Russland droht: Kann das Land die ISS abstürzen lassen?

Raumstation stürzt auf einen Planeten

Die russische Weltraumbehörde hat angedroht, die ISS auf westliche Länder abstürzen zu lassen. Was steckt hinter dieser Drohung? Und wie wahrscheinlich ist dieses Szenario?

Die russische Invasion in der Ukraine hält weiterhin an. Auch wissenschaftliche Projekte bekommen den Krieg zu spüren. Dieses Jahr sollte etwa im Rahmen der ExoMars-Mission ein neuer Rover auf den Mars gebracht werden – da es sich um ein gemeinsames Projekt der europäischen Weltraumbehörde ESA und der russischen Weltraumbehörde Roskosmos handelt, ist es aber wegen des Kriegs auf unbestimmte Zeit verschoben worden. 

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Und auch die Internationale Raumstation ISS ist von der Auseinandersetzung betroffen. Diese ist ein gemeinsames Projekt mehrerer Staaten, unter anderem Russland. Die ISS ist aus verschiedenen Modulen zusammengebaut, die den teilnehmenden Ländern zugeordnet sind. Das Raumlabor Columbus wird von der ESA betrieben, das Forschungsmodul Destiny von der NASA und die Module Nauka, Sarja und einige weitere von der Weltraumbehörde Roskosmos. Wie aber kann man weiter an einer Raumstation zusammen arbeiten, wenn eines der Länder plötzlich einen Angriffskrieg führt, der von den anderen Ländern verurteilt wird? 

Roskosmos-Chef droht bei Twitter

Das ist mehr als kompliziert, vor allem weil der Chef von Roskosmos Dmitri Rogosin vor einigen Tagen bei Twitter das hier gepostet hat: “Wenn Sie die Zusammenarbeit mit uns blockieren, wer wird dann die ISS vor dem unkontrollierten Abstieg aus der Umlaufbahn und dem Absturz auf amerikanisches oder europäisches Territorium bewahren? Es besteht auch die Möglichkeit, dass ein 500 Tonnen schweres Bauwerk auf Indien und China fällt. Wollen Sie ihnen mit einer solchen Aussicht drohen? Die ISS fliegt nicht über Russland, daher liegen alle Risiken bei Ihnen. Sind Sie bereit für sie?”

Das klingt wie eine Drohung, dass die ISS auf aus russischer Sicht feindliche Gefilde abstürzen könnte. Und um noch einen draufzulegen, hat das russische Staatsmedium Ria Novosti ein Video veröffentlicht, das von Roskosmos erstellt wurde. Es zeigt die Abkopplung des russischen Moduls von der ISS und das Ende der Raumstation.

In einer Mischung aus realen Videos und CGI ist zu sehen, wie die russischen Astronauten sich von der Crew verabschieden. Danach koppelt das russische Modul ab und die ISS sinkt antriebslos nach unten und stürzt am Ende wohl in Richtung Erde. Unterlegt ist das Ganze mit dem russischen Song “Proschay“, auf Deutsch „Leb wohl“, der vom Zerbrechen einer tiefen Beziehung handelt. Insgesamt nicht wirklich ein Oscar-reifes Video, aber dennoch bedrohlich. Und wie hat die NASA reagiert? Ganz ruhig und sachlich, in einer offiziellen Mitteilung heißt es: „Die NASA arbeitet weiterhin mit all ihren internationalen Partnern, einschließlich des staatlichen Raumfahrtunternehmens Roskosmos, zusammen, um den sicheren Betrieb der Internationalen Raumstation zu gewährleisten.“

Müssen wir uns also Sorgen machen, dass Russland die ISS torpediert? Ganz genau wissen kann man das natürlich nicht. Solche Drohgebärden während einer kriegerischen Auseinandersetzung gehören dazu, aber ob diese wirklich in die Tat umgesetzt werden, bleibt offen. Das Ende der ISS ist übrigens schon besiegelt. Spätestens 2030 soll die Station kontrolliert abstürzen, nach stolzen 30 Jahren in Betrieb. Das Druckmittel der Russen, jetzt kurz vor Ende der Mission die ISS ihrem Schicksal zu überlassen, ist wenig glaubhaft – vor allem, weil auch durch eine Abkopplung des russischen Moduls ein Absturz nicht die zwingende Konsequenz wäre. 

SpaceX: Dragon-Kapsel als Ersatzmodul?

Durch ein Ersatzmodul und einen zusätzlichen Booster könnte die ISS auf ihrer bisherigen Umlaufbahn verbleiben. Auf einen Tweet von Roskosmos-Chef Rogosin hat kein geringerer als Elon Musk geantwortet. Rogosin fragte: “Wer rettet die ISS vor einem unkontrollierten Abstieg aus der Umlaufbahn?” Und Musk antwortete nur mit einem Bild des SpaceX-Logos. Denkbar wäre, dass eine Dragon-Kapsel von SpaceX mit zusätzlichen Funktionen ausgestattet wird und das russische Modul ersetzen könnte. Auf dieser Darstellung des Twitter-Nutzers Space_Pete sieht man, wie die NASA ohne russisches Modul und einer Dragon-Kapsel als Ersatz aussehen würde. Er schreibt dazu: “So würde die ISS ohne das russische Segment aussehen – an seiner Stelle könnte eine Dragon angedockt werden, der die Fähigkeit zum Reboost und zur Lageregelung bietet.” 

Egal wie die Sache mit der ISS ausgeht, es ist schade, dass gerade dieses Projekt Teil des Propagandakriegs wird – denn die ISS war nicht zuletzt als eine Art Friedensmission geplant. Verschiedene Staaten arbeiten gemeinsam an der Erforschung des Weltraums – was könnte es Besseres geben, das Völker mehr vereint? Und die Zusammenarbeit zwischen Russland und den westlichen Staaten war bisher jahrzehntelang eine wichtige Schiene der gemeinsamen Annäherung. 

Mehr über die russische Drohung und die Zukunft der ISS erfahrt ihr in diesem Video:


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Eine Blume auf dem Mars

Blume auf dem Mars

Eine Blume auf dem Mars – die ist jetzt auf einem neuen Foto des Curiosity-Rover zu erkennen. Was hat der Rover da wirklich fotografiert und wie kommt diese seltsame Form zustande?


In den letzten Wochen lag der Fokus der Mars-Erforschung vor allem auf den Bildern des neuen Rovers Perseverance und des kleinen Helikopters Ingenuity. Dabei wird aber oft vergessen, dass auch noch andere Rover derzeit auf dem Mars rumtuckern, nämlich der NASA-Rover Curiosity und der chinesische Rover Zhurong. Und die liefern natürlich auch aufregende Bilder – zum Beispiel dieses hier von Curiosity. 

Blume auf dem Mars
Mineralienformation auf dem Mars

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Die kuriose Formation sieht tatsächlich aus wie eine Blume. Ein bisschen erinnert es an eine Art versteinerte Koralle. So weit hergeholt ist dieser Gedanke vermutlich nicht, denn mittlerweile gehen fast alle Wissenschaftler davon aus, dass der Mars früher von gigantischen Ozeanen überzogen war. Da könnte doch irgendeine marsianische Alien-Koralle übrig geblieben sein, oder? Nein, leider nicht. Denn das Curiosity-Forscherteam hat verkündet, dass es sich um eine mineralische Formation handelt, um genau zu sein: um einen diagenetischen Kristallcluster. 

Es könnte einst Wasser auf dem Mars gegeben haben.

Mineralien statt Blumenstrauß

Dabei handelt es sich um eine spezielle Mineralienformation, die einst in das marsianische Gestein eingebettet war. Dieses ist aber nach und nach erodiert – und übrig blieb die Mineralansammlung. Die ist relativ immun gegen Erosion und hat das Gestein, in das sie eingebettet war, überdauert. Man bezeichnet das auch als Konkretion. Ähnliche geologische Formationen hat man auf dem Mars schon öfter fotografiert. Der Rover Opportunity hat 2004 dieses berühmte Foto von den sogenannten Mars-Blaubeeren gemacht. 

Blaubeeren auf dem Mars
Blaubeeren auf dem Mars?

Aber Ihr ahnt es schon: Blaubeermuffins auf dem Mars können wir uns abschminken. Hierbei handelt es sich nämlich nicht um saftige Beeren, sondern ebenfalls um Mineralien. Und diese Mars-Blaubeeren entstehen genau so wie die Mars-Blume, nämlich durch Verdichtung von Mineralien. Und auch um unsere Blume herum sehen wir kugelförmige Konkretionen, die eher den Blaubeeren zu ähneln scheinen. Man könnte vermuten, dass diese Blumenform außergewöhnlich ist.

Aber wie hat Curiosity diese Aufnahme überhaupt gemacht? Ganz einfach: mit dem Mars Hand Lens Imager. Das ist eine hochauflösende Kamera am vorderen Armende von Curiosity. Der Mars Hand Lens Imager dient als eine Art Mikroskop und ist zur optischen Untersuchung von sehr kleinen Strukturen gedacht. Auf der Website der NASA findet Ihr übrigens eine Galerie mit allen Mars Hand Lens Imager Bildern und da sind wirklich einige faszinierende dabei. 

ExoMars
Rover auf dem Mars

Hoffnung auf Spuren von Leben auf dem Mars

Man hatte sich weitere Durchbrüche in der Suche nach Leben auf dem Mars durch den neuen Rover ExoMars erhofft. Der Fokus von ExoMars liegt auf der Exobiologie, das heißt, der Rover sollte den Marsboden analysieren im Hinblick auf Zeichen für außerirdisches Leben. Denn, wenn es stimmt, dass der Mars früher lebensfreundlich war, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich irgendwo zumindest noch Rückstände von Leben finden lassen.

Noch mehr Informationen über die tollen Mineralienformationen auf dem Mars erfahrt Ihr in diesem Video:

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