In wenigen Jahren könnten uns heftige Überschwemmungen erwarten – Grund dafür ist der Mond. Klingt wie ein schlechter Hollywood-Film, ist aber Realität. Erfahrt hier, warum der Mond nicht nur ein treuer Begleiter der Erde ist, sondern auch für Hochwasser verantwortlich sein kann.
Habt ihr schon den neuen Katastrophen-Film Moonfall im Kino gesehen? Falls nicht: Herzlichen Glückwunsch, richtige Entscheidung. In dem Blockbuster geht es darum, dass der Mond auf die Erde stürzt. Mehr ist dazu nicht zu sagen, da die Handlung und die Umsetzung einfach absurd sind. Aber: Das Thema dieses Blog-Beitrags erinnert stark an den Emmerich-Streifen. Denn laut einer neuen Studie der NASA wird der Mond bald für Katastrophen auf der Erde sorgen, vor allem für starke Überschwemmungen in den Küstenregionen der Vereinigten Staaten.
NASA: Mehr Überschwemmungen ab den 2030er Jahren
Das NASA Sea Level Change Science Teams der University of Hawaii hat herausgefunden, dass ab Mitte der 2030er Jahre die Anzahl der Tage, an denen es zu Überschwemmungen kommt, bis zu viermal höher liegen könnte als heute. NASA-Administrator Bill Nelson sagt dazu: “Niedrig gelegene Gebiete nahe dem Meeresspiegel sind besonders gefährdet von den verstärkten Fluten – und es wird schlimmer werden. Die Kombination aus der Anziehungskraft des Mondes, dem steigenden Meeresspiegel und dem Klimawandel wird die Überschwemmungen an unseren Küsten und auf der ganzen Welt weiter verschärfen“

Neben dem Klimawandel soll also auch unser Mond verantwortlich für Fluten sein – unser treuer Begleiter, der uns schon seit Anbeginn der Zeit Licht in der Nacht spendet und unsere Fantasie anregt, hat sich nun also gegen uns gewandt? Was ist aus astronomischer Sicht dazu zu sagen? Der Mond und die Erde ziehen sich durch ihre Schwerkraft an und bilden einen Orbit umeinander. Nicht nur der Mond dreht sich um die Erde, auch die Erde dreht sich um den Mond, wenn auch in einem kleineren Ausmaße. Sie bilden einen gemeinsamen Schwerkraftmittelpunkt, ein sogenanntes Bary-Zentrum. Für Erde und Mond liegt das Bary-Zentrum knapp innerhalb der Erde, aber eben nicht genau in ihrem Zentrum.

Taumelzyklus und Präzession des Mondes
Der Mond bewegt sich nicht perfekt gleichmäßig um die Erde, sondern eher in einer elliptischen Bahn. Dadurch ist er mal etwas näher, mal etwas weiter von der Erde entfernt. Diese Unterschiede in der Position zur Erde bringen den Mond dazu, etwas hin und her zu taumeln. Dieses Taumeln bezeichnet man als Libration. Und die folgt einem gewissen Zyklus, einem Taumelzyklus.

Die Position des Mondes ändert sich auch im Rahmen einer sogenannten Präzessionsbewegung. Die kommt vor allem daher, dass der Mond nicht nur von der Schwerkraft der Sonne, sondern auch von der Erde erfasst wird. Dieses Gezerre bringt ihn zum Taumeln und führt zu einem Zyklus von 18,6 Jahren, in denen der Mond immer ein wenig anders zur Erde steht – und das hat Auswirkungen auf die Gezeiten. Denn durch die Schwerkraft des Mondes kombiniert mit seiner Bewegung um die Erde entstehen Gezeitenkräfte, die den Ozean auf der Erde beeinflussen, Stichwort Ebbe und Flut. In der einen Hälfte des Jahres-Zyklus des Mondes werden die Ozean-Gezeiten unterdrückt. Die Flut fällt dann schwächer aus als normal, die Ebbe stärker. Aber in der zweiten Hälfte des Zyklus ist es genau umgekehrt. Der Mond sorgt nun für stärkere Fluten und die Ebbe wird unterdrückt. Und genau hier sehen die NASA-Forscher die Gefahr.
Mondphasen verstärken die Gezeiten
Natürlich gab es schon oft solche flutverstärkenden Mondphasen, nämlich eben alle 18,6 Jahre. Derzeit sind wir in einer solchen Phase. Aber die NASA-Forscher denken, dass der nächste Zyklus gepaart mit dem steigenden Meeresspiegel durch schmelzendes Eis eine besonders explosive Mischung sein könnte. Ab Mitte der 2030er Jahre könnte diese Kombination aus steigenden Meeresspiegeln und flutverstärkender Librationsphase dann zu wesentlich mehr Überschwemmungen führen.
Natürlich sind solche Vorhersagen und Berechnungen nicht in Stein gemeißelt. Aber wenn es doch so kommt, wäre es besser, einige Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Der Forscher Dirk Notz vom Max-Planck-Institut für Meteorologie hat eine gute Idee: “Aus Vorsorgegründen würde ich derzeit empfehlen, dass man die neuen Deiche um einen Meter höher baut, aber jetzt schon einplant, dass man da bis Ende des Jahrhunderts möglicherweise noch einen Meter draufsetzen muss, falls die Eisschilde stärker abschmelzen, als wir das im Moment prognostizieren. Aber ein Meter zusätzlich sollte es dann im Moment doch schon sein.”
Fortschritt für Flutbekämpfung
Wie besorgt müssen wir deswegen sein? Wir können durch innovative Ideen und technologische Fortschritte solche Entwicklungen abfedern. Allein das uralte Konzept des Deiches – was damit alles möglich ist, zeigen uns die Niederlande. Unten seht Ihr eine Karte der Niederlande aus dem Jahre 1300 und daneben eine von heute. Durch geschickte Anwendung von Deichtechnologie und Trockenlegung haben die Holländer eine ganze Provinz, Flevoland, aus den Tiefen des Meers gehoben.

Könnten wir nicht also in Zukunft durch immer fortschrittlichere Technologie dem Anstieg der Meeresspiegel trotzen? Man muss das Problem auf dem Schirm haben, sollte aber niemals in Panik oder Weltuntergangsstimmung geraten, sondern viel eher umso mehr auf Technik, Fortschritt und Wachstum setzen. Kurz gesagt mit leichtem Augenzwinkern: Wir sollten die Probleme unserer Erde mit der gleichen Zuversicht anpacken wie ein holländischer Deichbauer aus dem frühen 20. Jahrhundert!
Mehr zu den Flutwellen, die unser Mond auslösen könnte, erfahrt Ihr in diesem Video: