Ist das der große Durchbruch? Ist der Beweis für Leben auf dem Saturnmond Enceladus gelungen? Die NASA hat dort eine unglaubliche Entdeckung gemacht.
Wenn wir nach außerirdischem Leben suchen, blicken wir oft ganz tief in den Kosmos. Mit dem James-Webb-Teleskop etwa analysieren wir die Atmosphäre Lichtjahre entfernter Exoplaneten wie zum Beispiel im Trappist-1-System, wo die Erkenntnisse bislang aber etwas ernüchternd waren. Bisher gibt es noch kein handfestes Indiz für Leben auf diesen erdähnlichen Planeten.
Aber warum schauen wir immer so weit weg? In unserem Sonnensystem existieren zahlreiche Orte, an denen außerirdisches Leben gedeihen könnte. Denkbar wäre das in der Venus-Atmosphäre, unter der Oberfläche des Mars, und vor allem auf den Eismonden der Gasplaneten Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun. Und ein ganz heißer, oder in dem Fall kalter Kandidat ist der eisige Saturnmond Enceladus, einer der interessantesten Himmelskörper unseres Sonnensystems.
Ein Ozean unter Enceladus
Von der Größe her ist Enceladus fast unscheinbar. Mit einem Durchmesser von rund 500 Kilometern ist er der sechstgrößte Mond des Saturns. Als die NASA-Raumsonde Cassini 2004 den Saturn erreichte, offenbarte sich den Wissenschaftlern eine wirklich erstaunliche Entdeckung. Ursprünglich dachten sie, dass der Enceladus ein gefrorener Eisball sei. Doch schon bald entdeckte Cassini Wasserdampf und Eispartikel, die aus Rissen in der eisigen Oberfläche des Mondes hervortraten. Und dieser spektakuläre Fund deutete darauf hin, dass unter der Kruste ein Ozean existiert.

Enceladus ist einer der wenigen Himmelskörper in unserem Sonnensystem, von dem wir sicher wissen, dass er flüssiges Wasser enthält. Aber das ist noch nicht alles. Was Enceladus noch bemerkenswerter macht, ist seine intensive geologische Aktivität. Diese gewaltigen Fontänen, die Cassini beobachtet hat, und die übrigens atemberaubende Höhen von mehreren hundert Kilometern erreichen, verraten uns nämlich noch mehr.
Enceladus und Geothermie
Die Beobachtungen deuten darauf hin, dass Enceladus geothermische Aktivitäten in seinem Inneren besitzt, die eine ständige Erneuerung und den Ausstoß von Material ermöglichen. Und das bedeutet, dass Enceladus ein lebendiger im Wandel begriffener Himmelskörper ist. Nicht die schlechteste Voraussetzung für Leben, oder?
Denn die Existenz von flüssigem Wasser und geothermischer Aktivität auf Enceladus ist genau die Kombination, nach der Exobiologen Ausschau halten. Und viele Forscher vermuten, dass unter der eisigen Oberfläche dieses Saturnmonds Bedingungen herrschen könnten, die für mikrobielles Leben geeignet sind.
Die Tatsache, dass auf Enceladus Wasserdampf, Eispartikel und organische Verbindungen entdeckt wurden, können uns optimistisch stimmen, dass dieser Himmelskörper lebensfreundliche Umgebungen beherbergen könnte. Und nun gibt es eine neue sensationelle Entdeckung hinsichtlich der Möglichkeit von Alien-Lebensformen auf Enceladus.

Lebensformen auf Enceladus
Wenn Enceladus aus seinen Eisvulkanen Partikel herausschleudert, können diese immens weit in den Weltraum fliegen. Die Sonde Cassini ist durch diese Partikelwolken geflogen. Und eine internationale Forschungsgruppe geleitet von Professor Frank Postberg von der Uni Berlin hat die dabei gesammelten Daten der Cassini-Raumsonde ausgewertet und Phosphatverbindungen im Ozean unter der eisigen Oberfläche von Enceladus nachgewiesen. Diese Phosphate ähneln denjenigen, die auch in irdischen Organismen vorkommen. Und dieser bahnbrechende Fund ist der erste eindeutige Nachweis von Phosphor in einem außerirdischen Ozean überhaupt.
Was ist eigentlich Phosphor?
Phosphor ist ein essenzielles Element für die Entstehung und Aufrechterhaltung von Leben, wie wir es kennen. Es spielt eine entscheidende Rolle bei der Struktur und Funktion von Biomolekülen wie DNA und RNA. Also ohne Phosphor würden eure schönen Gene euch nicht zu dem fantastischen Menschen machen, der Ihr seid.
Mehr Science-News? Dann hol dir unseren Newsletter!
Phosphor ist außerdem ein zentraler Bestandteil der zellulären Energieübertragung und vieler lebenswichtiger biochemischer Reaktionen. Die Existenz von Phosphorverbindungen im Ozean von Enceladus ist also ein wichtiges Indiz für außerirdisches Leben. Denn wenn Leben so aufgebaut ist, wie wir es von der Erde kennen, dann muss Phosphor vorhanden sein.
Und es wird noch besser, denn die Analysen des Forscherteams deuten darauf hin, dass die Konzentrationen von Phosphorverbindungen in Enceladus’ Ozean mindestens 100-mal höher sein könnten als in den Ozeanen der Erde. Und höhere Phosphorkonzentrationen erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass die benötigten Bausteine für lebenswichtige biochemische Prozesse in ausreichender Menge vorhanden sind. Am Ende ist Enceladus also noch die bessere Erde. Der Mitautor der neuen Studie Christopher Glein sagt: „Mit dieser Entdeckung ist nun bekannt, dass der Ozean von Enceladus die strengste Voraussetzung für Leben erfüllt. Wir müssen zu Enceladus zurückkehren, um zu sehen, ob der bewohnbare Ozean tatsächlich bewohnt ist.”
Und das ist ein so sensationeller Fund, weil das das fehlende Puzzleteil war. Wissenschaftler hatten vorher die anderen wichtigen Bausteine des Lebens im Ozean von Enceladus gefunden: Kohlenstoff, Wasserstoff, Stickstoff, Schwefel und Sauerstoff. Nur Phosphat fehlte und das gilt von diesen Zutaten des Lebens als die seltenste im Kosmos. Jetzt steht fest, dass alle Zutaten im Enceladus-Ozean vorhanden sind. Nach allem, was wir wissen, ist es ein perfekter Ort für Leben.
Heißt das, dass es dort definitiv außerirdisches Leben gibt? Solange wir nicht wissen, wie aus diesen Zutaten Leben entsteht, wäre es vermessen, das zu sagen. Hauptautor der Studie Professor Postberg sagt: „Wir haben Anzeichen für etwas gefunden, das darauf hindeutet, dass sich dort ziemlich gut Leben bilden könnte. Es ist einfach ein Indikator für die Bewohnbarkeit, und zwar ein sehr guter und wichtiger.”
Vielleicht ist es so, dass dort, wo die Zutaten des Lebens vorhanden sind, auch Leben entstehen dürfte. Die Alternative wäre, dass Leben etwas Kurioses wäre, etwas quasi Unmögliches, ein Unfall des Universums und das wiederum würde bedeuten, dass die Erde ziemlich einmalig in diesem unendlichen Weltraum ist. Und das scheint doch wirklich unglaublich.
Wollt ihr mehr über dieses Thema erfahren? Dann schaut mal in das Video von Astro-Tim rein:
Astronautennahrung, Eisenmeteorite und Plüschplaneten: In unserem Weltraum-Shop bleibt kein Wunsch offen. Kommt vorbei und stöbert in unseren Weltraum-Produkten.