In Deutschland gibt es einen Supervulkan. Der Laacher Vulkan in der Eifel ist nicht erloschen. Und er steht unter strenger Beobachtung.
Hach, die Eifel. Was für eine idyllische Landschaft. Das war aber nicht immer so, vor 13.000 Jahren gab es hier heftige Explosionen, dicke schwarze Rauchsäulen und Chaos und Verwüstung. Die Ursache: Vulkanismus.
Die Eifel beherbergt ein beeindruckendes Netzwerk von Vulkanen und vulkanischen Strukturen und die Geschichte dieser Region ist voll von dramatischen Ausbrüchen. Die letzte große Eruption geschah vor etwa 13.000 Jahren und die veränderte das Gesicht der Eifel für immer.
Ausbruch des Laacher Vulkans
Während der Eruption des Laacher Vulkans spie das Vulkansystem eine gewaltige Menge an Asche und Gestein aus, die weite Teile Europas bedeckte. Aschewolken verdunkelten den Himmel, während pyroklastische Ströme die umliegende Landschaft begruben. Die Auswirkungen waren verheerend und hinterließen eine bis zu 60 Meter dicke Schicht vulkanischen Materials.

Diese dramatischen Ereignisse sind bis heute in der geologischen Struktur der Eifel sichtbar und das ist auch kein Wunder, denn 13.000 Jahre ist in geologischen Maßstäben quasi ein Wimpernschlag. Auf den ersten Blick sieht ein unbedarfter Eifel-Tourist heute nicht mehr viel davon, außer einen sehr malerischen See. Den Laacher See. Der ist aber viel mehr als ein stinknormaler See, denn er ist das Ergebnis dieses gewaltigen Ausbruchs. Er befindet sich in einer Caldera, die durch den Einsturz des Vulkankraters nach der Eruption entstanden ist. Es ist doch faszinierend, dass man an einem so beschaulichen Seeufer stehen kann und in Wahrheit am Rande eines eingestürzten Vulkankraters steht, der noch vor kurzer Zeit für massive Zerstörung gesorgt hat?
Der Laacher Vulkan heute
Und wie sieht’s heute aus? Muss man sich bei einem Besuch der malerischen Abtei Maria Laach Sorgen machen, dass einem plötzlich die Jack-Wolfskin-Wanderstöcke durch einen pyroklastischen Schock fortgerissen werden? Vielleicht. Denn trotz der scheinbaren Ruhe an der Oberfläche des Lacher Sees brodelt es unter der Eifel weiterhin. Kleine CO2-Blasen, sogenannte Mofetten, am Ostufer des Laacher Sees deuten auf anhaltende magmatische Prozesse hin. Diese Gase entweichen aus großer Tiefe und lassen vermuten, dass der Vulkanismus in der Region ganz und gar nicht erloschen ist. Der Geophysik-Professor Torsten Dahmsagt: „Die CO2-Mofetten sagen uns, dass es aktuell magmatische Prozesse gibt – vor allem im Oberen Erdmantel. Die hier austretenden Gase kommen nachweislich aus großer Tiefe und sind magmatischen Ursprungs.”
Nicht nur die CO2-Mofetten sollten uns Sorge bereiten. Der Laacher Vulkan zeigt uns auch anderweitig, dass er noch quickfidel ist. Die gesamte Region hebt sich jährlich noch über die Fläche der Vulkanfelder hinaus an. Diese Hebungen sind zwar im Millimeterbereich, aber definitiv messbar und vorhanden. So als würde der Supervulkan leise atmen. Außerdem kann man in der direkten Umgebung des Sees erhöhte Werte an Kohlenstoffdioxid nachweisen, teilweise auch in Senken etwas entfernt vom See selbst. Lange Rede, kurzer Sinn: Der Laacher Vulkan ist aktiv und da stellt sich die Frage: Wann bricht er aus, wie hoch ist die Gefahr?
Laacher Vulkan: Large N
Diese Frage treibt auch Vulkanologen um und, um die unterirdischen Vorgänge besser zu verstehen, hat das Deutsche GeoForschungsZentrum, kurz GFZ eine aufwendige Messkampagne namens „Large-N“ gestartet. Projektleiter ist der eben schon erwähnte Professor Torsten Dahm. Diese Kampagne nutzt ein Netzwerk von Geofonen, eine Art Seismometer, um Erdbeben zu erfassen, die an der Erdoberfläche so schwach sind, dass sie normalerweise nicht spürbar sind. Diese Instrumente sind im Umkreis von zehn Kilometern um den Laacher See platziert und liefern wertvolle Informationen über die Aktivität im Erdinneren. Ganze 350 von diesen Geofonen wurden dafür um den See platziert.

Es ist jetzt schon bekannt, dass die Region immer wieder von Tiefenbeben heimgesucht wird. So tief, dass es die Eifelbewohner aber gar nicht merken können. Diese Beben hat man bereits in einer Tiefe von bis zu 45 Kilometern gemessen. Professor Torsten Dahm sagt: „Das sind die tiefsten Beben, die wir in Deutschland überhaupt messen können. Dass sie auch im oberen Erdmantel auftreten, ist sehr ungewöhnlich.”
Tiefenbeben am Laacher Vulkan in der Eifel
Die genaue Ursache für diese Tiefenbeben ist noch unbekannt, aber Vergleichsdaten anderer vulkanischer Aktivitäten lassen die Geologen vermuten, dass aufgeschmolzenes Mantelgestein, das sich in einem Reservoir an der Kruste-Mantel-Grenze der Erde ansammelt, dafür verantwortlich sein könnte. So oder so, die Tatsache, dass es in einer derartigen Tiefe Beben gibt, zeigt wie mächtig und ausgeprägt das Vulkansystem unter der Eifel ist.

Mehr Informationen werden wir nach Abschluss des Large-N-Projekts gewinnen. Die Geofone sammeln nun noch bis Ende diesen Jahres Daten, die dann ausgewertet werden. Es steht sicherlich nicht zu befürchten, dass der Laacher Vulkan in naher Zukunft hochgeht. Aber da er aktiv ist, wird es irgendwann wohl geschehen. Wie heftig könnte ein solcher Ausbruch sein?
Wenn er in etwa so stark wäre wie die Eruption von vor 13.000 Jahren, dann wäre das wohl ein Ereignis, das den gesamten Kontinent betreffen würde und für die unmittelbare Region verheerende Folgen hätte: Pyroklastische Ströme und Aschewolken, die sich mit hoher Geschwindigkeit den Vulkanhang hinab bewegen. Diese Ströme könnten weite Gebiete bedecken und schwerwiegende Schäden an Infrastruktur und Vegetation verursachen. Aschewolken könnten den Himmel verdunkeln und den Luftverkehr und das gesamte menschliche Leben in der Region beeinflussen.
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Ein erheblicher Ausstoß von vulkanischem Material könnte außerdem zu Gesteinsablagerungen führen, die Flüsse blockieren und möglicherweise Schlammlawinen auslösen. Diese Lawinen könnten große Flächen überschwemmen und Siedlungen gefährden. Und die Freisetzung von großen Mengen Schwefeldioxid in die Atmosphäre könnte zu saurem Regen führen, der die Umwelt schädigen und die Wasserqualität beeinträchtigen könnte. Außerdem könnten die in die Atmosphäre eintretenden Partikel kurzfristig das Klima beeinflussen, indem sie Sonnenlicht blockieren und dadurch die globalen Temperaturen vorübergehend verringern.
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