse können wir also wirklich sagen, dass wir es hier mit einem – und jetzt passt auf – SCHWERverbrecher zu tun haben. Können wir auch den Tathergang rekonstruieren? Was würde Sherlock Holmes schlussfolgern, wenn er das sehen würde… und Physik studiert hätte? Ein Schwarzes Loch außerhalb seiner Galaxie, eine Spur von jungen Sternen zwischen ihm und seiner Wirtsgalaxie… hier wurde eindeutig das Schwarze Loch durch eine Kollision mit vermutlich ein oder zwei anderen Sterneninseln aus seiner Galaxie herausgeschleudert.
Galaxienkollision als Grund
Und das Team um Professor Dokkum geht davon aus, dass es hier zu einer wirklich seltenen und bizarren Dreifachkollision kam. Denn wenn zwei Schwarze Löcher kollidieren, etwa wenn zwei Galaxien miteinander verschmelzen, dann vereinen sie sich in der Regel zu einem noch schwereren Schwarzen Loch. Wenn aber drei Schwarze Löcher sich treffen, dann kann es passieren, dass eines herausgeschleudert wird.

Aber woher kommt die Spur an jungen Sternen, die das Schwarze Loch hinter sich zurücklässt? Als das Schwarze Loch aus der Galaxie herausmarodierte, riss es natürlich jede Menge Gas mit heraus und es bewegte sich auch durch die wasserstoffhaltigen Außenbereiche der Galaxie, dem sogenannten Halo. Viel Gas wurde dabei in den gravitativen Schlund des Schwarzen Lochs gesogen, aber durch die immense Geschwindigkeit wurden auch große Wasserstoffareale einfach durch das Schwarze Loch zusammengequetscht. Und wenn man genügend Wasserstoff zusammenquetscht, erhält man einen Stern.
Schwarzes Loch hat 200.000 Lichtjahre großes Sternenband
Unser Tatverdächtiger hat bei seiner Flucht vom Tatort also sehr viele Spuren hinterlassen, eine Spur von komprimierten Wasserstoff, aus dem neuen Baby-Sterne entstanden. Und die Indizienkette hier ist wirklich lang, das Band aus Sternen, das das Schwarze Loch hinter sich herzieht, erstreckt sich über 200.000 Lichtjahre! Damit ist es in etwa so groß wie unsere gesamte Galaxis, die Milchstraße. Professor van Dokkum sagt: “Das Gas vor dem Schwarzen Loch wird durch den Überschallstoß des Schwarzen Lochs, das sich mit sehr hoher Geschwindigkeit durch das Gas bewegt, erschüttert. Wie das genau funktioniert, ist aber nicht wirklich bekannt. Es ist reiner Zufall, dass wir darüber gestolpert sind.”
Um den Fall abzuschließen, brauchen wir aber noch mehr handfeste Beweise. Und da kommt das James-Webb-Teleskop ins Spiel, das sich das runaway Black hole, wie die NASA es nennt, in der nahen Zukunft mal genauer anschauen soll. Dann wird es vor allem interessant zu sehen, ob sich unsere Hypothese mit der Dreierkollision der Schwarzen Löcher bestätigen lässt. Eins steht jedenfalls fest: Wir sind vor dem Übeltäter sicher, denn das ganze Geschehen spielte sich in einer Entfernung von 7,5 Milliarden Lichtjahren ab. Dieses Schwarze Loch wird also nicht in die Nähe unseres Sonnensystems kommen, aber das Wissen um die grundsätzliche Existenz von Schwarzen Löchern kann einen natürlich ein wenig beunruhigen…
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