Beteigeuze: Bald eine Supernova?

Beteigeuze Supernova

Ist es endlich so weit? Werden wir die Supernova des Sterns Beteigeuze sehen? Der Riesenstern spielt wieder verrückt und wir klären in diesem Beitrag, ob und wann die Supernova geschehen und zu sehen sein wird.

Beteigeuze beschäftigt uns schon seit einiger Zeit. Vor einigen Monaten verdunkelte sich der Stern. Es wurde gemutmaßt, dass dies ein Indiz für eine baldige Supernova sein könnte – aber Pustekuchen, seine Helligkeit normalisierte sich danach wieder. Doch jetzt könnte alles anders sein, denn seine Helligkeit hat sich schon wieder drastisch verändert.

Bevor wir klären, ob wir bald eine Supernova bewundern können, schauen wir uns aber erst mal an, mit was für einem Stern der Superlative wir es hier zu tun haben: Beteigeuze ist ein Roter Überriese, der sich im Sternbild Orion befindet, einer der bekanntesten und auffälligsten Konstellationen am Nachthimmel, die Ihr sicherlich schon mal in einer klaren Winternacht gesehen habt. 

Entfernung von Beteigeuze

Beteigeuze ist wesentlich größer als die Sonne, aber da er pulsiert, lässt sich kein genauer Wert festlegen. Sein Durchmesser beträgt etwa das 700- bis 1000-fache des Sonnendurchmessers. Würde man Beteigeuze in unserem Sonnensystem platzieren, sähe die Sonne neben diesem Riesen wie ein kleines Staubkörnchen aus. Wir wissen also, dass wir es mit einem Giganten zu tun haben, einem der größten Sterne, die wir kennen, der 642 Lichtjahre entfernt ist. Und die Entfernung ist ein wichtiger Fakt, wenn wir darüber sprechen, ob wir auf der Erde bald eine Supernova sehen könnten. 

Beteigeuze in unserem Sonnensystem (Universe Sandbox)
Beteigeuze in unserem Sonnensystem (Universe Sandbox)

Denn einen solchen Himmelskörper wie Beteigeuze können wir von der Erde aus niemals live sehen. Jeder Blick in den Weltraum ist ein Blick in der Zeit zurück. Denn wir sehen die kosmischen Objekte so, wie sie aussahen, als das Licht sich auf den Weg gemacht hat. Das Licht von der Sonne braucht 8,20 Minuten zur Erde. Ihr seht die Sonne also immer so, wie sie vor 8,20 Minuten aussah. 

Und Beteigeuze sehen wir so, wie er vor 642 Jahren aussah. In dem Moment, in dem wir die Supernova sehen, ist sie also schon längst vor Jahrhunderten entstanden. Es kann auch gut sein, dass der Stern schon längst explodiert ist, aber das Licht noch nicht bei uns angekommen ist. 

Es gibt keine Gegenwart

Wenn man den Gedanken weiter spinnt, ist übrigens nichts von dem, was Ihr wahrnehmt, wirklich real in der Gegenwart. Selbst wenn Ihr eure geliebte Freundin anschaut, sind die Informationen, die in eurem Auge landen eine gewisse Zeit gereist – kaum messbar, aber de facto existiert keine Gegenwart, alles was Ihr wahrnehmt, ist schon vorbei, von den Fluten der Zeit verschluckt und unter den Trümmern der Vergangenheit begraben.

Aber mit dem Wissen, dass wir Beteigeuze knapp über 600 Jahre zeitverzögert sehen, können wir klären, ob wir bald die Supernova als himmlisches Spektakel dargeboten bekommen werden. 

Wird Beteigeuze zur Supernova?

Beteigeuze verhält sich wirklich extrem, in den vergangenen Wochen hat sich seine Helligkeit um mehr als 50 Prozent gegenüber der normalen Helligkeit erhöht. Das ist wirklich ungewöhnlich, also was ist da los? 

Helligkeitsveränderungen von Beteigeuze
Helligkeitsveränderungen von Beteigeuze

Irgendwas muss es mit dem Prozess zu tun haben, der Beteigeuze letztlich dazu bringen wird, explosionsartig seine Hülle fortzuschleudern, auch genannt: Supernova. Beteigeuze befindet sich gerade in einem Prozess, den man Schalenbrennen nennt. Während des Großteils ihrer Existenz fusionieren die meisten Sterne Wasserstoff zu Helium. Pro Sekunde werden etwa im Inneren der Sonne 564 Millionen Tonnen Wasserstoff in 560 Millionen Tonnen Helium umgewandelt. Die Sonne verliert also pro Sekunde vier Millionen Tonnen Gewicht.

Wenn ein Stern seinen kompletten Wasserstoff fusioniert hat, werden schwerere Elemente fusioniert, Helium zu Kohlenstoff, Kohlenstoff zu Sauerstoff und so weiter. Währenddessen zieht der Stern sich immer mehr zusammen. Dadurch steigen Dichte und Temperatur und wenn ein kritischer Punkt überschritten wird, kommt es zur Supernova: Der Stern schleudert seine Gashülle in den Kosmos und diffuser, heißer Nebel bleibt zurück, ein sogenannter Supernova-Überrest.

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Beteigeuze und das Heliumbrennen 

Damit hierfür genügend Energie vorhanden ist, benötigt ein Stern eine gewisse Mindestmasse. Unsere Sonne ist dafür zu leicht und wird nie in einer Supernova explodieren. Beteigeuze aber hat ausreichend Masse und er befindet sich derzeit in der Phase des Heliumbrennens. In dieser Phase sinkt der Strahlungsdruck des Sterns und das Zusammenziehen beginnt. Es ist aber kein gleichmäßiger Prozess, man kann sich das eher wie so eine Art Pulsieren vorstellen, er wird mal etwas kleiner, mal etwas größer, mal etwas dunkler, mal etwas heller.

Alles deutliche Anzeichen dafür, dass er auf dem Weg zur Supernova ist. Und wie würde so eine Supernova von der Erde aus gesehen aussehen? Absolut spektakulär. Bryan Penprase, Astronom an der Soka University of America, sagt: “Der Himmel würde sich so dramatisch verändern und es wäre für alle so sichtbar, dass es weltweit wirklich eine gewaltige Reaktion auslösen würde. Vielleicht könnte es sogar ein zivilisationsweites Interesse an der Astronomie neu entfachen.”

So hell sähe eine Beteigeuze-Supernova am Himmel aus
So hell sähe eine Beteigeuze-Supernova am Himmel aus

Supernova von Beteigeuze sichtbar

Die Supernova wäre definitiv mit bloßem Auge sichtbar, vermutlich sogar tagsüber. Forscher haben berechnet, dass sie so hell wie der Vollmond scheinen wird und mehrere Wochen deutlich zu sehen sein wird. Bei einer solchen Supernova würden gigantische Energien freigesetzt und heftige UV-, Röntgen- und Gammastrahlen in den Weltraum geschleudert und da kann man ja schon mal nervös fragen: Wäre das eine Gefahr für uns?

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Nein, denn Beteigeuze ist zu weit weg, um für uns gefährlich zu werden. Man geht davon aus, dass jede Supernova, die mehr als 250 Lichtjahre entfernt ist, keine Gefahr für uns darstellt. Sollte es zur Supernova kommen, wäre es einfach nur ein spektakuläres, wunderschönes Himmelsereignis. 

Aber jetzt die Frage aller Fragen: Wann passiert es denn? Der Astrophysiker Jared Goldberg von Flatiron Institute in New York sagt: “Wir wissen, Beteigeuze wird bald explodieren, aber ‚bald‘ befindet sich irgendwo zwischen den nächsten 10.000 und 100.000 Jahren.” Anders gesagt: Ja, das plötzliche Hellerwerden ist ein Indiz, dass die Supernova kurz bevorsteht, aber “kurz” bedeutet bei Sternen eben etwas anderes als bei uns Menschen.

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Kilonova im tiefen All entdeckt

Darstellung einer Kilonova

Forscher haben eine Kilonova im Deep Space entdeckt. Was es damit auf sich hat und warum die Annahmen über Gammastrahlenausbrüche damit überholt sind.

Als Astronomen im Roque-de-los-Muchachos-Observatorium auf La Palma routinemäßig einen Gammastrahlenausbruch überwachten, änderte sich plötzlich alles. Die Welt der Astronomie stand Kopf. Gammastrahlenausbrüche sind kurze und ultrahelle Blitze der energiereichsten Form von Licht, der Gammastrahlung. 

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Lange versus kurze Gammastrahlenausbrüche

Sie werden meist sehr weit weg im Deep Space entdeckt und lassen sich in zwei Kategorien einteilen, von denen man annimmt, dass sie durch zwei unterschiedliche physikalische Szenarien entstehen: “Lange” Gammastrahlenausbrüche dauern in der Regel einige Sekunden bis mehrere Minuten. Sie werden oft von einem länger anhaltenden Nachleuchten von weniger energiereichem Licht begleitet. Sie treten in Regionen von Galaxien auf, wo die Sternendichte besonders hoch ist. Sie sind vermutlich das Ergebnis eines massereichen Sterns, der zu einem kompakten Neutronenstern oder einem Schwarzen Loch kollabiert ist, und seine äußeren Teile in einer gewaltigen Explosion ausstößt, ähnlich einer Supernova, nur eben noch heftiger. 

Gammastrahlenausbruch
Ein Stern kollabiert und erzeugt einen Gammastrahlenausbruch (National Science Foundation)

“Kurze” Ausbrüche sind sogar noch flüchtiger, mit einer typischen Dauer von maximal einer Sekunde. Sie werden oft weit entfernt von den galaktischen Zentren oder sogar außerhalb von Galaxien beobachtet. Die vorherrschende Theorie besagt, dass sie das Ergebnis zweier massereicher Sterne sind, die sich in einem “Doppelsternsystem” umkreisen. Irgendwann explodieren sie als Supernova und werden dabei aus ihrer Wirtsgalaxie herausgeschleudert. Die Kerne der beiden Sterne bleiben aber erhalten, rotieren weiter umeinander und verschmelzen, was dann zu einem Gammastrahlenausbruch führt. 

Langer Gammastrahlenausbruch beobachtet

Gammastrahlenausbrüche sind sehr kuriose Ereignisse, nicht nur wegen der Art ihrer Entstehung, sondern auch wegen der freigesetzten Energie. Die ist immens. Auf ihrem Höhepunkt können Gammastrahlenausbrüche so hell leuchten wie alle Sterne im beobachtbaren Universum zusammen. Diese flüchtige Natur der Ausbrüche erschwert ihre Untersuchung, da man den Himmel an genau der richtigen Stelle im genau dem richtigen Moment überwachen müsste. Aber seit Ende der 1990er Jahre konnten die Astronomen auch das weniger energiereiche Nachleuchten im Röntgenbereich, im optischen Licht und im Infrarot aufspüren, so dass man sich ziemlich sicher war, die Gammastrahlenausbrüche gut verstanden zu haben. 

Bis zu dieser eben erwähnten Nacht auf La Palma. Es geht um den Ausbruch GRB211211A. Der Astronom Daniele Bjørn Malesani, der ihn in dieser Nacht beobachtete, sagt: “Die Beobachtungen zeigten, dass der Ausbruch außerhalb einer Galaxie entstand, die für kurze Ausbrüche typisch ist. Aber statt einer Millisekunde oder ein paar Sekunden dauerte dieses Ungetüm fast eine Minute.” Also haben wir einen Ausbruch, der vom Fundort her eigentlich ein kurzer Ausbruch sein müsste, aber sogar länger als die längsten langen Gammastrahlenausbrüche war. 

Das Roque-de-los-Muchachos-Observatorium auf La Palma
Die Kilonova fest im Blick: Das Roque-de-los-Muchachos-Observatorium auf La Palma

Kilonova: Zwei Neutronensterne sind kollidiert

Ein internationales Team von Astronomen hat diesen Ausbruch genauer analysiert und sie fanden etwas Unglaubliches heraus: Bei dem Ausbruch handelte es sich um eine sogenannte Kilonova. Kilonovae entstehen, wenn zwei Neutronensterne oder ein Neutronenstern und ein Schwarzes Loch kollidieren. Der Name Kilonova kommt daher, dass eine solche Explosion bis zu 1000-mal mehr Energie freisetzt als eine normale Nova. Wir reden hier über eine heftige kosmische Explosion, die stark genug war, die Überzeugungen der Astrophysiker komplett auf den Kopf zu stellen. 

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Denn, dass aus einem vermeintlich kurzen Gammastrahlenausbruch eine solche Kilonova entsteht, das ist mit dem bisherigen Modell nicht vereinbar. Dieser Fund bedeutet also nicht weniger, als dass wir unsere bisherige Vorstellung, dass Gammastrahlenausbrüche sich immer in kurz und lang einteilen lassen, über Bord werfen müssen. Anscheinend gibt es noch weitere Typen von Gammastrahlenausbrüchen. Der beteiligte Astronom Luca Izzo sagt: ”Gammastrahlenausbrüche können eine Vielzahl von Verhaltensweisen zeigen, aber die Unterscheidung zwischen langen und kurzen Ereignissen ist seit den 1990er Jahren klar etabliert und gilt als einer der Grundpfeiler in diesem Bereich. Dieser Befund hat uns wirklich überrascht.” 

Kilonova außerhalb von Galaxien

Und nicht nur, dass die Klassifizierung nun neu geschrieben werden muss, auch weitere Aspekte über diesen Ausbruch sind absolut bemerkenswert: Nach allem, was wir wissen, fand er außerhalb von Galaxien statt, also im relativ leeren intergalaktischen Raum. Wie haben sich Neutronensterne oder Schwarze Löcher dorthin verirrt? Ist der intergalaktische leere Raum gar nicht so leer wie wir denken? 

Und es wird noch bizarrer. Wir könnten hier eine kosmische Goldschmiede gefunden haben. Man geht davon aus, dass Kilonovae der Hauptmechanismus für die Entstehung schwerer Elemente wie Silber, Gold und Platin, Plutonium und Uran sind. Alle natürlichen Elemente sind in Fusionsprozessen im Weltraum entstanden, auch alles, woraus Ihr besteht! Ihr seid Sternenstaub oder wie es Carl Sagan so schön sagte: “Wir sind eine Möglichkeit für den Kosmos sich selbst zu erkennen.” Aber für die Entstehung der schweren Elemente braucht es gewaltige Energiemengen und Bedingungen, die nur in den heftigsten Ereignissen des Kosmos entstehen können, wie in Kilonovae. Es ist gut möglich, dass in der nun beobachteten Kilonova so viel neues Gold entstanden ist, dass es den Goldpreis ziemlich auf Talfahrt schicken würde, wenn wir es einsammeln könnten. 

Entstehung schwerer Elemente
Schwere Elemente entstehen bei Sternkollisionen

Um die entdeckte Kilonova ranken sich aber noch jede Menge ungeklärte Fragen. Wie schaffen es kollidierte Neutronensterne oder Schwarze Löcher einen so langen Burst zu erzeugen? Eine Theorie besagt, dass sich die kollabierten Neutronensterne so schnell drehen – mit einem erheblichen Bruchteil der Lichtgeschwindigkeit –, dass die Zentrifugalkräfte das verschmolzene Objekt noch eine Weile aufrechterhalten und sein düsteres Schicksal hinausschieben können. Daniele Bjørn Malesani sagt: “Kilonovae sind für uns ein relativ neues und unerforschtes Phänomen. Da wir nicht erwartet haben, dass sie mit langen Bursts in Verbindung stehen, haben wir dort nicht nach ihnen gesucht. Aber jetzt wissen wir, dass die Natur einfallsreicher ist, als wir bisher dachten.

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