El Niño kommt und es sieht so aus, als würde er das Erdklima schon sehr bald durcheinanderbringen. Auf was wir uns genau einstellen müssen und ob oder wie wir uns schützen können, erfahrt Ihr in diesem Beitrag.
El Niño und La Niña sind zwei Klimaphänomene, die im Pazifik auftreten und weltweit Auswirkungen auf das Wetter haben können. Unter normalen Bedingungen pusten die Passatwinde entlang des Äquators nach Westen und nehmen warmes Wasser von Südamerika nach Asien mit. Das kalte Wasser steigt aus der Tiefe auf und ersetzt das warme Wasser an der Oberfläche. Daraus ergibt sich eine schöne Ozeanströmung und ein funktionierendes System.
Dieser Kreislauf kann aber gestört werden. Diese Störung nennt man dann El Niño. El Niño tritt auf, wenn die Passatwinde schwächer werden. Das führt dazu, dass das warme Wasser zurück in Richtung der Westküste Amerikas gedrückt wird. Das ganze System der Ozeanströmungen, das maßgeblich von den Passatwinden angetrieben wird, funktioniert dann nicht mehr.

Das hat gravierende globale Auswirkungen. Die warmen Oberflächentemperaturen beeinflussen das Wetter weltweit und können Dürren, Überschwemmungen und tropische Stürme verursachen. Was für ein Chaos El Niño anrichten kann, schauen wir uns gleich noch genauer an.
Die Dauer von El Niño und La Niña
La Niña hingegen tritt auf, wenn die Passatwinde stärker als üblich sind und mehr warmes Wasser nach Asien transportieren, während das kalte Wasser an der Oberfläche bleibt. Das kann ebenso massive Auswirkungen auf das globale Wetter haben. El Niño und La Niña treten normalerweise zyklisch alle paar Jahre auf und können mehrere Monate bis zu einem Jahr andauern.
Das globale Wetter ist ein sehr komplexes System. Jeder kleine Mechanismus beeinflusst einen anderen und Ereignisse am anderen Ende der Welt können letztlich zu Temperaturschwankungen bei uns führen. Das globale Wetter und Klima funktioniert wie ein perfektes Uhrwerk und wenn in so einem Uhrwerk plötzlich ein Zahnrad beginnt, sich in die andere Richtung zu drehen, dann ist das eher suboptimal.
El Niño und der Jetstream
El Niño ist ein solches Zahnrad im globalen Uhrwerk. Ein lokales Ereignis im zentralen und östlichen Pazifik, das die Ozean-Atmosphäre-Wechselwirkungen beeinflusst. Durch die Erwärmung des Pazifikwassers und die Veränderungen der Luftströmungen bringt El Niño das gesamte Uhrwerk durcheinander. El Niño kann beispielsweise die Position des Jetstreams verändern. Der Jetstream ist ein schneller Windstrom in großer Höhe, der durch Temperaturunterschiede zwischen Äquator und Polen angetrieben wird und die Position und Stärke von Hoch- und Tiefdruckgebieten beeinflusst, was wiederum massive Auswirkungen auf das Wetter hat.

Wenn El Niño die Position des Jetstreams verändert, kann das zu veränderten Niederschlags- und Temperaturmustern führen, und sogar Wirbelstürme im Pazifik begünstigen, die wiederum Einfluss auf das Wetter in anderen Teilen der Welt haben können. Es kann sogar durch Temperatur- und Feuchtigkeitsveränderungen zu massivem Waldsterben kommen.
Die Auswirkungen von El Niño erinnern ein wenig an den Schmetterlingseffekt, der besagt, dass es unvorhersehbar ist, welche gigantischen Effekte auf ein Gesamtsystem noch so winzige Veränderungen haben können.
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Und all das gilt natürlich auch für La Niña. Veränderungen der Winde und Meeresströmungen im Pazifik führen zu Stürmen, gefährlichen Wetterphänomenen, Temperaturschwankungen und dadurch natürlich auch massiven wirtschaftlichen Schäden.
Der Zyklus von El Niño
Aber wie sieht dieser Zyklus denn genau aus und können wir uns darauf einstellen? Und warum wird El Niño uns wohl schon nächstes Jahr so richtig überrumpeln? Der gesamte Zyklus trägt den leicht zu merkenden Namen El-Niño-Southern-Oscillation-Zyklus, kurz ENSO. Er besteht aus den drei Phasen, die wir schon kennen: In der El-Niño-Phase werden die Passatwinde schwächer, und warmes Wasser aus dem westlichen Pazifik wird in den östlichen Pazifik gedrückt. Dadurch steigen die Meerestemperaturen im östlichen Pazifik an, was Auswirkungen auf das globale Klima hat. Diese Phase dauert in der Regel neun bis zwölf Monate an.

Dann haben wir natürlich die Normalphase, in der Temperaturen im Pazifik eben normal sind und die Passatwinde in westlicher Richtung wehen. Diese Phase dauert meist mehrere Jahre an. Und dann die La-Niña-Phase, quasi der Anti-El-Niño: Die Passatwinde werden stärker, und kaltes Wasser aus den tiefen Schichten des Pazifiks steigt an die Oberfläche. Dadurch sinken die Meerestemperaturen im östlichen Pazifik, was ebenfalls Auswirkungen auf das globale Klima hat. Diese Phase dauert in der Regel ebenfalls neun bis zwölf Monate an.
Wettermodelle zeigen, dass El Niño mit annähernd sicherer Wahrscheinlichkeit diesen Herbst wieder auftreten wird und die Folgen werden dann ab 2024 deutlich zu spüren sein. Hans Joachim Schellnhuber, Direktor Emeritus des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung sagt: „Die letzten drei Jahren waren durch La Niñas geprägt. Diese La Niñas haben die globalen Temperaturen um etwa -0,1 Grad gesenkt. Wenn dieses Jahr wieder einmal El Niño zum Zuge kommt, dann ist mit einem deutlichen Sprung in den globalen Temperaturen zu rechnen.“
Das heißeste Jahr steht kurz bevor
Und tatsächlich ist schon die Rede davon, dass dadurch 2024 das heißeste Jahr seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen werden könnte. Solche Prognosen sind natürlich immer mit Vorsicht zu genießen, aber es ist dennoch faszinierend zu sehen, dass wir durch Modellierung der globalen Wind- und Strömungssysteme sowas vorhersehen und uns dadurch vielleicht sogar wappnen können.
Natürlich können wir diese Phänomene nicht aufhalten, denn es handelt sich um natürliche und auch wichtige Bestandteile des globalen Wind- und Strömungssystem. Viele Lebewesen in den Ozeanen haben ihre Lebensweise sogar an die El-Niño- und La-Niña-Ereignisse angepasst. Aber wir können Vorsorge treffen, indem wir etwa in den Regionen, die dadurch von großer Trockenheit betroffen sind, effizientere Wassermanagementsysteme einführen und in der Landwirtschaft den Anbau von trockenheitsresistenten Pflanzen fördern. Oder man könnte in den Regionen, die durch El Niño sturmgefährdet sind, sicherere Infrastrukturen errichten.
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