Shoemaker-Levy 9: Die größte Explosion im Sonnensystem

Explosion des Shoemaker-Levy-9-Kometen auf dem Jupiter

Am 16. Juli 1994 hielt die Welt den Atem an. Forscher aus aller Herren Länder starrten gebannt auf die Bildschirme und beobachteten die größte Explosion, die jemals in unserem Sonnensystem aufgezeichnet wurde. Der Komet Shoemaker-Levy 9 war in den Jupiter eingeschlagen und hat dabei die Energie von 50 Millionen Hiroshima-Bomben freigesetzt! 

Lasst uns den Beitrag mit der Liebesgeschichte zwischen Carolyn und Eugene beginnen, die alles andere als ein klassisches Liebespaar waren. Sie saßen nicht abends auf der Couch und pafften Pfeife und schauten gelangweilt die Nachrichten oder wühlten an Sonntagen in Beeten herum und schlürften dabei Prosecco. Nein, die beiden haben ihr Eheleben etwas anders gestaltet. Sie widmeten ihre gesamte Zeit und Energie dem Himmel. 

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Sie eine renommierte Planetenforscherin, die rund 800 Asteroiden entdeckte, er bekannter Geologe und Planetologe, der unter anderem an der Entwicklung der Apollo-Mission beteiligt war. Beide waren super erfolgreich in dem, was sie taten und trugen wesentlich zur Erforschung unseres Sonnensystems bei. 

Das Treffen der Shoemakers und Levy

Als die beiden am weltweit bekannten Palomar Observatorium in Kalifornien so in die Sterne guckten, lernten sie eines Tages David Levy kennen, der zu der Zeit als Astronom arbeitete und den Himmel nach Kometen und Asteroiden absuchte und bei einer Astronomischen Tagung in Arizona einen Vortrag über seine Arbeit hielt. Das Ehepaar hörte diesen Vortrag und lud den Astronomen ins Palomar Observatory ein. Hieraus hätte sich jetzt natürlich eine super GZSZ-geeignete Story mit Dreiecksbeziehungen, Eifersüchteleien und am Ende Mord und Totschlag entwickeln können, aber wie gesagt, widmete das Ehepaar ihre Energie lieber den Sternen.

Schwarzes Loch, Weißes Loch, Astro-Tim

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Das Ehepaar und Herr Levy trafen sich also im Observatorium wieder und entschieden sich dazu, in einem gemeinsamen Projekt den Himmel nach Kometen abzuscannen. Seitdem arbeitete Levy mit den Shoemakers zusammen und eines Tages ist ihnen ein richtiger dicker Fang ins Netz gegangen. Am 24. März 1993 bemerkten die Forscher etwas ungewöhnliches auf ihren Bildschirmen. Nach mehreren Untersuchungen stellten sie fest, dass sie einen Kometen in der Nähe des Jupiters aufgenommen hatten, der aufgrund der extremen Gravitation des Planeten in 21 Teile zerbrochen war und sich auf einer sehr ungewöhnlichen Umlaufbahn um den Planeten befand. 

Ein seltsamer Komet namens Shoemaker-Levy 9

Den schlauen Füchsen unter euch fallen jetzt schon zwei ungewöhnliche Sachen auf: Erstens, der Komet bewegt sich nicht wie andere Kometen um die Sonne, sondern fliegt in einem sehr elliptischen Orbit um den Jupiter herum. Der Jupiter ist so schwer, dass er einfach mal andere Objekte von ihren Umlaufbahnen ziehen und sie dazu zwingen kann, sich um ihn selbst zu drehen. Tatsächlich sind viele seiner Monde eingefangene Asteroiden, die eigentlich anderes vorhatten und nun verdammt dazu sind, sich auf ewig um den Gasriesen zu drehen. 

Und der zweite außergewöhnliche Fakt ist, dass der Komet aufgrund der Gravitationswirkung des Jupiters in einzelne Teile zerbrochen ist. Die seltsame Umlaufbahn und die Fragmentierung eines Kometen sind schon sehr seltsame Eigenschaften. Allein deswegen lohnte sich schon eine weitere Dokumentation der Flugbahn und was die drei Forscher dann entdeckten, war wirklich einmalig: Der Komet sollte mit dem Jupiter kollidieren! Ihr mögt jetzt vielleicht sagen: Ja jut, da schlägt halt son Krümel in die Wolken von nem Planeten ein, is mir doch ejal, dat passiert doch dauernd!

Ja, das stimmt, auch auf der Erde schlagen täglich Steinchen aus dem Weltall ein – und zwar nicht wenige, sondern echt viele. Aber es war eben auch das erste Mal, dass Astronomen einen Kometen entdeckten, der auf eine Kollision mit einem anderen Planeten zusteuerte. Der Impakt von diesem Kometen, den die Forscher übrigens Shoemaker-Levy 9 nannten, ist aber aus vielen Gründen von besonderem Interesse für uns und nein, es geht nicht darum, dass sich diverse Regisseure wie Michael Bay von so einem Impakt-Szenario für ihren nächsten Hollywood-Streifen haben inspirieren lassen, wobei ich sagen muss, dass Armageddon echt ein hervorragender Film ist und Bruce Willis nie besser performt hat als ein Asteroiden sprengender Bohrmeister.

Jupiter im Fokus

Aber zurück zu unserem Kometen. Nachdem bekannt wurde, was mit dem Kometen los war, wurden Teleskope auf der ganzen Welt und auch im All auf den Jupiter ausgerichtet. Das war ein richtiger Promi-Moment für den Gasriesen, so viel Aufmerksamkeit hat er bis dahin noch nie bekommen. Sogar mehrere Raumsonden richteten ihre Antennen in Richtung Jupiter. Die Galileo-Sonde etwa befand sich zufälligerweise grad um die Ecke und konnte den Kometen aus nächster Nähe beobachten, die Ulysses-Sonde und auch Hubble und Voyager 2 ließen sich das Spektakel natürlich nicht entgehen. Ein bisschen wie wenn Helene Fischer auf den Poller Wiesen in Köln performen würde. Nur, dass die Auswirkungen eines Konzerts mit ihr bei weitem nicht so drastisch sind wie die eines Kometeneinschlags. Wobei…

Hubble-Aufnahme von Shoemaker-Levy 9 (NASA, ESA, and H. Weaver and E. Smith (STScI))
Hubble-Aufnahme von Shoemaker-Levy 9 (NASA, ESA, and H. Weaver and E. Smith (STScI))

Also, wie gesagt, alle Augen starrten dann ab dem 16. Juli 1994 nach oben und jeder wartete gebannt darauf, was passierte. Und das Ergebnis war wirklich atemberaubend. Als die Fragmente des Kometen auf den Jupiter aufprallten, entstanden massive Explosionen in der Atmosphäre. Und massiv ist ehrlich gesagt noch untertrieben, es gibt kein Wort, dass diese Explosionen nur annähernd beschreiben könnte. 

Größte Explosion im Sonnensystem

Die Einschläge waren so energiereich, dass die Teleskope auf der Erde sie locker beobachten konnten, Shoemaker-Levy 9 raste mit einer unfassbaren Geschwindigkeit auf den Planeten zu, mit rund 216.000 Kilometer pro Stunde. Die Fragmente prallten super schnell auf die Wolkenschichten ein und setzten dabei Energie von nicht nur einer Hiroshima-Bombe frei, nicht zwei, nicht zehn, sondern von 50 Millionen Hiroshima-Bomben. Ein Aufprall eines solchen Kometen auf der Erde würde zweifelsfrei zur Auslöschung aller Spezies auf der Erde führen. Außer Bärtierchen. Bärtierchen überleben immer.

Wir haben es hier also mit der größten jemals beobachteten Explosion im Sonnensystem zu tun. Manche Fragmente des Kometen waren zwei Kilometer groß und erzeugten Einschlagkrater in den Wolken, die so groß wie die Erde waren. Riesige Feuerbälle entstanden und schockartige Druckwellen überzogen den Planeten und verursachten massive Störungen in der Atmosphäre, Blitzentladungen, Luftdruckschwankungen und einen Anstieg der Temperaturen auf 30.000 Grad. Schichten aus Gas und Staub wurden durch den Aufprall in die Höhe geschleudert und bildeten gigantische Trümmerwolken, die trotz der enorm hohen Anziehungskraft des Jupiters bis zu 3.000 Kilometer hoch barsten – also die gesamte Größe von Australien – das war wirklich überraschend, weil die Astronomen nicht wirklich damit gerechnet haben, solche Nachwehen der Explosion festhalten zu können. 

Komet hinterlässt Löcher in der Jupiter-Atmosphäre

Diese Trümmerwolken stürzten wieder zurück und verglühten in der Atmosphäre. So ein Ereignis macht etwas mit einem, im Falle des Jupiters waren es Narben in Form von großen dunklen Löchern in der Atmosphäre, die noch monatelang von unseren Teleskopen wie zum Beispiel von Hubble zu sehen waren. Dadurch gewannen die Forscher wertvolle Informationen über die atmosphärischen Bedingungen und die geologischen Prozesse auf dem Jupiter. 

Auswurf nach dem Einschlag (HST Jupiter Imaging Science Team)
Auswurf nach dem Einschlag (HST Jupiter Imaging Science Team)

Für sechs Tage lang war der arme Jupiter diesem enormen Bombardement der 21 Kometenfragmente ausgeliefert und die Forscher konnten vor allem nach dem Einschlag viele Daten und Informationen sammeln und mehr über die Eigenschaften der Atmosphäre von Jupiter, wie etwa die chemische Zusammensetzung, Temperatur oder Dichte erfahren. 

Wasser auf Jupiter

Eine Erkenntnis war zum Beispiel, dass die Wolken, die durch den Einschlag entstanden waren, große Mengen an Schwefelverbindungen enthielten, es wurde ganz konkret Schwefelwasserstoff in den Wolken nachgewiesen, vor dem Einschlag war die genaue Menge und Verteilung davon nicht bekannt. Die Forscher konnten auch Silizium, Eisen und Magnesium nachweisen wie auch große Mengen an Wasser, womit wirklich niemand gerechnet hätte. Außerdem konnten die Forscher auch die Verteilung von Wasserdampf und Ammoniak in der Atmosphäre kartieren. 

Aber die wohl wichtigste Erkenntnis lautet: Große Objekte aus dem All können jederzeit die Planeten in unserem Sonnensystem treffen, auch wenn der Jupiter scheinbar wie ein Magnet wirkt und alle großen Objekte im Sonnensystem erstmal anzieht und somit die Erde vielleicht sogar vor größeren Einschlägen beschützt. Aber trotzdem ist es kein Wunder, dass in den 90er Jahren der Fokus auf Planetenabwehr gerichtet wurde. Shoemaker Levy 9 war also so eine Art Weckruf für Hollywood-Größen aber auch für die NASA, die im Jahr 1998 das NEO-Programm ins Leben gerufen hat, eine Initiative, die sich auf die Entdeckung, Beobachtung und das Verständnis von Asteroiden und Kometen konzentriert, die sich in der Nähe der Erde befinden. 

NEO-Programm zur Planetenverteidigung

Shoemaker-Levy 9 hat also allen nochmal die Bedrohung von potenziell gefährlichen Asteroiden und Kometen ins Bewusstsein gerufen. Mit dem NEO-Programm will die NASA besser vorhersagen können, welche Objekte der Erde wirklich gefährlich werden können und dann Maßnahmen ergreifen, um eine Kollision mit der Erde zu verhindern. 

Hier kommt wieder Bruce Willis ins Spiel, denn so science-fiction-mäßig ist seine Aktion auf dem Asteroiden gar nicht. Die NASA hat sich verschiedene Ideen ausgedacht, um einen gefährlichen Asteroiden von der Bahn abzulenken. Möglich wäre es zum Beispiel, den Asteroiden mit einer Sonde zu treffen und durch die Schwerkraft der Sonde eine Bahnabweichung zu erzeugen, was die NASA schon erfolgreich getestet hat im Rahmen des DART-Programms. Oder aber man könnte den Asteroiden mit einem nuklearen Sprengsatz treffen, was natürlich etwas brachialer wäre. So oder so hat Shoemaker-Levy 9 die Forscherwelt aufgerüttelt und uns einige Erkenntnisse beschert über kosmische Einschläge und ihre Auswirkungen auf die Planeten. 

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Oumuamua: Komet oder Alien-Schiff?

Oumuamua

Oumuamua lässt uns einfach keine Ruhe. Kaum eine Woche vergeht, in der nicht neue Theorien und Ideen zu diesem interstellaren Besucher veröffentlicht werden! Und vor kurzem wurden zwei neue wissenschaftliche Paper zu Oumuamua veröffentlicht. Es kam dadurch zu einem heftigen Streit in der wissenschaftlichen Community und die große Frage ist nun: Handelt es sich um einen Wasserstoff-Kometen oder ein Alien-Mutterschiff?

Normalerweise stammen Asteroiden, die in unserem Sonnensystem herumfliegen, auch aus unserem Sonnensystem. Sie befinden sich schon seit der Entstehungszeit vor einigen Milliarden Jahren hier in unserem System. Theoretisch spricht aber auch nichts dagegen, dass sich mal ein Asteroid oder Komet aus einem anderen Sternsystem innerhalb unserer Galaxis auf Irrwegen befindet und sein eigenes System verlässt und in unser Sonnensystem hereinplatzt. 

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Genau das war bei Oumuamua der Fall. Er war der erste interstellare Himmelskörper, den wir jemals in unserem Sonnensystem gefunden haben. Alleine der Gedanke daran, dass Oumuamua Lichtjahre gereist ist und an welch fernen Orten der Milchstraße er schon war, ist schon unglaublich faszinierend. 

Oumuamua: doch Aliens?

Aber einige Leute wollten noch einen drauf setzen und entwickelten die Hypothese, dass Oumuamua Alien-Technologie sein könnte. An vorderster Front dieser Überlegungen steht der Harvard-Professor Avi Loeb, der sogar ein Buch geschrieben hat. Und genau der hat ein neues wissenschaftliches Paper veröffentlicht, in dem behauptet wird, Oumuamua könne ein Alien-Mutterschiff und verantwortlich für die UFO-Sichtungen sein, die im April 2023 durch die Medien gingen. Co-Autor dieses Papers war der Direktor des UFO-Untersuchungsbüros des Pentagons, Sean Kirkpatrick. Also ein angesehener Harvard-Professor und ein hochrangiger Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums der USA behaupten, Oumuamua sei die Quelle für Alien-UFOs, die über die Erde düsen. 

Oumuamuas Weg durch das Sonnensystem (Tomruen _ Wikimedia Commons)
Oumuamuas Weg durch das Sonnensystem (Tomruen _ Wikimedia Commons)

Das Hauptthema der Paper sind tatsächlich UFO-Sichtungen und sicherlich habt Ihr in den letzten Wochen all die Berichte über die vermeintlichen fliegenden Untertassen über den USA gesehen. Begonnen hatte alles mit einem chinesischen Spionageballon, der über den Vereinigten Staaten flog. 

Wie kommen die beiden nun von diesen UFO-Sichtungen auf Oumuamua? In dem Paper heißt es: “Da die meisten Sterne mehr als eine Milliarde Jahre vor der Sonne entstanden sind, ist es möglich, dass andere technologische Zivilisationen der unseren um die Zeit voraus waren, die ihre Fortbewegungsmittel benötigten, um die Erde zu erreichen.”

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Die kosmischen Löwenzahnsamen

Lange Rede, kurzer Sinn: Oumuamua soll demnach nicht einfach nur Alien-Technologie sein, wie Avi Loeb ja schon lange behauptet, sondern ein vor Ewigkeiten gestartetes außerirdisches Mutterschiff, das nun bei uns ankam und kleine Mini-Sonden ausgesendet hat, die die Erde erkunden. Loeb vergleicht sie mit Löwenzahnsamen, die von der Blume in alle Richtungen verteilt werden. Und diese kosmischen Löwenzahnsamen sollen die UFOs sein, die regelmäßig auf der Erde gesichtet werden. 

Ziemlich zeitgleich erschien aber auch ein anderes Paper in der Fachzeitschrift Nature, in der eine etwas bodenständigere Erklärung geliefert wurde: Demnach war Oumuamua ein ganz gewöhnlicher Komet aus Wassereis, der aber auf seiner langen Reise durch den interstellaren Raum chemisch verändert wurde. Im interstellaren Raum war Oumuamua heftiger kosmischer Strahlung ausgesetzt. Diese Strahlung drang metertief in den Kometen ein und spaltete dort die Wassermoleküle und es entstand gasförmiger Wasserstoff. Dieser Wasserstoff war also tief in Oumuamua eingeschlossen. 

Bei seinem Vorbeiflug an der Sonne erhielt er plötzlich eine zusätzliche Beschleunigung, die mit den Gravitationskräften der Sonne nicht zu erklären war. Was hatte ihn beschleunigt? Ein Alien-Motor? Am Ende noch ein Verbrenner? Die naheliegendste Erklärung wäre, dass Oumuamua eben ein Komet sei und nahe der Sonne ist ein erheblicher Teil seines Eis geschmolzen. Wenn sich Kometen der Sonne nähern, stoßen sie Wasserdampf aus. Dadurch kommt es dann zu einem Rückstoß, der den Kometen von der Sonne wegschleudert. 

Oumuamua und der Wasserstoff

Das Problem: Bei Oumuamua war von Ausgasungen nichts zu sehen – und genau das war der Punkt, wo Leute wie Avi Loeb eingehakt haben und sagten: Aha, das ist also ein starkes Indiz für Alien-Technologie. Wirklich? Wenn die Wasserstoffhypothese in dem nun veröffentlichten Paper stimmt, gibt es einen Ausweg: Als Oumuamua in Sonnennähe kam, erhöhte sich die Temperatur und dadurch konnte der im Kometen gefangene Wasserstoff entweichen und dadurch wiederum kam es zu dem Rückstoß. 

Darstellung des Ausgasens (ESA_Hubble, NASA, ESO, M. Kornmesser)
Darstellung des Ausgasens (ESA_Hubble, NASA, ESO, M. Kornmesser)

Dieses Entweichen von Wasserstoff wäre für irdische Teleskope kaum sichtbar gewesen, da diese Strahlung von der Erdatmosphäre fast komplett absorbiert wird. Die Forscher des neuen Papers nennen das Phänomen “dunkler Komet”. Wenn das stimmt, wäre das Rätsel um Oumuamua also nach all den Jahren doch noch mit einer simplen Antwort gelöst: Oumuamua ist doch ein Komet, eben nur einer mit Wasserstoff in seinem Inneren, ein dunkler Komet. Co-Autor Darryl Seligman sagt: “Die wichtigste Erkenntnis ist, dass Oumuamua ein normaler interstellarer Komet ist, der einfach starke Verarbeitungsprozesse im Inneren erfahren hat. Es erklärt alle rätselhaften Eigenschaften, und ich kann mir kein einziges theoretisches Hindernis vorstellen.”

Avi Loeb passt das überhaupt nicht und er hat direkt eine Erwiderung veröffentlicht. Unter anderem schreibt er: “Ein ‘dunkler Komet’ ist ein Widerspruch in sich, da bei allen bekannten Kometen ein sichtbarer Kometenschweif aus Gas und Staub beobachtet wurde. Die Einbeziehung der anderen Anomalien von Oumuamua erfordert eine komplexe Geschichte, damit es sich um einen gewöhnlichen Kometen handeln soll.”

Die Dunkle-Komet-Theorie aus dem neuen Paper ist vermutlich noch nicht die ultimative Lösung. Denn in einem Punkt hat Avi Loeb Recht. Er kritisiert, dass in dem neuen Paper die thermischen Verluste des ausgestoßenen Wasserstoffs aus Oumuamua nicht berücksichtigt sind, was zu einer Überbewertung der Oberflächentemperatur führt und somit das gesamte Modell falsch macht. Das heißt, dass wir immer noch nicht herausgefunden haben, wie die genaue Zusammensetzung von Oumuamua aussah. Das heißt aber nicht, dass die Alien-Theorie auch nur annähernd wahrscheinlich wäre. Vor allem ist deutlich, dass Loeb sich selbst widerspricht. Er argumentiert, dass Oumuamua im Vergleich zu normalen Kometen extrem ungewöhnlich wäre, wenn er tatsächlich ein solcher Dunkler Komet wäre. Ja, aber nicht so extrem ungewöhnlich, wie wenn er ein Alien-Mutterschiff wäre. Dass Oumuamua etwas ganz Besonderes ist, steht so oder so fest, die Frage ist nur, welche besondere Erklärung ist naheliegender. Und da wird es doch jetzt einfach mal Zeit Herrn Loeb zu sagen, dass er den Alien-Zug lange genug geritten ist, aber dass er sich verrannt hat. Es gibt mit Sicherheit außerirdisches Leben in der Galaxis. Aber Oumuamua war kein Alien-Raumschiff, sondern sehr wahrscheinlich ein Komet mit Wasserstoffreservoir in seinem Inneren, das durch die kosmische Strahlung erzeugt wurde.

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(7335) 1989 JA: Asteroid nähert sich der Erde

Darstellung eines Asteroiden und der Erde

Ein riesiger Asteroid nähert sich der Erde – und zwar am 27. Mai 2022. Ob da Grund zur Sorge besteht und Ihr euch schnell in den Bunker verziehen solltet, erfahrt Ihr in diesem Beitrag.

Die NASA ist wirklich eine sehr nette Organisation. Immerhin überwacht sie alle potentiell gefährlichen Asteroiden in der Nähe der Erde, um eventuelle Einschläge schon im Vorhinein erkennen und hoffentlich verhindern zu können. Diese Asteroiden und Kometen in Erdnähe bezeichnet man auch als NEOs, kurz für Near Earth Objects. Als NEO werden laut NASA alle astronomischen Objekte bezeichnet, die sich in einem Umkreis von etwa 48 Millionen Kilometer um die Erde bewegen. Die meisten dieser NEOs sind super winzig und würden selbst bei einem Einschlag keinen großen Schaden hinterlassen. Aber heute nähert sich ein sehr großer NEO der Erde. Es handelt sich um einen Asteroiden, der größer ist als 99 Prozent aller NEOs. Er ist sozusagen ein Riesen-NEO und die Astronomen haben ihm den leicht zu merkenden Namen (7335) 1989 JA gegeben. 

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Größter Asteroid in diesem Jahr

Nennen wir ihn der Einfachheit halber für den Rest des Beitrags Riesen-NEO. Er ist der größte Asteroid, der sich in diesem Jahr der Erde nähern wird. Wissenschaftler schätzen, dass er mit einer Geschwindigkeit von – und jetzt festhalten – 76.000 km/h unterwegs ist. Zum Vergleich: Das ist etwa 20 mal schneller als eine Gewehrkugel. Der größte Asteroid dieses Jahr nähert sich mit einer immensen Geschwindigkeit der Erde. 

Wird der Riesen-NEO heute gefährlich? 

Nein, Ihr könnt aus eurem Bunker wieder herauskommen, denn er wird nicht auf der Erde einschlagen. Er wird unseren geliebten Heimatplaneten in einem Abstand von vier Millionen Kilometern verfehlen. Das ist etwa der zehnfache Abstand zum Mond. Das klingt sehr viel, ist aber in astronomischen Maßstäben schon relativ nah dran. Und deswegen hat die NASA ihn auch als “potentiell gefährlich” eingestuft. Wie man immer sagt: Vorsicht ist besser als Nachsicht, vor allem bei Meteoriteneinschlägen. 

Die Umlaufbahn von (7335) 1989 JA

Apollo-Klasse der Asteroiden

Die Gefahr scheint für heute gebannt zu sein, aber wie sieht es denn in der Zukunft aus? Das tückische an Asteroiden wie dem Riesen-NEO ist, dass sie sich immer wieder der Erde nähern. Er gehört zu einer Asteroidengruppe, die als Apollo-Klasse bezeichnet wird. Das sind Asteroiden, die die Sonne umkreisen und dabei regelmäßig die Erdumlaufbahn kreuzen. Man kennt etwa 15.000 solcher Asteroiden. Im Falle unseres Riesen-NEOs müssen wir uns auch bezüglich des nächsten Rendezvous keine Sorgen machen. Er wird erst am 23. Juni 2055 wieder einen nahen Vorbeiflug an der Erde machen und uns dabei in noch größerer Entfernung als bei diesem Vorbeiflug verfehlen, nämlich in etwa der 70-fachen Entfernung zwischen Erde und Mond. 

Meteorit

Ein echter Meteorit für’s Wohnzimmer

Dieser Meteorit ist Lichtjahre gereist, um in deinem Regal zu landen!

Übrigens: Selbst wenn der Riesen-NEO einschlagen würde, würde es wohl nicht zum Weltuntergang führen. Zum Vergleich: Der Dino-Killer-Meteorit besaß wohl eine Größe von rund 15 Kilometern, der Riesen-NEO ist nur 1,8 Kilometer groß. Nichtsdestotrotz würde ein Einschlag eines Objekts dieser Größe erhebliche Schäden verursachen, nicht nur auf einen lokalen Bereich begrenzt. Man geht davon aus, dass alle Objekte mit einer Größe von über 500 Metern globale Auswirkungen haben, Milliarden von Menschen wären alleine von Sekundärfolgen einer derartigen Katastrophe betroffen, wie Druck- und Hitzewellen, einer sich anschließenden rapiden Abkühlung infolge einer starken Trübung der Atmosphäre durch Aerosole – ein sogenannter Impaktwinter – verbunden mit saurem Regen und gravierenden Ernteausfällen. Von den Primärfolgen gar nicht zu sprechen. Wenn der Riesen-NEO auf Berlin einschlagen würde, wäre die ganze Stadt dem Erdboden gleichgemacht.

Größenvergleich des Asteroiden mit Berlin

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Geheimer Meteor: Interstellares Objekt auf Erde eingeschlagen

Meteor

Ein interstellares Objekt ist auf die Erde eingeschlagen. Die NASA hält die Informationen darüber geheim. Bis jetzt. Diese Story klingt nach einem Hollywood-Film, ist aber Realität. 

2014 ist ein interstellarer Meteor, ein Himmelskörper aus einem fremden Sternsystem, auf die Erde gestürzt. Die Daten darüber wurden von der US-Regierung als geheim eingestuft und nicht veröffentlicht. Bis jetzt. Und die Ergebnisse sind erstaunlich.

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Was sind überhaupt Meteore?

Meteore, die auf die Erde fallen, sind tatsächlich keine Seltenheit. Dabei handelt es sich um Steine aus dem Weltraum, die unserer Erde zu nahe kommen und von ihrer Schwerkraft erfasst werden. Auf dem Weg nach unten auf den Boden verglühen die Steine durch die enorme Reibung mit der Erdatmosphäre. Man nennt das im Volksmund auch Sternschnuppe. Die Erde wird von jeder Menge Material aus dem All bombardiert. Rund 15.000 Tonnen Meteormaterial fallen jedes Jahr auf die Erde. Das meiste davon verglüht in der Atmosphäre, aber einige Steine schlagen auch auf der Erde ein – dann bezeichnet man sie als Meteoriten.

Ein echter Meteorit fürs Wohnzimmer

Bruchstück eines großen Eisenmeteoriten aus Campo del Cielo in Argentinien. Mitgeliefert wird ein Echtheitszertifikat. Verschiedene Größen verfügbar. 

Wo ist der Unterschied zwischen Meteor, Meteorit, Asteroid und Komet? 

Hierbei handelt es sich zunächst um Objekte aus unserem Sonnensystem, die entweder um die Sonne oder um unsere Erde fliegen. Teilweise stammen diese Objekte aus dem Asteroidengürtel zwischen dem Mars und dem Jupiter. Teils kommen sie von noch weiter weg aus dem Kuiper-Gürtel hinter dem Pluto. Aber sie kommen alle aus unserem Sonnensystem. Das Objekt, das 2014 in die Erdatmosphäre eindrang, stammte aber aus einem fremden Sternsystem. 

Darstellung von Asteroiden

Unser Sonnensystem ist eines von mindestens 300 Milliarden innerhalb unserer Galaxis, der Milchstraße. Unsere Sonne ist nur ein Sandkörnchen an einem kosmischen Strand. Jeder dieser Sterne ist ein Sternsystem wie unser Sonnensystem. Um mindestens die Hälfte dieser Sterne drehen sich Planeten, sogenannte Exoplaneten. Wenn also ein Steinbrocken interstellaren Ursprungs ist, dann kommt er aus einem anderen Sonnensystem in der Milchstraße, ein anderes System mit komplett fremden und exotischen Welten, die wir nicht kennen. Und wenn ein solches Objekt aus einem unserer Nachbarsternsysteme stammt, hat es eine unfassbar weite Reise hinter sich. Denn selbst der nächstgelegene Stern der Sonne, Proxima Centauri, ist 4,2 Lichtjahre entfernt. In kosmischer Hinsicht ein Katzensprung, aber für Asteroiden, die durchs All fliegen, eine Distanz, für die man Ewigkeiten benötigt. 

Oumuamua war erstes interstellares Objekt

Als Forscher im Jahre 2017 den interstellaren Asteroiden Oumuamua entdeckten, war das eine absolute Sensation. Es war das erste mal, dass man einen Besucher aus einem anderen Sonnensystem nachweisen konnte. Noch heute sorgt Oumuamua wegen seines kuriosen Eintrittswinkel ins Sonnensystem und einem schwer zu erklärenden Geschwindigkeitsschub für Diskussionen. Immer wieder wird behauptet, es hätte sich hier um eine außerirdische Sonde gehandelt. Jedenfalls kam jetzt heraus, dass Ouamuamua gar nicht der erste bekannte interstellare Besucher war, sondern drei Jahre vorher schon ein Objekt aus einem anderen Sternsystem nicht nur durch unser Sonnensystem gerast ist, sondern sogar auf der Erde eingeschlagen ist. 

Künstlerische Darstellung von Oumuamua

Meteor-Einschlag in Papua-Neuguinea

Am 8. Januar 2014 drang über Papua-Neuguinea ein Objekt in die Erdatmosphäre ein, das etwa einen halben Meter groß war. So weit, so ungewöhnlich, doch dieses Objekt besaß vor seinem Eintritt in die Erdatmosphäre eine Geschwindigkeit von – und jetzt gut festhalten – 210.000 Kilometer pro Stunde, wesentlich schneller als der durchschnittliche Asteroid in unserem Sonnensystem. Diese immense Geschwindigkeit, die man auch bei Oumuamua beobachtet hatte, ist ein deutlicher Beweis dafür, dass der Himmelskörper einen langen Anfahrtsweg gehabt haben muss, dass er also von außerhalb des Sonnensystems stammen muss. Mit anderen Worten: Vor acht Jahren ist ein Himmelskörper aus einem fremden Sternsystem auf der Erde eingeschlagen und es spricht viel dafür, dass er nicht komplett verglüht ist und irgendwo noch Überreste dieses kosmischen Besuchers auf der Erde liegen. 

NASA hielt Einschlag geheim

2019 erschien die erste wissenschaftliche Arbeit über diesen außerirdischen Meteor. Die war bis jetzt nicht zugänglich, denn die amerikanische Regierung hat die Informationen über den Meteor als geheim eingestuft, wie aus einem kürzlich veröffentlichten Memo des US Space Command (USSC) hervorgeht. Das NASA Center for Near Earth Object Studies führt eine Liste über alle detektierten Eintritte von Objekten aus den Weltraum in die Erdatmosphäre. Avi Loeb, Harvard-Professor und berühmter Vertreter der These, dass Oumuamua eine Alien-Sonde war, und sein Student Amir Siraj hatten die Idee, diese Liste durchzugehen und dort vielleicht ein Objekt zu finden, was interstellarer Herkunft sein könnte. 

Amir Siraj: Auf der Suche nach interstellaren Objekten

Als sie dann tatsächlich auf den Meteor von 2014 stießen und die Öffentlichkeit informieren wollten, schritten die amerikanischen Behörden ein. Denn einige der Sensoren, die Meteoreintritte in die Atmosphäre aufzeichnen, werden vom US-Verteidigungsministerium betrieben, das die gleichen Sensoren zur Überwachung des Himmels auf nukleare Detonationen einsetzt. Es lässt sich jetzt nur mutmaßen, weshalb die Daten über den interstellaren Meteor vom US-Verteidigungsministerium für acht Jahre geheim gehalten wurden. Vielleicht wurde geprüft, ob es sich um ausländische Militärtechnologie handelt – vielleicht wollte man zunächst prüfen, ob man etwas über den außerirdischen Besucher erfahren könnte? Oder man hielt es für möglich, dass hier wirklich Aliens abgestürzt sind?

Meteoriten auf dem Meeresgrund?

Wie dem auch sei, jetzt sind die Informationen freigegeben und es wäre fantastisch, wenn wir dieses Objekt untersuchen könnten. Mit Oumuamua hatten wir diese Chance nicht, da er das Sonnensystem schon wieder verlassen hat. Da aber der Meteor von 2014 über dem Südpazifik in die Atmosphäre eintrat, ist es möglich, dass Splitter des Objekts im Wasser gelandet sind und sich auf dem Meeresboden eingenistet haben. Einer der Autoren der wissenschaftlichen Arbeit über den Meteor sagt: “Ich werde ganz aufgeregt, wenn ich daran denke, dass wir interstellares Material haben, das auf die Erde gefallen ist, und wir wissen, wo es ist. Eine Sache, die ich prüfen werde, ist, ob es möglich ist, den Meeresboden vor der Küste von Papua-Neuguinea abzusuchen und zu sehen, ob wir irgendwelche Fragmente finden können.”

Es ist sehr unwahrscheinlich, tatsächlich noch Reste zu finden, denn – wenn überhaupt – sprechen wir über winzige Fragmente, die irgendwo auf dem Boden des Pazifiks liegen. Aber die Erkenntnisse, die wir daraus gewinnen könnten, wären so revolutionär, dass wir vielleicht versuchen müssen, die Chance auszunutzen, auch wenn sie noch so winzig erscheint. Stellt euch mal vor, was wir entdecken könnten, wenn wir ein Stück interstellares Material aus einem fremden Sternsystem untersuchen könnten. Unbekannte Moleküle, außerirdische geologische Strukturen, vielleicht sogar Hinweise auf Leben in den Weiten des Alls? Fest steht: Die Chancen, interstellares Material zu untersuchen, sind absolut rar gesät – es könnte unsere einzige für die nächsten Jahrhunderte oder Jahrtausende sein. 

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Riesen-Komet rast auf Sonnensystem zu

Ein Komet von absolut gigantischem Ausmaß rast auf das innere Sonnensystem zu. Nun hat die NASA spektakuläre Aufnahmen gemacht.

Kometen sind eisige Klumpen, die einsam durch das Sonnensystem wandern. Sie unterscheiden sich von Asteroiden durch ihren höheren Eisanteil. Wenn Kometen auf ihrer Reise durch das Sonnensystem der Sonne näher kommen, schmilzt das Eis und wird nach hinten weggeweht. Die energiereiche Strahlung der Sonne, der sogenannte Sonnenwind, energetisiert das geschmolzene Material und bringt es zum Leuchten. So entsteht der für Kometen charakteristisch leuchtende Schweif. 

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Die meisten Kometen sind relativ klein. Das Sonnensystem ist voller Eisbrocken, die mehrere Meter oder auch wenige Kilometer groß sind. Der bekannte Halleysche Komet, der übrigens im Jahre 2061 wieder von der Erde aus sichtbar sein wird, ist mit 15 Kilometer Durchmesser einer der größeren Vertreter. Doch im Vergleich zu dem Riesenkometen, der sich uns nun nähert, ist selbst der Halleysche Komet ein absoluter Winzling.  Der Komet C/2014 UN271, nach seinen Entdeckern auch Bernardinelli-Bernstein genannt, besitzt einen Durchmesser von knapp 140 Kilometern. In dieser Darstellung unten seht ihr ganz rechts den Riesen Bernardinelli-Bernstein und links ganz winzig den Halleyschen Kometen. 

Vergleich der verschiedenen Kometengrößen

Bernardinelli-Bernstein ist wirklich ein absoluter Kometengigant. Man hatte ihn schon vor einigen Monaten erspäht, doch nun ist es NASA-Wissenschaftlern gelungen, ihn so genau wie noch nie zu untersuchen und seine unglaubliche Größe definitiv zu bestätigen. Das Hubble-Teleskop hat einen genauen Blick auf Bernardinelli-Bernstein geworfen und diese beeindruckenden Bilder gemacht. 

Hubble-Fotos von dem Riesen-Kometen

Als Laie denkt man jetzt: Ok, das sind nur irgendwelche blauen Pünktchen. Aber die NASA-Forscher konnten anhand der neuen Hubble-Aufnahmen die exakte Größe, Entfernung und Geschwindigkeit des Kometen ausrechnen. Und so schreiben sie in ihrer nun erschienen Arbeit: “Wir haben immer vermutet, dass dieser Komet groß sein muss, weil er in einer so großen Entfernung so hell ist. Wir können nun bestätigen, dass C/2014 UN271 der größte jemals entdeckte langperiodische Komet ist.”

Zwar nicht aus Eis, aber trotzdem cool!

Bruchstück eines großen Eisenmeteoriten aus Campo del Cielo in Argentinien. Mitgeliefert wird ein Echtheitszertifikat. Verschiedene Größen verfügbar. 

Woher kommt der Komet?

Ganz klar: Vom äußeren Rand des Sonnensystems, der sogenannten Oortschen Wolke. Das ist ein weit entfernter Bereich, der die letzte Grenze des Sonnensystems darstellt. Hier ist die Schwerkraft der Sonne gerade noch stark genug, um Objekte wie Kometen und Staubteilchen in ihrem Bann zu halten. Die Oortsche Wolke ist bislang noch nicht nachgewiesen, aber das liegt nur daran, dass unsere technischen Mittel zu schlecht sind, um sie zu sehen. Aber die Gesetze der Physik gebieten, dass es sie geben muss – denn an einem bestimmten Punkt muss die Grenze liegen, an der die Schwerkraft der Sonne langsam die Überhand verliert und die Schwerkraft anderer Sterne innerhalb der Galaxis stärker wird. 

Man nimmt an, dass die Oortsche Wolke gigantische Ausmaße hat, sie könnte sich über 1,6 Lichtjahre erstrecken. Anders gesagt: Selbst mit Lichtgeschwindigkeit bräuchtet Ihr noch 1,6 Jahre, um das Ende der Oortschen Wolke zu erreichen. Kaum vorstellbar was sich in diesen noch unbekannten Bereichen des Sonnensystems verbergen mag. Kometen wie Bernardinelli-Bernstein helfen uns, mehr über die geheimnisvolle Oortsche Wolke herauszufinden. Denn, wenn wir nicht zur Oortschen Wolke kommen, dann können wir immerhin Objekte untersuchen, die von der Oortschen Wolke zu uns kommen. 

Der Astronom David Jewitt sagt: “Dieser Komet ist buchstäblich die Spitze des Eisbergs von Tausenden von Kometen, die zu schwach sind, um in den entfernteren Teilen des Sonnensystems gesehen zu werden.” Und Bernardinelli-Bernstein befindet sich wirklich auf einer ausgiebigen Reise und es wird lange Zeit dauern, bis er seine Heimat, die Oortsche Wolke wieder erreichen wird. Er befindet sich auf einer derart elliptischen Umlaufbahn um die Sonne, dass er etwa drei Millionen Jahre für einen Umlauf benötigt. Das ist wirklich mal eine Odyssee von kosmischem Ausmaß. 

Kann der Riesenkomet uns denn gefährlich werden? 

Derzeit verringert er seinen Abstand zur Erde. Seine größte Annäherung an die Sonne – das sogenannte Perihel – wird er im Jahr 2031 erreichen. Dann wird Bernardinelli-Bernstein noch etwa eine Milliarde Kilometer von der Sonne entfernt sein, bevor er sich auf seiner eierförmigen Bahn wieder nach außen wendet und die lange Heimreise antritt. Und wie weit ist er dann von der Erde weg? Ungefähr elf astronomische Einheiten, also elf mal der mittlere Abstand zwischen der Erde und der Sonne, er wird also irgendwo in der Näher der Bahn des Saturns herumschwirren. 

Künstlerische Darstellung des Kometen Bernardinelli-Bernstein

Er ist also keine Gefahr für die Erde, aber vielleicht eine gute Chance diesen Giganten dann genauer zu untersuchen. Bernardinelli-Bernstein ist der Sonne wohl noch nie so nahe gekommen, wie für 2031 berechnet. Im Gegensatz zu vielen anderen Kometen, die schon oft ihre Bahn um die Sonne absolviert haben, ist er sozusagen noch jungfräulich. Und so ein unberührter, urtümlicher Komet, der bisher noch nicht der Strahlung der Sonne in hohem Maße ausgesetzt war, könnte uns eine Menge über die Zustände in der Oortschen Wolke verraten und vielleicht sogar etwas über die Entstehung des Sonnensystems und wie das Wasser auf die Erde kam – denn man vermutet, dass Kometen Zeitzeugen aus der Entstehungsphase des Sonnensystems sind. Sie bestehen im Prinzip aus dem Bauschrott, der bei der Entstehung der Planeten übrig blieb. Das übrig gebliebene Zeug schwirrt heute noch als Komet oder Asteroid durch das Sonnensystem. Ich denke, dass aber auch schon vor 2031 immer mehr Aufnahmen von Bernardinelli-Bernstein entstehen, denn je näher er kommt, desto besser können wir ihn untersuchen. Wenn das Hubble-Teleskop also vielleicht nächstes Jahr noch mal schaut, werden wir schon wesentlich schärfere Bilder von dem Kometenungetüm bekommen.

Ihr wollt mehr über den Kometen Bernardinelli-Bernstein erfahren? Dann schaut euch das neue Video von Astro-Tim an:

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