Unsere Existenz hat etwas mit der Bewegung des Sonnensystems durch die Galaxis zu tun. Forscher fanden heraus, dass es einen galaktischen Rhythmus von 200 Millionen Jahren gibt, der alles auf unserem Planeten beeinflusst.
Trauriger Fakt: Ihr habt erst in einigen Millionen Jahren wieder Geburtstag. Zumindest wenn man als Referenzwert ein galaktisches Jahr nimmt. Denn das dauert 225 Millionen Erdenjahre. Aber was ist ein galaktisches Jahr überhaupt und wofür muss man in so langen Zeitskalen messen?
Unsere Erde ist ziemlich sportlich. Sie dreht sich um sich selbst, sie rotiert um die Sonne und als Teil des Sonnensystems bewegt sie sich um das Zentrum unserer Galaxis, der Milchstraße. Diese Bewegung unseres Sonnensystems ist vielen völlig unbekannt, dabei rasen wir gerade in diesem Moment durch die Milchstraße und zwar mit einer Geschwindigkeit von 900.000 Kilometer pro Stunde. Als Ihr heute morgen aufgewacht seid, wart Ihr an einer anderen Stelle im Weltraum, Millionen von Kilometern entfernt.
Wie lange dauert ein galaktisches Jahr?
Eine Umrundung unseres Sonnensystems um das galaktische Zentrum dauert 225 Millionen Jahre und wird als ein galaktisches Jahr bezeichnet. Und irgendwie liegt der Gedanke nahe, dass dieses galaktische Jahr erhebliche Auswirkungen auf die Erde haben könnte. Wir reden hier über gewaltige Zeiträume, am Anfang dieses galaktischen Jahrs, existierten noch Dinosaurier auf der Erde. Und es gibt viele Forscher, die es für möglich halten, dass auch das Klima auf der Erde und geologische und tektonische Prozesse durch das galaktische Jahr, durch unsere Bewegung durch die Milchstraße, beeinflusst werden.

Nun hat man Beweise dafür gefunden, dass wir sogar unsere Existenz dieser galaktischen Bewegung verdanken, so unglaublich das auch klingt. Dazu etwas Poesie: „Um die Welt in einem Sandkorn zu sehn / und den Himmel in einer wilden Blume, / halte die Unendlichkeit auf deiner flachen Hand / und die Stunde rückt in die Ewigkeit.“ Das ist aus einem Gedicht von William Blake und es beschreibt sehr schön, was Geologen tun. Sie betrachten ein Sandkorn oder einen Stein und schließen von dessen Beschaffenheit auf den Aufbau der gesamten Erde zurück. Sie sehen die Welt in einem Sandkorn. Und genau das haben Forscher von der australischen Curtin University nun auf die Spitze getrieben und vom Aufbau des irdischen Gesteins auf galaktische Vorgänge geschlossen. Sie haben nicht nur die Welt, sondern eine ganze Galaxie in einem Sandkorn gesehen. Der die Forschungsarbeit führende Professor Chris Kirkland sagt: “Wir beobachten die Zusammensetzung von Mineralkörnern, die kleiner sind als die Breite eines menschlichen Haares. Dann extrapolieren wir die chemischen Prozesse, […] um sie mit dem Platz der Erde in der galaktischen Umgebung in Verbindung zu bringen.”
Informationen im Krustengestein der Erde
Was haben die Forscher gemacht? Sie haben Gestein der Erdkruste untersucht und eine Art geologische Zeitleiste aus den Informationen erstellt, die sie aus dem Gestein herauslesen können. Denn in Krustengestein ist beispielsweise Uran gebunden, das aufgrund seines radioaktiven Zerfallsprozess eine perfekte Chronik erschafft, die Geologen interpretieren können. Anders gesagt: Sie haben eine Zeitleiste der Erdkrustenproduktion ermittelt. Wann ist die Erdkruste in welchem Zeitraum entstanden beziehungsweise wann gab es die größten Transformationsprozesse? Sie fanden heraus, dass es einen ungefähren 200-Millionen-Jahre-Rhythmus für die Krustenbildung auf der frühen Erde gab. Vor Milliarden Jahren, als unsere Erde ganz jung war, hat die Erdkruste alle 200 Millionen Jahre wichtige Entwicklungsschritte durchlaufen. 200 Millionen Jahre – passt ja ziemlich gut zum galaktischen Jahr von 225 Millionen Jahren, oder? Und es passt noch besser zu einer Teilbewegung innerhalb des galaktisches Jahres.

Dafür reisen wir mal fix von der Erdkruste weit hinaus zu den Spiralarmen unserer Galaxis. Wenn das Sonnensystem um das supermassive Schwarze Loch im Zentrum der Galaxis düst, bleibt es dabei nicht immer exakt an derselben Stelle innerhalb der Milchstraße. Die Bewegung des Sonnensystems unterscheidet sich ganz leicht von der Bewegung der Spiralarme. Die Spiralarme und das Sonnensystem kreisen mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten um das Zentrum der Galaxie. Diese Differenz in der Geschwindigkeit führt dazu, dass unser Sonnensystem in die Arme der Galaxie hinein- und wieder heraussurft. Im Laufe dieser langen Zeitspanne ist das Sonnensystem mal mitten innerhalb eines Spiralarms und mal etwas in den Außenbereichen. Und zwischen dem Ein- und Austritt unseres Sonnensystems in einen Spiralarm der Milchstraße liegen – drei mal dürft Ihr raten – 200 Millionen Jahre.
Oortsche Wolke und die Erdkruste
Das passt also alles perfekt zusammen. Stellt sich jetzt nur noch die Frage, inwiefern denn dieses Spiralarmsurfen unseres Sonnensystems die Bildung der Erdkruste bestimmt haben könnte. Und da kommt ein weiterer Begriff ins Spiel: Oortsche Wolke. Was ist das schon wieder? Das ist ein weit entfernter Bereich, der die letzte Grenze des Sonnensystems darstellt. Hier ist die Schwerkraft der Sonne gerade noch stark genug, um Objekte wie Kometen und Staubteilchen in ihrem Bann zu halten. Die Oortsche Wolke ist bislang noch nicht sicher nachgewiesen, aber das liegt nur daran, dass unsere technischen Mittel noch zu schlecht sind, um sie zu sehen. Aber die Gesetze der Physik gebieten, dass es sie geben muss – denn, an einem bestimmten Punkt muss die Grenze liegen, an der die Schwerkraft der Sonne langsam die Überhand verliert und die Schwerkraft anderer Sterne innerhalb der Galaxis stärker wird. Und genau dort bildet sich eben eine schalenartige Hülle um das Sonnensystem. Man nimmt an, dass die Oortsche Wolke gigantische Ausmaße hat, sie könnte über anderthalb Lichtjahre groß sein. Anders gesagt: Selbst mit Lichtgeschwindigkeit bräuchtet Ihr noch anderthalb Jahre, um das Ende der Oortschen Wolke zu erreichen. Bis also beispielsweise die Voyager-Sonden die Oortsche Wolke erreichen, wird noch sehr viel Zeit vergehen. Kaum vorstellbar was sich in diesen noch unbekannten Bereichen des Sonnensystems verbergen mag.
Wenn das Sonnensystem in einen Spiralarm hinein surft, wird durch die Wechselwirkung zwischen den Sternen und der instellaren Materie des Spiralarms und der Oortschen Wolke Material aus der Wolke herausgelöst und Richtung inneres Sonnensystem geschleudert. Ein Teil dieses Materials, also Kometen und Asteroiden, hat in der Vergangenheit offensichtlich die Erde getroffen. Objekte, die so einen langen Anfahrtsweg Richtung Erde haben, schlagen mit einer immensen Geschwindigkeit auf unserem Planeten ein. Das Forscherteam denkt, dass die regelmäßigen Spuren, die sie im Krustengestein festgestellt haben, genau durch diese hochenergetischen Einschläge aus der Oortschen Wolke produziert wurden, die durch die Bewegung unserer Erde im Rahmen des galaktischen Jahres getriggert wurden. Wahnsinn, oder? Irgendwie unglaublich, dass unser Alltag letztlich von diesen für uns unfassbaren langwierigen galaktischen Prozessen geprägt ist. Denn wenn die Erdkruste niemals so entstanden wäre, wie sie nun mal entstanden ist, dann gäbe es uns gar nicht oder zumindest nicht in dieser Form.

Professor Kirkland drückt es sehr schön aus: “Es ist beeindruckend, in den Himmel zu schauen und die Sterne zu sehen, und dann zu den Füßen hinunterzuschauen und das Gestein zu spüren – all das ist durch einen in der Tat großartigen Rhythmus verbunden.” Und einige von euch sind bestimmt auf denselben Gedanken gekommen: Könnte es dann nicht auch sogar sein, dass nicht nur die Erdkruste wegen dieser Prozesse entstanden ist, sondern, dass vielleicht sogar das Leben so auf die Erde kam? Ein Komet von weit weg, vielleicht sogar aus einem ganz anderen Bereich des galaktischen Spiralarms, könnte durch diesen Rhytmus Richtung Erde geschleudert worden sein. Auf diesem Komet befanden sich vielleicht organische Materialien, oder zumindest präorganische Dinge wie Aminosäuren, das Ding ist auf der Erde eingeschlagen und durch diese glückliche Verkettung der Ereignisse lest ihr jetzt diesen Beitrag. Der galaktische Rhytmus ist also eine perfekt passende Ergänzung der Panspermie-Theorie, also der Idee, dass das Leben auf der Erde irgendwie aus dem Kosmos kam.
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