Forscher haben versehentlich eine Warp-Blase erschaffen. Heißt das, dass wir bald schon wie die Enterprise durch das Universum düsen können? Oder sind wir davon immer noch weit entfernt?
Es gibt so viel im Kosmos zu entdecken. Einfach mal zu fremden Exoplaneten düsen, andere Galaxien erkunden oder sogar bis zum Urknall zurückreisen. Was für eine schöne Vorstellung. Die Herausforderung an der Sache: All diese Ziele sind sehr weit weg – entweder räumlich oder zeitlich. Wenn man sich jetzt in ein Raumschiff setzen würde, wäre man bis zum nächsten Exoplaneten mehrere Jahrtausende unterwegs. Und das ist in einem Menschenleben niemals zu schaffen. Oder doch?
Wie die Enterprise das Universum durchstreift
Die Besatzung des Raumschiffs Enterprise hat dieses Problem der fehlenden Zeit nicht, weil die USS Enterprise mit Warp Speed durchs All düsen kann. Um das zu verstehen, müssen wir uns vor Augen führen, dass Raum und Zeit gedehnt und gestaucht werden können. Das ist sehr schwer vorstellbar, weil wir weder den Raum noch die Zeit wirklich sehen können – geschweige denn uns vorstellen können, dass sie gestaucht werden könnten.

Zur Vereinfachung stellen wir uns einfach mal die Erde und die Sonne vor – beide dellen Raum und Zeit um sich herum ein. In der Delle, die etwa die Sonne erzeugt, kugelt die Erde um sie herum. Dieses Eindellen kann man sich am besten mit einer Art Trampolin vorstellen, auf dem sich diese Himmelskörper befinden. Steht etwa ein Mensch auf einem Trampolin, erzeugt er in diesem eine Delle. Dieses Prinzip der Beeinflussung von Raum und Zeit könnte man sich zunutze machen, um gigantische Strecken zu verkürzen. Und genau das tut der Warp-Antrieb aus Star Trek, ein bisschen wie ein Wurmloch, aber nicht ganz.
Was passiert in einer Warp-Blase?
Im Prinzip wird in Reiserichtung die Zeit und der Raum komprimiert und am Zielort wieder expandiert. Das Raumschiff befindet sich einer Warp-Blase, innerhalb derer die Raumzeit manipuliert wird. Das Schiff kann in dieser Warp-Blase das Ziel erreichen, ohne sich besonders schnell zu bewegen. Das ist eine geniale Idee, denn innerhalb der Warp-Blase würden auf die Crew des Raumschiffs keine G-Kräfte wirken und die Einstein-Gesetze würden auch nicht verletzt werden, da das Raumschiff nicht schneller als Lichtgeschwindigkeit reist, sondern eben nur die Raumzeit drumherum manipuliert wird. Das Prinzip einer solchen Warp-Blase war aber bis jetzt nur Science-Fiction und Captain Kirk und Co vorbehalten.
Bis jetzt.

Einem Forscherteam rund um Dr. Harold White vom Limitless Space Institute ist es wohl gelungen, eine echte Warp-Blase zu erschaffen. Aus Versehen. Was einem eben so aus Versehen passiert. Dr. Harold White sagt dazu: “Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, will ich das ganz klar sagen, unsere Entdeckung ist kein Analog-Modell zur Vorstellung einer Warp-Blase. Es handelt sich um eine echte, wenn auch extrem winzige und sehr schwache Warp-Blase.”
Idee der Warp-Blase schon seit den 90er Jahren
Aber immer der Reihe nach, wie ist das gelungen? Eigentlich experimentierte das Forscherteam mit Metallplatten, um mehr über den Casimir-Effekt herauszufinden. Das ist ein Effekt auf Quantenebene, also auf sehr kleiner Ebene, der bewirkt, dass auf zwei parallele, leitfähige Platten im Vakuum eine Kraft wirkt, die beide zusammendrückt. Woher diese Kraft genau stammt, ist ziemlich rätselhaft. Deswegen mussten Quantenphysiker annehmen, dass es bislang noch unbekannte Teilchen geben müsste, sogenannte virtuelle Teilchen, die das verursachen.
Dieser Casimir-Effekt könnte sehr interessant sein für die Nanotechnologie innerhalb von Mikrosystemen, also zum Beispiel Mikrochips. Während der Experimente zum Casimir-Effekt entdeckten die Forscher überraschenderweise eine Struktur auf Nanoebene, die negative Energieeigenschaften aufweist und den Voraussetzungen der Theorie des mexikanischen Forschers Miguel Alcubierre entspricht. Er war einer der ersten, der schon 1994 die Idee einer Warp-Blase wissenschaftlich untermauert hatte und zu dem Ergebnis kam, dass für eine Warp-Blase ein Treibstoff mit negativer Energiedichte erforderlich wäre, den man auch als exotische Materie bezeichnet. Und nicht nur die negative Energie entspricht den Vorhersagen von Miguel Alcubierre, sondern auch auch die ringförmige Struktur der Mini-Warp-Blase.
Mini-Warp-Blase als Grundstein für mehr?
Bedeutet das, dass wir jetzt bald wie die Enterprise ans andere Ende der Galaxis fliegen können? So schnell wird es wohl nicht gehen, denn die entdeckte Mini-Warp-Blase ist natürlich viel zu klein, um sie zur Beförderung eines Raumschiffs zu verwenden. Dafür bräuchte man noch viel viel mehr exotische Materie. Aber Dr. White und seine Kollegen haben ein Konzept für ein sehr kleines Warp-Raumschiff entwickelt, das sich durch die Erschaffung einer eigenen Warp-Blase von einem Ort zum anderen fortbewegen könnte.
Diese Mini-Enterprise soll dann aus einer Kugel mit einem Durchmesser von einem Mikrometer bestehen, die sich im Inneren eines Zylinders mit einem Durchmesser von vier Mikrometern befindet. Wenn das klappt, sind wir wieder einen Schritt näher dran an der Erschaffung größerer Warp-Blasen. Man kann jedenfalls sagen, dass es nun konkrete Forschungsergebnisse gibt, deren Vertiefung uns am Ende zur Entwicklung eines funktionalen Warp-Antriebs führen könnte – und das wäre doch wirklich genial, oder?
Alles Wichtige über die neue Warp-Blase erfahrt ihr im folgenden Video: