Oumuamua ist noch da – kann die NASA das Objekt einholen?

Oumuamua und das Sonnensystem

Der interstellare Asteroid Oumuamua, der von einem Harvard-Professor für ein Alien-Raumschiff gehalten wird, ist viel näher an uns dran, als viele Leute gedacht haben – er ist jetzt erst dabei, das Sonnensystem zu verlassen! Was hat ihn so lange aufgehalten und ist an den Alien-Raumschiff-Behauptungen vielleicht doch etwas dran? 

Oumuamua war der erste interstellare Besucher, den wir zweifelsfrei nachweisen konnten. Um zu verstehen, was das bedeutet, müssen wir uns unsere Galaxis, die Milchstraße, anschauen. Sie ist unsere kosmische Heimat, eine Sterneninsel in den Weiten des Universums, die aus mindestens 200 Milliarden Sternsystemen besteht und eine Ausdehnung von mindestens 200.000 Lichtjahren besitzt. 

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Obwohl unsere Milchstraße nur eine von bis zu einer Billion Galaxien im gesamten Kosmos ist, ist sie für unsere Maßstäbe schon riesig und enthält so viele einzelne Welten, dass wir sie niemals alle erkunden könnten, selbst wenn unsere Leben hundert mal so lange dauern würden. Was sich auf auf all diesen unzählbaren Exoplaneten, Exomonden, Exozwergplaneten und so weiter befindet, wissen wir nicht und man kann seiner Fantasie freien Lauf lassen. Dass sich irgendwo auf einer dieser Welten außerirdisches Leben entwickelt hat, erscheint angesichts der schieren Masse an Himmelskörpern in der Milchstraße sehr wahrscheinlich. 

Flugbahn von Oumuamua

Diese fernen Welten werden wir niemals erkunden. Denn selbst Sternsysteme, die nah an uns dran sind, sind schon mehrere Lichtjahre entfernt. Wir können nicht mal eben dort vorbei fliegen oder eine Raumsonde dorthin schicken, die diese mysteriösen Gebiete für uns erforscht. Und aus dieser Situation heraus, aus dieser galaktischen Ungewissheit, platzt plötzlich Oumuamua in unser Sonnensystem.

2017 wurde er von Astronomen entdeckt und die staunten nicht schlecht, als sie seine Flugbahn analysierten. Die war nahezu senkrecht zu der Bahnebene der Planeten um die Sonne. Die einzige Erklärung für diese seltsame Bahn war: Er muss von außerhalb senkrecht in das Sonnensystem hereingeflogen sein. Ein interstellarer Besucher, ein Objekt, das aus einem fremden Sternsystem stammt. 

Flugbahn von Oumuamua
Ganz schön steil: So ist Oumuamua durch das Sonnensystem geflogen

Nachdem wir eben gesehen haben, wie unfassbar weit entfernt die anderen Sternsysteme sind, ist klar, weshalb das eine galaktische Sensation war. Ein Stück eines fremden Sternsystems kam zu uns und damit gingen immense Diskussionen einher über den Ursprung von Oumuamua. Der renommierte Harvard-Professor Avi Loeb behauptet bis heute, dass es sich um Alien-Technologie handelt, eine Art als Stein getarnte Raumsonde oder ein Teil eines Sonnensegels. Als Argumente dafür führt er die sehr ungewöhnliche, längliche Form von Oumuamua an und eine plötzliche Beschleunigung des Objekts, als es sich schon von der Sonne entfernt hat. Aber wirklich überzeugend ist das nicht. Die Beschleunigung lässt sich wohl eher durch Ausgasen von Material in Sonnennähe erklären und die zigarrenförmige Form ist zwar kurios, aber warum sollte ein normaler Asteroid nicht länglich geformt sein? 

Oumuamua ist noch im Sonnensystem

Seit dem 14. Oktober 2017 vergrößert Oumuamua seinen Abstand zur Erde und fliegt von uns weg. Seitdem sind immer wieder Berichte und Fachartikel über den interstellaren Besucher veröffentlicht worden, aber der Tenor war immer: Ouamuamua ist weg und hat das Sonnensystem verlassen. Aber jetzt kommt ein überraschender Fakt: Oumuamua ist immer noch in unserem Sonnensystem, er war nie weg. 

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Auf dem Oumuamua Live Tracker kann man live sehen, wo sich unser insterstellarer Freund befindet. Und wir sehen: Er befindet sich hinter der Neptun-Bahn, hat aber noch nicht die Distanz des Plutos erreicht. Um das in Relation zu setzten: Mit einer Entfernung zur Erde von knapp unter fünf Milliarden Kilometer ist er zum Greifen nah, wenn man das mit den Voyager Sonden vergleicht. Voyager 1 ist knapp 24 Milliarden Kilometer von uns entfernt, also fast fünf mal so weit Oumuamua. Wenn man das so sieht, kann keine Rede davon sein, dass Oumuamua uns verlassen hätte, oder? Mit einer Geschwindigkeit von ungefähr 27 Kilometern pro Sekunde rast er zwar flott von uns weg, aber bis er das Sonnensystem verlassen wird, wird noch eine lange Zeit vergehen. 

Darstellung von Oumuamua
Alien-Technologie oder doch nur Stein? (Quelle: ESO, M. Kornmesser)

Ob wir dem Objekt hinterherfliegen könnten? Ja, schwierig, aber möglich. Schwierig, weil Oumuamua mit seinen 27 Kilometern pro Sekunde echt eine flotte Sohle aufs Parkett legt. Zum Vergleich: Voyager 1, die auch schon schnell ist, schafft nur 17 Kilometer pro Sekunde. Aber die NASA hat einige Projekte zur weiteren Forschung ausgewählt, bei der eine ambitionierte Technologie helfen soll, Oumuamua einzuholen und aus der Nähe zu studieren. 

Lyra-Projekt: Holen wir Oumuamua ein?

Im Rahmen des Projekt Lyra soll durch die geschickte Kombination mehrerer Swing-by-Manöver die nötige Geschwindigkeit erreicht werden, damit eine Sonde Oumuamua einholen könnte. Bei einem Swing-by-Manöver nutzt man die Schwerkraft eines Himmelskörpers um Schwung zu holen, die Voyager Sonden taten dies bei ihrem Vorbeiflug an den Gasplaneten. Die Forscher des Lyra-Projekts haben ausgerechnet, dass eine Sonde, die im Februar 2028 starten und dann Swing-by-Manöver an der Erde selbst, an der Venus und am Jupiter absolvieren würde, im Jahre 2050 Oumuamua einholen könnte. Ein Langzeitprojekt, aber wenn es funktionieren soll, müsste diese Sonde in sechs Jahren startbereit sein. Das Zeitfenster und die spezielle Position der Planeten zu verpassen, würde die Mission unmöglich machen. In dem wissenschaftlichen Paper zum Lyra-Projekt heißt es: “Alle Erklärungen zu Oumuamua haben ein gemeinsames Merkmal – sie sind außergewöhnlich. Der mögliche wissenschaftliche Nutzen unseres Vorhabens macht dies zu einer unverzichtbaren Gelegenheit.”

Lyra Projekt Oumuamua
Schnell hinterher: Die NASA will mit dem Lyra-Projekt dem Objekt nachrasen (Quelle: Maciej Rebisz)

Die weiteren Entwicklungen der Oumuamua-Verfolungsmission bleiben spannend und wir können hoffen, dass dies 2028 gelingen wird. Wenn wir ihn dann in Jahrzehnten erreichen, werden wir vielleicht herausfinden, was er ist, denn da ist man sich nicht einig. Die einen sagen: Ein Gesteinsbrocken, also ein Asteroid, andere gehen von einem hohen Eisanteil aus, dann wäre er ein Komet. Andere sagen, er könnte sogar das abgebrochene Stück von einem Exo-Pluto sein, einem eisigen Zwergplaneten aus einem anderen Sternsystem. Und wieder andere behaupten, es sei Alien-Technologie. Gewissheit werden wir dann frühestens 2050 haben. Also in kosmischen Maßstäben gar nicht mehr lang.

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Nicht von dieser Welt: 5 Fakten über Oumuamua

Künstlerische Darstellung von Oumumua

Oumuamua – wer kann sich noch an diesen interstellaren Besucher erinnern, der im Jahr 2017 erstmals entdeckt wurde? Und der seitdem die Astronomiewelt ein bisschen durcheinander gewirbelt hat? Hier findet ihr 5 erstaunliche Fakten über Oumuamua.

Als das Pan-STARRS-Teleskop auf Hawaii am 19. Oktober 2017 in den Himmel gerichtet wurde, staunte der Forscher Robert Weryk nicht schlecht: Ein interstellarer Besucher hatte sich der Erde auf bis zu 33 Millionen Kilometer genähert (für astronomische Verhältnisse ein echter Katzensprung). Das entspricht rund einem Fünftel der Distanz von der Erde zur Sonne. Anders gesagt: Dieses seltsame Objekt ist uns extrem nah gekommen. Grund genug, sich den mysteriösen Besucher einmal näher anzuschauen. Hier sind unsere 5 Fakten über Oumuamua:

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Fakt 1: Oumuamua stammt nicht aus dem Sonnensystem

Das fliegende Objekt stammt nicht aus unserer direkten galaktischen Nachbarschaft. Es handelt sich um das erste interstellare Objekt, das Menschen jemals am Himmel haben vorbeifliegen sehen. Der offizielle Name lautet übrigens 1I/Oumuamua – die 1 steht für das erstmalige Auftreten, das I für “interstellar”. Als interstellar bezeichnen die Astronomen alles, das sich jenseits unseres Sonnensystems befindet – das sich also zwischen den Sternen (interstellar) befindet.

Fakt 2: Das objekt stammt vom Stern Wega

Oumuamua flog senkrecht in unser Sonnensystem hinein. Berechnungen haben ergeben, dass das Objekt vermutlich vom Stern Wega stammt, der im Sternbild der Leier zu finden ist. Der Stern Wega ist der dritthellste Stern an unserem Nachthimmel und befindet sich in rund 25 Lichtjahren Entfernung. Stammt das mysteriöse Objekt wirklich von der Wega, hat es einen langen Weg hinter sich. 1 Lichtjahr beträgt 9.460.730.472.580 km, also rund 9,5 Billionen km – und das mit 25 mulitpliziert – puh! Mittlerweile befindet sich Oumuamua auf den Weg in Richtung Sternbild des Pegasus.

Fakt 3: Oumuamua sieht aus wie eine Zigarre

Die echten Fotos dieses geheimnisvollen Objekts geben für Amateure nicht besonders viel her. Aber aufgrund der physikalischen Eigenschaften gehen die Forscher davon aus, dass Oumuamua wie eine Zigarre aussieht. Form und Beschaffenheit des Objekts könnten entstanden sein aufgrund von starken Gezeitenkräften. Oumuamua könnte zu nah an einem sehr viel massereicheren Objekt, etwa einem Stern, vorbeigeflogen sein. Die Schwerkraft des Sterns zerrte so extrem an Oumuamua, das er sich verformt hat. Solche Prozesse wurden bereits bei anderen Objekten beobachtet, etwa bei dem Kometen Shoemaker-Levy, der dem Planeten Jupiter zu nah kam und zerrissen wurde. Oumuamua wurde nicht zerrissen – das liegt vermutlich daran, dass kleinere Bruchstücke des Objekts durch die enorme Gravitation erhitzt wurden und dann zu neuen Formen verschmolzen sind.

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Fakt 4: weder Komet noch Asteroid

Bei der Entdeckung ging man aufgrund der Einflugschneise davon aus, dass es sich bei Oumuamua um einen Kometen handeln musste. Aber: Es fehlte die wichtigste Eigenschaft eines Komets, der sich einem Stern nähert – der Schweif. Auch die Koma, also die Hülle aus Gas und Staub um das Objekt herum, gab es nicht. Die Kometentheorie wurde verworfen und Oumuamua wurde als Asteroid klassifiziert. Aber auch hier sind sich die Astronomen uneinig. Das Objekt bewegt sich nicht auf einer asteroidentypischen Bahn um die Sonne herum.

Fakt 5: Mit einem Jupiter-Flyby könnte man Oumuamua erreichen

Das mysteriöse Objekt entfernt sich derzeit mit einer Geschwindigkeit von rund 26,3 km/s. Für Raumfahrzeuge ist dies nur schwer zu erreichen. Aber dennoch überlegen die Forscher, wie sie Oumuamua in Zukunft hinterherreisen könnten, um mehr über das Geheimnis zu erfahren. Das derzeit schnellste Raumfahrzeug ist die Sonde Voyager 1, die mit 16,6 km/s durch die äußersten Bereiche des Sonnensystems düst. Eine Idee lautet, eine Raumsonde am Planeten Jupiter vorbeizusteuern und dessen hohe Gravitation mit einem Flyby-Manöver auszunutzen. So würde die Sonde in Richtung Sonne geschleudert werden. Die Sonde würde dann im Perihel (im sonnennächsten Punkt) ihren Motor zünden und sich so mittels des sogenannten Oberth-Manövers aus dem Sonnensystem herauskatapultieren. In rund 16 Jahren könnte die Sonde Oumuamua erreichen. Und damit endlich das Rätsel um seine Beschaffenheit und Herkunft lösen.

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Professor behauptet: Oumuamua war ein Alien-Raumschiff!

Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein Harvard-Professor behauptet, wir seien von Außerirdischen besucht wurden. Genau diese These vertritt Professor Avi Loeb nun in seinem Buch.

Glaubt an einen Alien-Besuch: Harvard-Professor Avi Loeb

Behauptungen zu UFO-Sichtungen stammen im Regelfall von eher fragwürdigen Charakteren. Nun gibt es aber mit Professor Avi Loeb einen prominenten UFO-Vertreter. Der Dozent der Harvard University behauptet allerdings nicht, von einer fliegenden Untertasse entführt worden zu sein – seine These bezieht sich auf den interstellaren Kometen Oumuamua.

Im Januar 2021 erscheint sein neues Buch „Extraterrestrial„, in dem er ausführlich darlegt, weshalb Oumuamua seiner Meinung nach kein gewöhnlicher Eisbrocken war sondern der Überrest einer außerirdischen Zivilisation. Er sagt dazu:

Das Objekt war kein natürliches Ereignis, sondern ein Stück Weltraummüll, das von einer anderen Galaxie ausgestoßen wurde.

– Avi Loeb

Als Begründung führt er die außergewöhnlichen Eigenschaften von Oumuamua an. Das Objekt war der erste Himmelskörper, der nachweislich aus einem fremden Sternsystem stammte und unser Sonnensystem durchquerte. Besonders die Form des interstellaren Besuchers verblüffte viele Forscher – mit seiner länglichen Gestalt erinnerte Oumuamua an eine kosmische Zigarre.

Artist’s impression of the interstellar asteroid `Oumuamua
Oumuamua war das erste nachweislich interstellare Objekt in unserem Sonnensystem

Das etwa 200 Meter große Objekt passierte im Jahre 2017 die Erde und ist mittlerweile schon wieder weit entfernt. Wo seine kosmische Reise noch hinführen wird und an welchem Ort sie begann, ist allerdings ungewiss. Gemäß seiner Flugbahn scheint Oumuamua aus Richtung des 25 Lichtjahre entfernten Sterns Wega zu stammen, doch es ist unwahrscheinlich, dass sich Wega bereits an eben jener Position befand, als Oumuamua seine kosmische Tour begann.

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Vor allem eine Eigenschaft lässt Avi Loeb an eine außerirdische Herkunft glauben: Als Oumuamua sich bereits wieder von der Sonne entfernte, beschleunigte er noch mal kurz. Dies deutet Loeb als eine Art künstlichen Schub. Tatsächlich wäre normalerweise zu erwarten, dass ein Objekt, dass sich von einem schweren Stern entfernt, verlangsamen würde.

Predicted position of `Oumuamua versus observed position
Die Flugbahn von Oumuamua durch unser Sonnensystem

Die Thesen von Avi Loeb sind in der Fachwelt indes stark umstritten. Als Oumuamua der Erde besonders nahe wird, horchte man das Objekt mit Radioteleskopen ab. Das Ergebnis: Keinerlei potenziell außerirdische Signale gingen von dem Kometen aus.

Noch mehr Informationen zur möglichen außerirdischen Herkunft von Oumuamua gibt es in diesem Video:

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