Subglaziale Flüsse: Leben unter dem ewigen Eis?

Entdeckung in der Antarktis

Wissenschaftler haben etwas Spektakuläres unter dem Eis der Antarktis entdeckt: subglaziale Flüsse. Schlummert da unten im ewigen Eis etwa eine fremde Welt? 

Eine unserer fundamentalen Annahmen über die Antarktis war komplett falsch. Und diese Annahme betraf eine geheimnisvolle Welt voller Seen unter der Oberfläche der Antarktis. Man würde es zwar nicht vermuten, wenn man durch die gigantische antarktische Eiswüste stappft, aber unter dem Eis gibt es jede Menge flüssiges Wasser und zwar in sogenannten subglazialen Seen. 

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Wir reden hier nicht von Wasser, das unter einer dünnen Eiskruste ist, wie der zugefrorene Tümpel in eurem Dorf, sondern von Gewässern, die unter einer Eisschicht von mehreren 100 oder sogar tausenden Metern liegen. Der größte bekannte subglaziale See in der Antarktis ist der Wostoksee. Der liegt in fast 4000 Metern Tiefe, ist 50 Kilometer breit und über einen Kilometer tief. 

370 subglaziale Seen in der ANTArktis bekannt

Die Vorstellung ist absolut faszinierend, dass dort unten eine geheime eisige Wasserwelt existiert, in der nach neuesten Erkenntnissen sogar Leben existieren kann. Der Wostoksee ist ein eigenes Ökosystem, das wohl im Vergleich zu unserem Lebensraum fremdartiger nicht sein könnte. Der Wostoksee ist der größte von über 370 subglazialer Seen in der Antarktis. 

Eishöhle mit Fluss
Subglaziale Flüsse unter dem Eis der Antarktis

Bislang gingen die Wissenschaftler davon aus, dass diese subglazialen Seen voneinander isoliert und nicht miteinander verbunden sind. Die Erklärung dahinter war, dass diese geheimen Seen Überreste aus einer Zeit sind, in der er es in der Antarktis noch wärmer war, denn dieser eisige Kontinente war ja nicht immer so kalt und karg. Ganz früher war die Antarktis wohl mit dichten Wäldern und einer reichhaltigen Fauna bedeckt. In Grönland etwa wusste man, dass es ein zusammenhängendes unterirdisches Seen- und Flusssystem gibt, aber in der Antarktis ging man eben von nicht miteinander verbundenen Seen aus – und jetzt haben wir herausgefunden, dass das absolut unzutreffend ist. 

Flusssysteme unter der Antarktis

In einer neuen Studie haben Forscher veröffentlicht, dass subglaziale Flüsse unter dem Eis gefunden wurden, die die Seen miteinander verbinden. Co-Autor Martin Siegert sagt dazu: “Als wir vor einigen Jahrzehnten die ersten Seen unter dem Antarktiseis entdeckten, hielten wir sie für isoliert voneinander. Jetzt beginnen wir zu verstehen, dass es dort unten riesige Systeme von miteinander verbundenen Flüssen gibt.”

Das bestätigt mal wieder die Auffassung, dass Wissenschaft im Prinzip daraus besteht, sich nach vorne zu irren. Obwohl man davon ausging, dass subglaziale Flusssysteme unmöglich seien, weil sich in der Antarktis selbst im Sommer kein Schmelzwasser an der Oberfläche bildet, wurde man nun eines besseren belehrt. Und wir reden hier nicht über kleine subglaziale Bäche, sondern über gewaltige Ströme. Der größte Fluss unter dem Eis, den die Forscher entdeckt haben, besitzt eine Länge von 460 Kilometern. Das ist immerhin knapp ein Drittel der Länge des Rheins – und der ist lang, wie sicherlich alle Leser von der Schweiz, über Speyer bis nach Köln hin zur holländischen Küste wissen. 

Subglaziale Flüsse: Radarmessungen in der Antarktis

Aber wie haben die Forscher dieses subglazialen Flüsse denn entdeckt? Haben die sich etwa unter das Eis gegraben? Das funktioniert leider selbst mit den fortschrittlichsten technischen Mitteln nicht in dieser Tiefe, deswegen ist man immer angewiesen auf indirekte Beobachtungen. Die Forscher stießen auf die Flüsse, als sie mithilfe von Radarmessungen per Flugzeug und geophysikalischen Modellen die subglaziale Topografie einer bisher kaum untersuchten Region in der Nähe des Filchner-Ronne-Schelfeises untersuchten. Dieses zweitgrößte Schelfeis der Antarktis liegt östlich der westantarktischen Halbinsel im Weddellmeer. 

Auch ganz schön eisig: der Pluto. Holt euch jetzt diesen süßen Plüsch-Pluto nach Hause!

Das subglaziale Flusssystem befindet sich also nur in dieser Region nahe des Filchner-Ronne-Schelfeises. Und das ist aufregend, denn es erscheint sehr unwahrscheinlich, dass dies der einzige Teil der Antarktis mit solchen Flüssen ist. Vermutlich bedeutet es viel eher, dass die gesamte Antarktis unterwandert ist von einem riesigen geheimnisvollen Flusssystem, von dem wir jetzt eben erst einen winzigen Teil entdeckt haben! 

Subglaziale Flüsse haben Einfluss auf Gletscher in der Antarktis

Und das ist eine super wichtige Entdeckung, denn diese Flüsse haben einen starken Einfluss auf die antarktischen Gletscher. Wie die Forscher ermittelten, fließen aus dem Kanal unter dem größten Eisstrom rund 24,2 Kubikmeter Wasser pro Sekunde unter das Schelfeis. In der Forschungsarbeit heißt es: “Diese Kanäle sind entscheidend, um Wasser vom Inneren des Eisschilds zur Grundlinie der Gletscher zu transportieren. Jede Veränderung des Durchstroms, ihrer Größe oder ihres Drucks kann große Teile des basalen Systems der Antarktis beeinflussen und damit auch die Flussraten des Eises.”

Diese Flüsse sind also entscheidend dafür, wie schnell die großen Gletscher und Eisströme Richtung Meer fließen, denn wie viel von diesem Eis schmilzt, ist eng damit verknüpft, wie rutschig die Gletscherbasis ist. Die Existenz der subglazialen Flüsse könnte endlich eine Erklärung für ein großes antarktisches Geheimnis sein und zwar, weshalb einige der Gletscher schneller fließen als es ihr Gefälle nahelegen würde. Und wir reden übrigens alleine in der nun untersuchten Region über immense Mengen von Gletschereis. Die Region, unter der dieser Fluss liegt, umfasst genug Eis um den globalen Meeresspiegel um 4,3 Meter anzuheben.

Gletscher
Neue Erkenntnisse über die Gletscher unserer Erde

Annahme über Gletscher falsch

Und das aus dem subglazialen Fluss ins Meer strömende Schmelzwasser beeinflusst auch das Schelfeis. Denn das an der Grundlinie der Gletscher ausströmende Süßwasser sinkt ab und so kann im Gegenzug wärmeres Wasser an die Eisunterseite nachströmen. Das könnte das Abtauen des Schelfeises von unten vorantreiben und auch erklären, warum an der Unterseite des Schelfeises große Einbuchtungen und Rinnen entstehen. Also insgesamt kann man sagen: Bislang waren im Prinzip alle unsere Modelle bezüglich der antarktischen Gletscher super unvollständig, da wir diesen großen Einflussfaktor der subglazialen Flüsse nicht kannten. 

Das heißt auch, dass wir unsere Vorstellung vom Abtauen der Gletscher gewaltig anpassen müssen und dass sehr viele Faktoren eine Rolle spielen, die alle ineinander greifen. Der an der Forschung beteiligte Wissenschaftler Neil Ross formuliert es so: “Die Entdeckung eines Flusses, der hunderte Kilometer landeinwärts reicht und wesentliche Prozesse beeinflusst, zeigt, dass wir die Eisschmelze nicht vollständig verstehen können, ohne das gesamte System zu betrachten – Eisschild, Ozean und Schmelzwasser.”

Mehr über Eismonde lernen

Die Antarktis-Forschung ist übrigens so spannend, weil wir dadurch auch immer etwas über die Eismonde der Gasplaneten lernen. Klingt unglaublich, aber diese weit entfernten Trabanten haben viele Gemeinsamkeiten mit der Antarktis. Es ist mittlerweile erwiesen, dass sich unter der Oberfläche der Monde Ganymed und Europa gewaltige Wasserozeane befinden. Das heißt, wir haben hier flüssiges Wasser unter einer gewaltigen Eisschicht. Wie in der Antarktis. 

Wenn es in der Antarktis ein subglaziales Flusssystem gibt, spricht einiges dafür, dass auch die Monde der Gasplaneten solche unterirdischen Flüsse beherbergen könnten. Riesige Ozeane, Flüsse, Wärme durch die Schwerkrafteffekte von Jupiter und Co – das klingt nach den perfekten Voraussetzungen für außerirdisches Leben. Und schließlich wissen wir, dass es in den subglazialen Gewässern der Antarktis Leben gibt. Warum also nicht auch auf Europa, Enceladus, Triton und wie sie alle heißen? Und noch ein unglaublicher Fakt: Obwohl der Jupiter-Mond Europa deutlich kleiner ist als die Erde, ist die dort vorhandene Menge an flüssigem Wasser mehr als doppelt so groß wie die aller irdischen Ozeane zusammengenommen. 

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Ostsee-Anomalie: Der Star-Wars-Felsen unter dem Meer

Liegt am Boden der Ostsee etwa ein UFO? Aufnahmen zeigen ein Objekt, das an eine Art Raumschiff erinnert – in diesem Beitrag erfahrt ihr mehr darüber. 

Wer das erste mal die Aufnahmen von der sogenannten Ostsee-Anomalie sieht, denkt vermutlich schnell an den Millenium-Falken, das Raumschiff von Halo aus Star Wars. Sind Han und Chewie in der Ostsee abgestürzt? Eher unwahrscheinlich. Aber worum könnte es sich bei dieser ominösen Gesteinsformation auf dem Meeresboden dann handeln? 

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Anomalie im Bottnischen Meerbusen

2011 untersuchten die beiden Schweden Peter Lindberg und Dennis Åsberg den Boden der Ostsee im Rahmen einer Schatzsuche. Richtig gehört, die beiden sind professionelle Schatzsucher und suchen den Meeresgrund nach Schiffswracks und versunkenen Schätzen ab. Das Team hat den Meeresboden mit Hilfe von zwei Instrumenten gescannt, vor allem mit dem sogenannten Multi Beam. Mit diesem Gerät kann man vom Boot aus detaillierte dreidimensionale Bilder des Meeresgrundes erstellen. Das andere Instrument ist ein Schleppsonar, mit dem eine zweidimensionale Karte vom Meeresboden angefertigt werden kann, die wesentlich größer als die kleineren, aber detaillierten Ausschnitte des Multi Beams sind. 

Im Bottnischen Meerbusen, also dem nördlichsten Teil der Ostsee, stießen sie dann in circa 80 Meter Tiefe auf die kuriose Anomalie. Die scheibenförmige Formation weist eine Höhe von etwa drei bis vier Meter und einen ungefähren Durchmesser von sechzig Meter auf, also imposante Ausmaße. Der Grund, weshalb das Ganze so unnatürlich und irgendwie künstlich hergestellt aussieht, sind die klaren Kanten, symmetrische Öffnungen und fast perfekten 90 Grad Winkel. Als die ersten Sonaraufnahmen der Ostsee-Anomalie veröffentlicht wurden, schossen daher die übernatürlichen Erklärungsversuche nur so aus dem Boden. In den paranormalen Kreisen halten sich vor allem zwei Erklärungsansätze hartnäckig: Die einen sagen, dass es sich eindeutig um ein Fluggerät von außerirdischen Besuchern handelt, die anderen sind davon überzeugt, dass wir den Beweis für die sagenumwobene Stadt Atlantis sehen, die der Legende nach vor langer Zeit im Meer versank. 

Sonaraufnahme der Ostsee-Anomalie

Und angeblich soll es sogar mehr als nur das eine große runde Objekt geben. Auf den veröffentlichten Sonarbildern sind nach Interpretation der Entdecker drei voneinander unabhängige Objekte zu sehen: das Hauptobjekt sowie ein weiteres kleineres Objekt, das bisher noch nicht genau untersucht wurde, aber Ähnlichkeiten zu dem Hauptobjekt erkennen lässt. Beide Objekte sollen außerdem Schleifspuren von etwa 400 Metern zeigen. Der letzte Bestandteil sei ein Berg, durch den eine auf einer Linie mit dem Hauptobjekt liegende Schlucht führe. Diese Angaben sind jetzt schon mit Vorsicht zu genießen, da das wirklich nur auf reiner Interpretation der Entdecker basiert und da schon eine Menge Fantasie mitspielt.

Worum handelt es sich denn nun bei der Ostsee-Anomalie?

Die Alien- und Atlantistheorien können wir vermutlich ausschließen. Wie wahrscheinlich ist es, dass tatsächlich eine interstellar reisende Spezies zur Erde fliegt, also eine unfassbar fortschrittliche Zivilisation – und deren Raumschiff sieht einfach rein zufällig genauso aus wie ein Raumschiff aus Star Wars? Und sie stürzen erst mal in der Ostsee ab, obwohl sie vorher mehrere 100 Lichtjahre zurückgelegt haben. Das müssten ziemlich dämliche kosmische Besucher sein.

Und Atlantis? Das gehört eindeutig ins Reich der Legenden. Apropos Legenden: Viele der Angaben rund um die Ostsee-Anomalie wirken mittlerweile auch arg dazu erfunden. Das Entdeckerteam behauptet etwa, dass viele Instrumente wie Funkgeräte und Digitaluhren ausfallen würden, wenn man sich der Anomalie nähert. Dazu muss man sagen, dass die Entdecker nach dem Fund Verträge mit Fernsehsendern zur Vermarktung des Ganzen abgeschlossen haben – das hat alles zumindest ein Geschmäckle und lässt den ganzen Fund ein wenig unseriös erscheinen. Deswegen gibt es nun auch schon Leute, die die Existenz der Anomalie komplett anzweifeln und behaupten, die Sonaraufnahmen seien gefälscht. Und tatsächlich sind die genauen Koordinaten der Anomalie auch nicht bekannt, so dass man nicht mal eben nachschauen kann. 

Gehen wir aber mal davon aus, dass die Anomalie existiert, was ist dann die Erklärung? Das Gebiet ist häufiger Schauplatz von Militärübungen der NATO, es wäre also grundsätzlich denkbar, dass hier gesunkenes Militär-Equipment liegt. Vielleicht lautet die Antwort einfach Pareidolie. Das bezeichnet das Phänomen, in Dingen und Mustern vermeintliche Gesichter und vertraute Wesen oder Gegenstände zu erkennen. Ihr habt das alle schon mal erlebt, fast jeder Mensch neigt dazu, in unbewegten Dingen vertraute Muster zu erkennen. Schaut euch mal diesen Felsen hier aus Island an. Was erkennt Ihr? Lasst mich raten: Einen Elefanten, oder? 

Beispiel für eine Pareidolie: Felsen in Island

Mit der Ostsee-Anomalie verhält es sich vermutlich genau so: Auf den Sonarbildern sieht das ganze aus dieser einen bestimmten Perspektive eben ein wenig so aus wie ein bekanntes Objekt und unser Gehirn geht sofort an die Arbeit und versucht es mit etwas Vertrauem zu verknüpfen. Würde man aber auf dem Meeresboden stehen und die Formation von vorne sehen, würde der Anschein des Millenium-Falken vermutlich sofort verschwinden. Sorry, Han. 

Ein weiteres bekanntes Beispiel für Pareidolie ist das Mars-Gesicht, das Ihr unten seht. Dieses Bild hier wurde vom Orbiter Viking 1 im Jahre 1976 aufgenommen und zeigt einen Felsen, der irgendwie auf gruselige Art und Weise an ein Gesicht erinnert. Als das Foto veröffentlicht wurde, geschah genau dasselbe wie mit der Ostsee-Anomalie: Sofort behaupteten die ersten, dass wir eindeutig ein Alien-Bauwerk sehen würden, so eine Art marsianische Version der Statuen auf den Osterinseln oder so. 

Das Mars-Gesicht…
… ist nur eine Art Hochland.

Knapp 30 Jahre später warf die NASA-Raumsonde Mars Reconnaissance Orbiters dann mit nun viel besseren Kameras noch mal einen Blick auf den Felsene und siehe da, es ist einfach nur eine kleine Erhöhung, eine Art Hochland auf dem Mars. Auf dem neuen Foto mit der höheren Auflösung sind die Merkmale, die vorher scheinbar das Gesicht bildeten, völlig verschwunden. Die Pareidolie hat sich in Luft aufgelöst. 

Ist die Anomalie ein Relikt aus der Eiszeit?

Zwar nicht aus der Eiszeit, aber trotzdem cool

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Bleibt noch ein kleines Fragezeichen bezüglich der ganzen Sache. Angeblich – und die Betonung liegt auf angeblich – haben Peter Lindberg und Dennis Åsberg damals Gesteinsproben vom Meeresgrund nehmen können und diese analysieren lassen. Unter anderem enthielt die Probe vulkanisches Gestein. Das ist ein bisschen mysteriös, denn vulkanisches Gestein kommt in der Ostsee am Meeresgrund eher nicht vor. Bedeutet das, dass das Objekt von ganz weit weg irgendwie dorthingesteuert wurde? Nein, eine naheliegendere Erklärung liefert uns der Geologieprofessor Volker Brüchert von der Uni Stockholm: “Da die gesamte nördliche Ostseeregion so stark von eiszeitlichen Tauwetterprozessen beeinflusst wird, ist es wahrscheinlich, dass sowohl das Merkmal als auch die Gesteinsproben im Zusammenhang mit eiszeitlichen und nacheiszeitlichen Prozessen entstanden sind. Möglicherweise wurden diese Gesteine von Gletschern dorthin transportiert.”

Also: Scheinbar nur ein Felsen und keine Aliens. Aber immerhin ein Felsen, der dank Pareidolie von oben aussieht wie der Millenium Falke. Ist ja auch schon cool. 

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Das Geheimnis des Hiawatha-Kraters

Unter dem massiven Eis Grönlands schlummert ein mysteriöser Krater, der den Wissenschaftlern schon lange Rätsel aufgibt. Nun hat man eine absolut überraschende Entdeckung zu diesem Krater gemacht.

Grönland ist ein absolut faszinierender Ort. Es ist die größte Insel der Welt und fast 80 Prozent der Landmasse sind von Eis und Gletschern bedeckt. Wie riesig Grönland ist, sieht man daran, dass selbst der kleine eisfreie Teil der Insel immer noch die Größe von ganz Schweden aufweist. Politisch gehört Grönland als eigenständiger Landesteil zu Dänemark, geographisch liegt es aber in Nordamerika. Das grönländische Eis ist laut Forschern zwischen 400.000 und 800.000 Jahren alt – das ist zwar für unsere Maßstäbe alt, aber in geologischen Zeiträumen betrachtet quasi nur ein Augenblick. Da stellt sich die Frage: Was war eigentlich vor dem Eis und was befindet sich unter dem Eis?

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Unten seht Ihr eine topographische Karte der grönländischen Landfläche unter dem Eisschild. Im äußersten Nordwesten Grönlands befindet sich der Hiawatha-Gletscher. 2015, also vor gar nicht so langer Zeit, machten Forscher dort eine unglaubliche Entdeckung: Unter dem Gletscher befindet sich ein Krater von epischem Ausmaß. 

Topographische Karte des grönländischen Landes

Den Krater entdeckte man bei einer Untersuchung durch die NASA-Mission IceBridge, bei der die Dicke des Eisschilds mit Hilfe von Radargeräten aus der Luft gemessen wurde. Der Hiawatha-Krater erstreckt sich über 31 Kilometer und liegt unter der bis zu einem Kilometer dicken grönländischen Eisdecke. 31 Kilometer – das kann nur durch einen extremst heftigen Einschlag verursacht werden. Zum Vergleich: Der Chicxulub-Krater, bei dem man als Verursacher den Meteor vermutet, der letztlich das Massenaussterben der Dinosaurier einleitete, besitzt einen Durchmesser von 180 Kilometern. Der Hiawatha-Krater ist also schon wesentlich kleiner, aber trotzdem in der Größenordnung der weltverändernden Einschläge. 

Löste der Hiawatha-Krater die Dryas-Kaltzeit aus?

Umso erstaunter waren die Wissenschaftler nach der Entdeckung des Kraters 2015 natürlich: Denn jetzt hatte man die Situation, das man zuerst den Krater gefunden hat und sich dann erst auf die Suche nach den weltweiten Auswirkungen des Einschlags machen musste – beim Chicxulub-Krater war es ja genau andersrum. Die Existenz von Dinosauriern und deren Massenaussterben war lange bekannt, aber der zugehörige Krater fehlte. Und deswegen sprießten nach der Entdeckung des Hiawatha-Kraters die wildesten Hypothesen aus dem Boden, besonders populär war die Idee, dass der Einschlag verantwortlich war für eine ominöse Kaltzeit, die vor 13.000 Jahren begann. 

Die Größe des Hiawatha-Kraters

Anhand der Untersuchung von fossilen Baumstämmen hatten Forscher herausgefunden, dass es in Europa vor 13.000 Jahren zu einem extremen Umschwung im Klima kam, der Flora und Fauna grundlegend verändert hat. Dieser Kälteeinbruch wurde benannt nach einer arktischen Pflanze und heißt Dryas-Kaltzeit. Es hat also irgendwie alles gepasst und alle waren glücklich: Die Erklärung für die Dryas-Kaltzeit war mit dem Hiawatha-Krater gefunden. 

Ganz so einfach ist die Sache dann leider doch nicht. Denn nun haben Forscher noch mal einige Mineralkristalle aus dem Krater genauer unter die Lupe genommen. Die untersuchten Kristalle wurden von Schmelzwasser aus dem Kraterbereich an den Rand des Gletschers geschleppt. Und das Ergebnis von deren Untersuchung hat alle Hypothesen über den Haufen geworfen.

Wie alt ist der Hiawatha-Krater? 

Durch eine geochemische Analyse der herausgespülten Kristalle und einer Messung des radioaktiven Zerfalls ihrer Isotopen gelang man zu einem relativ eindeutigen Ergebnis: Der Krater ist nicht 13.000 Jahre alt, sondern 58 Millionen Jahre. Man hatte sich vorher also ganz leicht verschätzt. Vielleicht fragt Ihr euch jetzt, wie man das Alter so genau feststellen kann. Einige der untersuchten Kristalle, genau genommen Zirkonkristalle, wiesen lineare Bruchmuster auf, die als Beleg dafür dienen, dass sie aus der Zeit des Einschlags stammen. Im Zirkon sind Spuren von radioaktivem Uran enthalten, dessen Zerfall in Blei eine genaue Datierung der Proben ermöglicht. 

Der Hiawatha-Gletscher aus der Luft

Der Einschlag des Hiawatha-Meteors geschah also zu einer Zeit, als die Menschen noch nicht mal annäherungsweise auf der Bildfläche der Evolution aufgetaucht waren. Damals war es viel wärmer und Grönland war übersät von dichten Wäldern, von der heutigen Eiswüste keine Spur. Vermutlich lebten dort damals viele prähistorische Lebewesen, deren Tag von dem Einschlag dann ziemlich vermiest wurde. Der Meteorit traf demnach nämlich nicht auf eine dicke Eisschicht, sondern schlug direkt in den Erdboden ein und das muss wohl so die Energiemenge von mehreren Millionen Hiroshima-Atombomben entsprochen haben.

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Das neu datierte Datum für den Krater ist natürlich auch ein ziemlicher Schlag für die Vertreter der Dryas-Hypothese. Der Meeresgeologe James Kennett von der University of California, der einer der führenden Vertreter der Dryas-Hypothese war, gibt jetzt klein bei und sagt: “Das ältere Datum für den Krater ist eine Überraschung. Aber die neuen Forschungsergebnisse liefern ein sehr überzeugendes Argument… Ich glaube jetzt nicht mehr, dass es mit der Dryas-Kaltzeit zusammenhängt.”

Ein schönes Beispiel dafür, wie Wissenschaft funktionieren sollte. Man forscht an verschiedenen Hypothesen, klammert aber nicht verbissen daran, sondern ist immer bereit, sich durch neue Fakten umstimmen zu lassen und freut sich sogar über neue Erkenntnisse. Und natürlich – wie könnte es anders sein – sprießen jetzt neue Hypothesen aus dem Boden. 

Hat der Einschlag für ein weltveränderndes geologisches Ereignis gesorgt?

Wenn der Einschlag vor 58 Millionen Jahren stattfand, könnte er dann für ein anderes weltveränderndes geologisches Ereignis verantwortlich sein? Einige an der neuen Altersbestimmung beteiligten Forscher sind da skeptisch und sagen, dass der anderthalb bis zwei Kilometer große Meteorit, der Hiawatha verursachte, zwar regional verheerend gewesen sei, aber es keine Anzeichen dafür gebe, dass die Staubwolke und die Brände, die dem Einschlag gefolgt sein könnten, das globale Klima vor 58 Millionen Jahren gestört haben könnten. Es gibt aber auch andere Meinungen. Sidney Hemming, Geochemikerin an der Columbia University, hat eine interessante Idee. Vor 55,8 Millionen Jahren ereignete sich das sogenannte Paläozän-Eozän-Temperaturmaximum. 

Das Paläozän-Eozän-Temperaturmaximum bezeichnet einen weltweiten Temperaturanstieg, der etwa 100.000 bis 200.000 Jahre andauerte, geologisch gesehen ist das relativ kurz. Die globale Durchschnittstemperatur stieg um sechs bis acht Grad. Vor 58 Millionen Jahren schlug der Hiawatha-Meteorit ein, vor 55,8 Millionen Jahren begann ein globaler Temperaturanstieg. Wäre doch gelacht, wenn man die dazwischen liegenden 2,2 Millionen Jahre nicht wegoptimieren könnte, um eine spektakuläre wissenschaftliche Hypothese aufstellen zu können. Genau das schlägt Sidney Hemming vor, die sagt, dass man sich mit den genauen Zeitangaben nicht so sicher sein könnte und dass der Hiawatha-Einschlag doch die Ursache für das Paläozän-Eozän-Temperaturmaximum sein könnte. Aber Stand der Dinge jetzt muss man einfach sagen, dass es weiterhin ein absolutes Rätsel ist, ob und wenn ja, welche Auswirkungen der Hiawatha-Einschlag auf die Umwelt hatte. Das Ganze ist also irgendwie eine Art geologischer Kriminalfall und es bleibt spannend.

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