Wurde ein Alien in Mexiko gefunden und vor dem Parlament vorgestellt? Das ging vor Kurzem durch die Medien. Was hat es damit auf sich?
Im mexikanischen Parlament kam es zu seltsamen Szenen. Den Abgeordneten im hohen Haus des mittelamerikanischen Staates wurden vermeintliche Alien-Mumien vorgestellt. Zugeschaltet als Experte war sogar Avi Loeb, der Harvard-Professor, der bekannt geworden ist mit seiner These, dass der interstellare Komet Oumuamua ein Alien-Raumschiff gewesen sein sollte. Vorgestellt wurde der Fund vom Journalisten und selbsterklärten UFO-Experten Jaime Maussan, der sagte: „Es sind nicht-menschliche Wesen. Wir wollen sie aber nicht als Außerirdische bezeichnen, weil wir es nicht wissen.”
Gefunden habe er diese Mumien in Peru. Spezialisten der Nationalen Universität von Mexiko hätten sie mit Radiokarbonmessungen auf ein Alter von rund 1000 Jahren datiert. Außerdem sei DNA gefunden worden, wovon aber ein Drittel unbekannter Natur sei. Wurden da wirklich Alien-Mumien im mexikanischen Parlament vorgestellt? Die überraschende Antwort lautet: nein.

Fünf Argumente gegen die Alien-Mumien
Und hier kommen fünf Argumente, weshalb diese Story nicht echt ist. Erstens: Dass dies im Parlament Gehör gefunden hat, ist kein Beweis für irgendwas. Viele Leute haben geschrieben, dass das was Ernstzunehmendes sein muss, weil es bis ins Parlament gekommen ist. Außerdem wurde der Auftritt im Parlament in diesem Fall allein vom Abgeordneten Sergio Gutiérrez, ein guter Freund von Maussan, „im Namen des öffentlichen Interesses“ initiiert. Es ist nicht dazu gekommen, weil man es allgemein für ein Thema nationaler Tragweite hielt, sondern weil ein Abgeordneter es vorgeschlagen hat.
Zweitens: Die Radiokarbonmessungen sagen nichts aus. Die Messung wurde zwar tatsächlich vorgenommen, aber die Universität veröffentlichte danach direkt eine Erklärung, dass die Arbeit des Nationalen Labors für Massenspektrometrie mit Beschleunigern, kurz LEMA, nur dazu diente, das Alter der Proben zu bestimmen. „In keinem Fall ziehen wir Rückschlüsse auf die Herkunft der Proben“, heißt es in der Erklärung. Anders gesagt: Natürlich findet man irgendwo in Peru etwas, das 1000 Jahre alt sein kann und kann das dann so zusammenformen. Die Angabe der Uni bezieht sich rein auf das Alter des Materials, auf nichts anderes.
Drittens: Dass hier von DNA gesprochen wird, entlarvt die ganze Geschichte. Wer davon ausgeht, dass außerirdische Lebensformen DNA besitzen, macht sehr deutlich, dass er sich noch nie mit Exobiologie beschäftigt hat. Wir wissen nicht, wie außerirdisches Leben aufgebaut ist. Aber DNA ist eine Nukleinsäure, die Erbinformation aller irdischen Lebewesen trägt. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine extraterrestrische Spezies, die über Millionen und Milliarden Jahre auf einem anderen Planeten entstanden ist, genau denselben Mechanismus verwendet, um Erbinformationen zu speichern. Zufälligerweise sind die Alien-Gene auch auf Nukleinsäure gecodet, wie auf der Erde. Das ist ja praktisch.
Viertens: Diese Aliens, die hier vorgestellt wurden, sehen schlechter aus als bei einem Schulprojekt von Fünftklässlern. Sie sehen so generisch E.T.-mäßig aus, dass man Stephen Spielberg schon prophetische Fähigkeiten zuschreiben müsste, wenn er zufälligerweise seinen Alien E.T. genauso designt hätte, wie Aliens wirklich aussehen.
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Fünftens: Jaime Maussan ist bereits berühmt-berüchtigt, da er schon mal mit so einem Hoax aufgeflogen ist. Vor acht Jahren, 2015, führte er eine vergleichbare Präsentation durch. Er präsentierte Aufnahmen eines kleinen Körpers, der angeblich beim legendären Absturz eines UFOs in Roswell gefunden wurde. Damals wurde Maussan von mexikanischen Wissenschaftler Jesús Zalce Benitítez unterstützt, der auch in dieser Woche anwesend war und die Röntgenaufnahmen vorstellte. Damals konnte allerdings zweifelsfrei nachgewiesen werden, dass der kleine Körper eine menschliche Kindermumie aus dem 19. Jahrhundert war. Bei Twitter werden Beiträge dazu jetzt schon mit Community Notes versehen. In diesem Fall sagt die Community Note: „Der mexikanische Journalist und bekannte UFO-Betrüger Jaime Maussan ist kein Neuling in Sachen angeblicher Alien-Mumien. Die Alien-Mumie aus Peru ist ein Schwindel und ein Betrug, der schon vor einigen Jahren aufgedeckt wurde.”
Ihr wollt mehr über das Alien in Mexiko erfahren? Dann schaut mal in das Video von Astro-Tim rein:
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