Terminationsereignis: Methan in der Atmosphäre steigt

Terminationsereignis

Diese neuen Daten bereiten Wissenschaftlern Sorgen und zeigen, dass wir wohl mitten in einem Terminationsereignis der Eiszeit stecken! Der Grund sind hohe Methanmengen in der Atmosphäre. Wie konnte es dazu kommen, was bedeutet dieses Terminationsereignis für uns und was können wir dagegen tun?

Woran denkt Ihr, wenn Ihr den Begriff Eiszeit hört? Wahrscheinlich an Manny und Sid aus den witzigen Filmen. Was aber die wenigsten Leute wissen: Wir leben in einer Eiszeit. Richtig gehört, das globale Klima ist im Vergleich zu vergangenen Erdepochen kühl. Denken wir mal an die Dinosaurier-Zeit, in der es viel wärmer war, und die CO2-Level bis zu viermal höher waren und dadurch die Artenvielfalt explodierte.

Heute ist es wesentlich kühler. Aber es ist auch nicht der Peak einer Eiszeit. Vor 20.000 Jahren etwa reichten massive Gletscher bis weit nach Zentraleuropa herein, wie Ihr unten auf der Abbildung seht. Das heißt, man hätte in Mecklenburg-Vorpommern fantastischen Ski-Urlaub machen können. Heute würde man mit seinen Skiern in der Mecklenburgischen Seenplatte baden gehen und daher sprechen viele Wissenschaftler sprechen vom interglazialen Holozän. Eine temporäre Warmphase innerhalb einer größeren Eiszeit.

Europa vor 21000 Jahren (United States Geological Survey)
Europa vor 21000 Jahren (United States Geological Survey)

Das Methan in der Atmosphäre

Doch nun gibt es Hinweise darauf, dass diese Eiszeit ein Ende finden könnte, dass ein sogenanntes Termination-Event, oder auf Deutsch Terminationsereignis im Gange ist. Und das hat etwas mit Methan zu tun. Methan führt ein Schattendasein neben seinem viel öfter erwähnten Bruder CO2. Und das, obwohl Methan eine entscheidende Rolle für das Erdklima spielt. Methan ist sogar ein weitaus stärkeres Treibhausgas, aber seine Besonderheit liegt darin, dass es nur eine relativ kurze Verweildauer in der Atmosphäre besitzt.

Bei Methan sprechen wir von wenigen Jahren im Vergleich zu den Jahrhunderten, die CO2 in der Atmosphäre verweilen kann. Methan ist ein bisschen der krawalligere Bruder von CO2, dem aber schneller die Puste ausgeht. In der Erdgeschichte spielte Methan immer eine wichtige Rolle als Signal dafür, dass eine Eiszeit sich dem Ende zuneigt. Und diese Übergänge, bekannt als „Termination”, wurden immer durch scharfe Anstiege von Methan in der Atmosphäre gekennzeichnet.

Terminationsereignis: Methanlevel steigen an

Da fragt man sich, wie kann man das überhaupt überprüfen, welche Anstiege von welchem Treibhausgas es in der fernen Vergangenheit gab? Antwort: Diese Methan-Erhöhungen sind in Luftblasen in Eisbohrkernen dokumentiert und Geo- und Klimawissenschaftler können so den Übergang von einer eisigen Welt zu einer wärmeren datieren. Und jetzt kommt’s: Schaut euch mal die untenstehende Statistik an. Auswertungen von Daten haben gezeigt, dass seit dem Jahre 2006 die Methanlevel massiv ansteigen.

Anstieg des Methans in der Atmosphäre (NOAA_Nisbet et al.)
Anstieg des Methans in der Atmosphäre (NOAA_Nisbet et al.)

Dieser Anstieg des Methans in der Atmosphäre sieht aus wie bei vergangenen Terminationsereignissen der Erdgeschichte. Und wenn es aufgrund des Methananstiegs aussieht wie ein Terminationsereignis, dann ist es wahrscheinlich ein Terminationsereignis. Der Mensch ist daran nicht unbedingt schuld. Die Wissenschaftler sind sich noch unsicher, wo die Ursache liegt, aber auffällig ist, dass der starke Anstieg erst um das Jahr 2006 herum begann. Das spricht dagegen, dass hier die Aktivitäten der Menschheit der Hauptfaktor sind.

Schauen wir uns mal als Vergleichswert den weltweiten CO2-Ausstoß an, diese Kurve steigt schon seit Mitte des 20. Jahrhunderts massiv an und ab 2006 sehen wir eine leichte Abflachung mit Tendenz zur Plateaubildung. Wenn wir den CO2-Ausstoß als Indikator für menschliche klimarelevante Aktivitäten nehmen, dann sieht es nicht so aus, als könnte dies der Hauptfaktor für den Methananstieg sein. Außerdem wissen wir, dass die menschlichen Methan-Emissionen in den 80er Jahren mit dem Ausbau der Erdgasindustrie stark anstieg und sich bereits in den 90er Jahren wieder stabilisierte. Aber was ist es dann?

Was sorgt dafür, dass die Eiszeit terminiert wird?

Euan Nisbet, emeritierter Professor für Geowissenschaften an der Royal Holloway University of London hat eine Studie über das aktuelle Terminationsereignis veröffentlicht und sagt: „Innerhalb der Terminierung, die Tausende von Jahren dauert, gibt es diese abrupte Phase, die nur wenige Jahrzehnte dauert. Während dieser abrupten Phase steigt das Methan rapide an, und es wird wahrscheinlich von tropischen Feuchtgebieten angetrieben.”

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Auch wenn es noch kontrovers diskutiert wird, scheinen also Feuchtgebiete, vor allem Afrika, die Methanquelle zu sein, die Treiber der Termination. Und warum passiert das? Steigender Niederschlag hat Feuchtgebiete in Afrika feuchter und größer gemacht, während steigende Temperaturen das Pflanzenwachstum gefördert haben, was zu mehr Zersetzungsprozessen und somit zu mehr Methan führt. Im Prinzip also genau die Effekte, die in ihrer Extremform dann zu Bedingungen wie in der Dinosaurierzeit geführt haben.

Auch das Abtauen des Permafrosts in Sibirien, das ja schon mehrere vereiste prähistorische Tierleichname hervorgebracht hat, trägt dazu bei. Und dann ist es ein selbstverstärkender Effekt, durch mehr Methan tauen die Permafrostböden ab und durch das Abtauen der Permafrostböden wiederum entsteht mehr Methan. Euan Nisbet sagt: „Auch wenn die Beweise noch nicht abschließend sind, lohnt es sich, über das Ausmaß einer solchen Klimaverschiebung nachzudenken. In der Vergangenheit haben Terminierungen große Teile der eisigen Tundra auf der Nordhalbkugel in tropische Graslandschaften verwandelt, in denen Flusspferde umherstreifen.”

Auftauender Permafrostboden in Kanada (Boris Radosavljevic _ Wikimedia Commons)
Auftauender Permafrostboden in Kanada (Boris Radosavljevic _ Wikimedia Commons)

Die Veränderung der Klimabedingungen der Feuchtgebiete in Afrika ist natürlich auch bedingt durch den anthropogenen Klimawandel. Aber auch durch andere Prozesse, die wir noch nicht zu 100 Prozent verstehen wie etwa die Milankovic-Zyklen. Die relevante Frage ist jetzt: Was können wir dagegen tun? Gibt es irgendeinen Weg, den Methanausstoß wieder zu verringern?

Ein paar Punkte, an denen man ansetzen könnte, gibt es schon: In der Erdöl- und Erdgasindustrie gibt es oft Lecks, aus denen Methan ausströmt – hier könnte man genauer darauf achten, diese Lecks umgehend abzudichten. Außerdem sind Deponien eine bedeutende Quelle für Methanemissionen. Das Abdecken von Deponien mit Erde oder anderen Materialien kann verhindern, dass Methan in die Atmosphäre gelangt. Die Landwirtschaft mit ihren Viehbeständen ist ein großer Methanproduzent, aber natürlich auch wichtig für die Menschheit.

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In Irland wird etwa gerade diskutiert, in den nächsten Jahren 200.000 Kühe zu schlachten, um die irischen Klimazielen zu erreichen. Unbestreitbar ist, dass das Umbringen von Lebewesen als CO2- und Methan-Emittenten eine Büchse der Pandora ist, die wir tunlichst geschlossen lassen sollten. Der richtige Weg wäre durch fortschrittliche Technologien die Methan-Emission in der Landwirtschaft zu senken. Schauen wir mal, wie sich das Terminationsereignis weiter entwickelt.

Ihr wollt mehr über das Terminationsereignis erfahren? Dann schaut mal in das Video von Astro-Tim rein:

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Milanković-Zyklen: Kommt die Eiszeit?

Eiszeit

Uns steht eine globale Eiszeit bevor und schuld daran sind die Milanković-Zyklen. Was es mit diesem mysteriösen Vorgang auf sich hat, warum er schon seit jeher das Schicksal des Planeten bestimmt und wann uns die Eiszeit erwartet.

Winter is coming… und damit meine ich nicht die nächste Staffel von Game of Thrones. Nein, der Grund für die nächste Eiszeit sind die sogenannten Milanković-Zyklen. Um dieses Phänomen zu verstehen, klären wir zunächst, wie überhaupt die Jahreszeiten entstehen. 

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So entstehen Jahreszeiten

Die Erde rotiert auf ihrer Bahn um die Sonne. Ihre Achse ist aber nicht senkrecht zur Bahn. Die Erdachse ist geneigt: um knapp 23,5 Grad. Dadurch ist ein Teil der Erde der Sonne mehr zu- und der andere Teil mehr weggeneigt. Durch diesen unterschiedlichen Einfallswinkel des Sonnenlichts entstehen die Jahreszeiten. Das erklärt auch, weshalb es in der Äquatorgegend keine ausgeprägten Winter oder Sommer gibt; hier ist der Einfall des Sonnenlichts immer gleichmäßig. 

In den meisten Darstellungen bleibt es bei dieser einen Bewegung unserer Erde um die Sonne. Aber das ist unvollständig, denn in unserem Sonnensystem gibt es noch viel mehr Himmelskörper, die alle aufeinander wirken. Obwohl die Sonne zwar 99 Prozent der Masse des Sonnensystems ausmacht und damit definitiv der stärkste gravitative Einfluss ist, wirkt auch die Schwerkraft der anderen Objekte auf uns. Genau wie nicht nur die Erde euch anzieht, sondern Ihr auch die Erde.

Was sind Milanković-Zyklen?

Auch viele andere Objekte beeinflussen die Erde. Der Mond etwa, aber auch der Jupiter, der schwerste Planet, der Saturn und in wesentlich geringerem Ausmaße auch die anderen Planeten. Unser Sonnensystem ist ein sich fein abgestimmtes System, wie eine Art kosmisches Uhrwerk. Alle ziehen und zerren aneinander, was Auswirkungen auf unsere Erde hat – genau genommen auf die Neigung der Erdachse, auf die genaue Form unseres Orbits und auf die Ekliptikebene, die Ebene der Umlaufbahnen der Planeten. 

All diese Faktoren unterliegen durch die physikalischen Einflüsse innerhalb des Sonnensystems komplizierten, aber regelmäßigen Zyklen und das sind die Milanković-Zyklen. Als erster erkannte dies der serbische Mathematiker und Geowissenschaftler Milutin Milanković in den 1920er Jahren. Er entdeckte diese astronomische Zyklen, die unseren Planeten und das Klima massiv beeinflussen. Trotz dieser immensen Wichtigkeit dürfte der Normalbürger noch nie von den Milanković-Zyklen gehört haben. 

Milankovic und seine Zyklen
Milanković-Zyklen: Verschiedene Zyklen bestimmen unser Klima

Der elliptische Zyklus

Der vielleicht wichtigste Milanković-Zyklus ist der elliptische Zyklus. Über einen Zeitraum von 100.000 Jahren wird der Orbit der Erde um die Sonne mal weniger und dann wieder stärker elliptisch. Logischerweise ist die Temperatur auf der Erde konstanter, je weniger elliptisch ihr Orbit ist. Wird der Orbit eierförmiger, gibt es heftige Temperaturschwankungen und die Maximaltemperaturen werden extremer. Es wirkt etwas verwirrend, aber den sonnennächsten Punkt, das sogenannte Perihel, erreicht die Erde jeweils am 3. Januar, den sonnenfernsten Punkt, das Aphel, am 4. Juli. Im Nordhalbkugel-Winter ist die Erde am nächsten an der Sonne dran, was unsere Winter etwas angenehmer macht und unsere Sommer etwas milder. Auf der Südhalbkugel ist das Gegenteil der Fall: Sommer sind tendenziell besonders heiß und Winter tendenziell besonders kalt. Und das obwohl wir gerade in einer kreisförmigen Phase des elliptischen Milankovitch-Zyklus leben. Wenn in den nächsten 10.000 Jahren der Erdorbit elliptischer wird, dann werden sich diese Jahreszeiten-Tendenzen verstärken; Winter und Sommer auf der Südhalbkugel werden extremere Ausmaße erreichen, während auf der Nordhalbkugel die Sommer noch milder und die Winter noch angenehmer. Wir auf der Nordhalbkugel sind also absolute Profiteure des elliptischen Milanković-Zyklus.

Milanković-Zyklen: Orbitveränderungen
Milanković-Zyklen: Orbitveränderungen

Noch mehr Milanković-Zyklen: der Präzessions-Zyklus

Aber so einfach ist die ganze Sache nicht, es gibt ja noch mehr Milanković-Zyklen, zum Beispiel den präzessionellen Zyklus, der die Neigung unserer Erdachse beeinflusst. Wir haben eben festgestellt, dass die Erdachse um 23,5 Grad geneigt ist, wodurch die Jahreszeiten entstehen. Die Erdachse bewegt sich aber; sie pendelt hin und her. Im Rahmen des Präzessions-Zyklus vollzieht die Erdachse eine Art Kreisbewegung und das dauert jeweils 26.000 Jahre. Deswegen ist auch der Polarstern nicht immer der Polarstern. Vor einigen tausend Jahren hat die Erdachse noch ganz woanders hingezeigt. Wir haben also nicht nur ein Nordhalbkugel-Privileg, wir haben auch ein Polarstern-Privileg, denn wir leben exakt in der Zeit, in der die Erdachse auf diesen Stern zeigt – übrigens auch nur auf der Nordhalbkugel. 

Aber ruht euch nicht auf eurem Privileg aus, denn durch den Präzessions-Zyklus wird sich das Neigungsverhalten der Erde genau ins Gegenteil verkehren. In knapp 13.000 Jahren werden wir im Januar Sommer haben und in Australien kann man im Dezember endlich mal weiße Weihnachten feiern. Und dann sind wir diejenigen, die von den extremeren Jahreszeiten durch den elliptischen Zyklus leiden.

Milanković-Zyklen führt zu Eiszeiten

Es gibt noch viele andere Milanković-Zyklen, einige weniger folgenreich, einige mehr. Und das Zusammenspiel all dieser Zyklen führt zu: Eiszeiten. Einige der Milanković-Zyklen passen zeitlich perfekt zu den Eiszeiten in der Erdgeschichte. Zum Beispiel ein Zyklus, im Rahmen dessen im Laufe von 100.000 Jahren die Bahnebene der Erde um die Sonne im Vergleich zum Sonnenäquator steigt und sinkt. Inwiefern das Eiszeiten auslösen kann, ist noch nicht ganz bekannt, aber es passt zeitlich so perfekt, dass Wissenschaftler davon überzeugt sind, dass ein Zusammenhang besteht. 

Eine Theorie besagt, dass sich die Erde auf ihrer steileren Bahn um die Sonne durch eine kosmische Staubwolke bewegt, die einen Teil des Sonnenlichts abblockt und so zu geringeren Durchschnittstemperaturen führt. Heißt, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis die Erde im Rahmen dieses Milanković-Zyklus ihre Bahnebene verändert, die Durchschnittstemperaturen sinken und uns eine Eiszeit erwartet. 

Veränderung des orbitalen Neigungswinkel im Rahmen des Milankovic-Zyklus
Veränderung des orbitalen Neigungswinkel im Rahmen des Milankovic-Zyklus

Eisig: der axiale Zyklus

Hier kommt noch ein letzter Milanković-Zyklus und der wird uns mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit die Eiszeit bescheren: der axiale Zyklus. Wir haben schon erfahren, dass der Präzessions-Zyklus dazu führt, dass die Erdachse kreisförmig wandert, der axiale Zyklus führt dazu, dass Ihr Neigungswinkel sich verändert. Die 23,5 Grad, von denen wir eben gehört haben, sind nicht in Stein gemeißelt. Während des axialen Milanković-Zyklus, der 41.000 Jahre dauert, variiert der Neigungswinkel der Erdachse zwischen 22,1 und 24,5 Grad. Wir befinden uns derzeit in dem Teil des Zyklus, in dem der Neigungswinkel abnimmt. Müsste das dann nicht dazu führen, dass Jahreszeiten weniger extrem werden und wir uns von einer Eiszeit wegbewegen?

Milanković-Zyklen: Neigung der Erdachse
Milanković-Zyklen: Neigung der Erdachse

Nein. Denn bei geringerer Erdachsenneigung werden die Sommer milder, immerhin zeigt jetzt kein Teil der Erde mehr extrem zur Sonne. Das Eis des Winters taut dann im Sommer kaum noch ab und wird ein permanenter Teil der Landschaft. Die Folge: Riesige Teile der Erde werden vereisen. Je mehr Eis sich auf der Erdoberfläche befindet, desto mehr Sonnenlicht wird nicht mehr absorbiert, sondern zurück in den Weltraum reflektiert. Ein sich verstärkender Prozess, der dann schließlich zu einer Eiszeit führt. 

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Interglaziales Holozän: Wir leben bald in einer Eiszeit

Wir leben gerade in einer kurzen Warmzeit, auch bekannt als Interglaziales Holozän, eine kurze Ausnahmezeit mit mildem Klima, die vor knapp 12.000 Jahren begann. Das ist eine kurze Anomalie innerhalb einer größeren Eiszeit, in der wir eigentlich sind. Und dank der Milanković-Zyklen wird diese Anomalie bald ein Ende finden und die eigentlich gerade herrschende Eiszeit wird wieder überhand nehmen. Winter is coming.

Das könnte allerdings noch einige Jahrtausende dauern, was in geologischer und kosmischer Sicht nicht lang ist. Natürlich dürfen wir nicht außer Acht lassen, dass auch menschliche Aktivitäten Auswirkungen auf das Klima haben. Wie das Verhältnis vom anthropogenen Treibhauseffekt und den Milanković-Zyklen ist – da stehen wir noch ganz am Anfang der Forschung. Dieses Thema ist unglaublich faszinierend und es zeigt mal wieder, wie sehr unser Leben aus dem Weltraum bestimmt wird und wie wenig wir darüber wissen.

Wollt ihr noch mehr über dieses Thema erfahren, dann schaut euch unbedingt mal dieses Video an:

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Ostsee-Anomalie: Der Star-Wars-Felsen unter dem Meer

Liegt am Boden der Ostsee etwa ein UFO? Aufnahmen zeigen ein Objekt, das an eine Art Raumschiff erinnert – in diesem Beitrag erfahrt ihr mehr darüber. 

Wer das erste mal die Aufnahmen von der sogenannten Ostsee-Anomalie sieht, denkt vermutlich schnell an den Millenium-Falken, das Raumschiff von Halo aus Star Wars. Sind Han und Chewie in der Ostsee abgestürzt? Eher unwahrscheinlich. Aber worum könnte es sich bei dieser ominösen Gesteinsformation auf dem Meeresboden dann handeln? 

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Anomalie im Bottnischen Meerbusen

2011 untersuchten die beiden Schweden Peter Lindberg und Dennis Åsberg den Boden der Ostsee im Rahmen einer Schatzsuche. Richtig gehört, die beiden sind professionelle Schatzsucher und suchen den Meeresgrund nach Schiffswracks und versunkenen Schätzen ab. Das Team hat den Meeresboden mit Hilfe von zwei Instrumenten gescannt, vor allem mit dem sogenannten Multi Beam. Mit diesem Gerät kann man vom Boot aus detaillierte dreidimensionale Bilder des Meeresgrundes erstellen. Das andere Instrument ist ein Schleppsonar, mit dem eine zweidimensionale Karte vom Meeresboden angefertigt werden kann, die wesentlich größer als die kleineren, aber detaillierten Ausschnitte des Multi Beams sind. 

Im Bottnischen Meerbusen, also dem nördlichsten Teil der Ostsee, stießen sie dann in circa 80 Meter Tiefe auf die kuriose Anomalie. Die scheibenförmige Formation weist eine Höhe von etwa drei bis vier Meter und einen ungefähren Durchmesser von sechzig Meter auf, also imposante Ausmaße. Der Grund, weshalb das Ganze so unnatürlich und irgendwie künstlich hergestellt aussieht, sind die klaren Kanten, symmetrische Öffnungen und fast perfekten 90 Grad Winkel. Als die ersten Sonaraufnahmen der Ostsee-Anomalie veröffentlicht wurden, schossen daher die übernatürlichen Erklärungsversuche nur so aus dem Boden. In den paranormalen Kreisen halten sich vor allem zwei Erklärungsansätze hartnäckig: Die einen sagen, dass es sich eindeutig um ein Fluggerät von außerirdischen Besuchern handelt, die anderen sind davon überzeugt, dass wir den Beweis für die sagenumwobene Stadt Atlantis sehen, die der Legende nach vor langer Zeit im Meer versank. 

Sonaraufnahme der Ostsee-Anomalie

Und angeblich soll es sogar mehr als nur das eine große runde Objekt geben. Auf den veröffentlichten Sonarbildern sind nach Interpretation der Entdecker drei voneinander unabhängige Objekte zu sehen: das Hauptobjekt sowie ein weiteres kleineres Objekt, das bisher noch nicht genau untersucht wurde, aber Ähnlichkeiten zu dem Hauptobjekt erkennen lässt. Beide Objekte sollen außerdem Schleifspuren von etwa 400 Metern zeigen. Der letzte Bestandteil sei ein Berg, durch den eine auf einer Linie mit dem Hauptobjekt liegende Schlucht führe. Diese Angaben sind jetzt schon mit Vorsicht zu genießen, da das wirklich nur auf reiner Interpretation der Entdecker basiert und da schon eine Menge Fantasie mitspielt.

Worum handelt es sich denn nun bei der Ostsee-Anomalie?

Die Alien- und Atlantistheorien können wir vermutlich ausschließen. Wie wahrscheinlich ist es, dass tatsächlich eine interstellar reisende Spezies zur Erde fliegt, also eine unfassbar fortschrittliche Zivilisation – und deren Raumschiff sieht einfach rein zufällig genauso aus wie ein Raumschiff aus Star Wars? Und sie stürzen erst mal in der Ostsee ab, obwohl sie vorher mehrere 100 Lichtjahre zurückgelegt haben. Das müssten ziemlich dämliche kosmische Besucher sein.

Und Atlantis? Das gehört eindeutig ins Reich der Legenden. Apropos Legenden: Viele der Angaben rund um die Ostsee-Anomalie wirken mittlerweile auch arg dazu erfunden. Das Entdeckerteam behauptet etwa, dass viele Instrumente wie Funkgeräte und Digitaluhren ausfallen würden, wenn man sich der Anomalie nähert. Dazu muss man sagen, dass die Entdecker nach dem Fund Verträge mit Fernsehsendern zur Vermarktung des Ganzen abgeschlossen haben – das hat alles zumindest ein Geschmäckle und lässt den ganzen Fund ein wenig unseriös erscheinen. Deswegen gibt es nun auch schon Leute, die die Existenz der Anomalie komplett anzweifeln und behaupten, die Sonaraufnahmen seien gefälscht. Und tatsächlich sind die genauen Koordinaten der Anomalie auch nicht bekannt, so dass man nicht mal eben nachschauen kann. 

Gehen wir aber mal davon aus, dass die Anomalie existiert, was ist dann die Erklärung? Das Gebiet ist häufiger Schauplatz von Militärübungen der NATO, es wäre also grundsätzlich denkbar, dass hier gesunkenes Militär-Equipment liegt. Vielleicht lautet die Antwort einfach Pareidolie. Das bezeichnet das Phänomen, in Dingen und Mustern vermeintliche Gesichter und vertraute Wesen oder Gegenstände zu erkennen. Ihr habt das alle schon mal erlebt, fast jeder Mensch neigt dazu, in unbewegten Dingen vertraute Muster zu erkennen. Schaut euch mal diesen Felsen hier aus Island an. Was erkennt Ihr? Lasst mich raten: Einen Elefanten, oder? 

Beispiel für eine Pareidolie: Felsen in Island

Mit der Ostsee-Anomalie verhält es sich vermutlich genau so: Auf den Sonarbildern sieht das ganze aus dieser einen bestimmten Perspektive eben ein wenig so aus wie ein bekanntes Objekt und unser Gehirn geht sofort an die Arbeit und versucht es mit etwas Vertrauem zu verknüpfen. Würde man aber auf dem Meeresboden stehen und die Formation von vorne sehen, würde der Anschein des Millenium-Falken vermutlich sofort verschwinden. Sorry, Han. 

Ein weiteres bekanntes Beispiel für Pareidolie ist das Mars-Gesicht, das Ihr unten seht. Dieses Bild hier wurde vom Orbiter Viking 1 im Jahre 1976 aufgenommen und zeigt einen Felsen, der irgendwie auf gruselige Art und Weise an ein Gesicht erinnert. Als das Foto veröffentlicht wurde, geschah genau dasselbe wie mit der Ostsee-Anomalie: Sofort behaupteten die ersten, dass wir eindeutig ein Alien-Bauwerk sehen würden, so eine Art marsianische Version der Statuen auf den Osterinseln oder so. 

Das Mars-Gesicht…
… ist nur eine Art Hochland.

Knapp 30 Jahre später warf die NASA-Raumsonde Mars Reconnaissance Orbiters dann mit nun viel besseren Kameras noch mal einen Blick auf den Felsene und siehe da, es ist einfach nur eine kleine Erhöhung, eine Art Hochland auf dem Mars. Auf dem neuen Foto mit der höheren Auflösung sind die Merkmale, die vorher scheinbar das Gesicht bildeten, völlig verschwunden. Die Pareidolie hat sich in Luft aufgelöst. 

Ist die Anomalie ein Relikt aus der Eiszeit?

Zwar nicht aus der Eiszeit, aber trotzdem cool

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Bleibt noch ein kleines Fragezeichen bezüglich der ganzen Sache. Angeblich – und die Betonung liegt auf angeblich – haben Peter Lindberg und Dennis Åsberg damals Gesteinsproben vom Meeresgrund nehmen können und diese analysieren lassen. Unter anderem enthielt die Probe vulkanisches Gestein. Das ist ein bisschen mysteriös, denn vulkanisches Gestein kommt in der Ostsee am Meeresgrund eher nicht vor. Bedeutet das, dass das Objekt von ganz weit weg irgendwie dorthingesteuert wurde? Nein, eine naheliegendere Erklärung liefert uns der Geologieprofessor Volker Brüchert von der Uni Stockholm: “Da die gesamte nördliche Ostseeregion so stark von eiszeitlichen Tauwetterprozessen beeinflusst wird, ist es wahrscheinlich, dass sowohl das Merkmal als auch die Gesteinsproben im Zusammenhang mit eiszeitlichen und nacheiszeitlichen Prozessen entstanden sind. Möglicherweise wurden diese Gesteine von Gletschern dorthin transportiert.”

Also: Scheinbar nur ein Felsen und keine Aliens. Aber immerhin ein Felsen, der dank Pareidolie von oben aussieht wie der Millenium Falke. Ist ja auch schon cool. 

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