Was versteckt sich unter dem Marianengraben?

Marianengraben

Unter dem Marianengraben befindet sich etwas sehr Geheimnisvolles, das Einfluss auf den ganzen Planeten hat. Eventuell könnte es sogar die Fragen über die Entstehung des Lebens auf der Erde beantworten.

Wir wissen mehr über den Mars als über die Ozeane unserer Erde. Die Oberfläche des roten Planeten ist komplett kartiert, der Boden der Weltmeere noch lange nicht. Da unten wartet eine geheimnisvolle Welt auf uns, in der es noch jede Menge zu entdecken gibt. Und einer der Orte, der die Fantasie am meisten anregt, ist der Marianengraben, der beeindruckendste Tiefseegraben unseres Planeten. 

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Zwischen der philippinischen und der pazifischen Kontinentalplatte erstreckt er sich bis zu elf Kilometer in die Tiefe. Die Tiefen des Mariengrabens gehören noch zu den letzten unerforschten Orten unserer Erde. Die tiefste Stelle der Weltmeere liegt im Marianengraben, welche Stelle das genau ist, darüber ist man sich nicht einig. Es gibt mehrere Anwärter und die unterscheiden sich alle um ein paar Meter. Die beiden Favoriten für die tiefsten Stelle sind das Challenger Tief mit einer Tiefe von 10.994 Metern und das Witjaftief mit einer Tiefe von 11.034 Metern. Es gibt aber bei beiden Messungenauigkeiten von plus minus 40 Metern.

Hier liegt der Marianengraben
Die Lage des Marianengrabens

Tiefsee-Gigantismus im Marianengraben

Und selbst in den unvorstellbaren Tiefen des Marianengrabens existiert noch Leben. Allerdings keine Megalodons oder so. Das wäre zwar cool, aber gehört ins Reich der Fantasie. Tiefseeroboters haben in einer Tiefe von 8.145 Metern dort unten tatsächlich noch Fische gefunden. Und nicht nur Fische, auch gigantische Krebse, die viel größer sind als ihre Verwandten weiter oben in den Ozeanen. Dieses Phänomen bezeichnet man als Tiefsee-Gigantismus. 

Aber wir wollten ja heute herausfinden, was sich unter dem Marianengraben befindet. Stellen wir uns mal vor, Ihr habt eure Tauchtour in den Marianengraben entgegen aller Warnungen doch durchgeführt und jetzt steht Ihr am tiefsten Punkt auf dem Meeresboden und bohrt euch von dort nach unten. Wo würdet Ihr ankommen? 

Genau, in der Erdkruste. Die Erdkruste besteht aus einer dünnen Schicht aus festem Gestein, die auf einer dickeren Schicht aus weicherem, plastischem Gestein ruht, dem Erdmantel. Und jetzt kommt das Interessante: Die Dicke der Erdkruste variiert je nachdem, ob sie sich unter Kontinenten oder unter dem Ozean befindet. Die durchschnittliche Dicke der Erdkruste beträgt etwa 30 Kilometer unter den Kontinenten und etwa sieben Kilometer unter den Ozeanen. 

Die Erdkruste unter dem Marianengraben

Die ozeanische Kruste unter dem Marianengraben ist besonders dünn, weil der Marianengraben selbst ja schon so tief nach unten reicht. Würde man sich zum Erdkern bohren wollen, wäre der Boden des Marianengrabens also nicht der schlechteste Startpunkt – das aber ist natürlich völlig unmöglich. Trotzdem wissen wir schon jede Menge über den Erdkrustenbereich unter dem Marianengraben. Der Graben bildet sich an der Stelle, wo sich zwei tektonische Platten treffen. Die philippinische Platte taucht fast senkrecht unter die pazifische Platte ab, das nennt man Subduktion. Diese Subduktion führt dazu, dass die ozeanische Erdkruste unter der Pazifischen Platte in den Mantel geschoben wird und somit die Erdkruste an dieser Stelle dünner wird. 

Darstellun der Subduktionszone, KDS4444 Wikimedia Commons
Darstellung der Subduktionszone, KDS4444 Wikimedia Commons

Und da stellt sich jetzt die Frage: Wenn diese tektonischen Platten dort untereinander gleiten, was passiert mit dem darüber liegenden Wasser? Das wird von der abtauchenden Erdplatte mit nach unten befördert. Wasser aus den Tiefen des Marianengrabens wird also in der Subduktionszone in die unter der Erdkruste liegende Mantelschicht befördert. Das passiert auch in anderen Subduktionszonen, sodass ein erheblicher Teil des weltweiten Wasservorrats gar nicht in den Ozeanen oder der Atmosphäre gespeichert ist, sondern im Erdmantel. 

Meteorit

Nicht von tief unten, aber von weit oben: Ein echter Eisenmeteorit aus dem All!

Wasserkreislauf unter der Erdkruste

Vor einigen Jahren fanden Wissenschaftler heraus, dass das Wasser bis zu 24 Kilometer in die Tiefe verfrachtet wird, also weit unter die Erdkruste. Stellt euch mal vor, Ihr seid eine kleine Garnele und schwimmt nichtsahnend in der Tiefsee rum und plötzlich werdet Ihr unter die Erdkruste subduziert.

Eine Sache ist aber auffällig: Der Meeresspiegel sinkt nicht ab, obwohl so viel Wasser im Erdmantel verschwindet. Nach den Gesetzen der Logik, muss es also irgendwo wieder in den Ozean austreten. Es gibt scheinbar einen gigantischen weltweiten Wasserkreislauf durch den Erdmantel. Und jetzt wird es wirklich aufregend: Forscher denken, dass ein großer Teil des Wassers aus Tiefseevulkanen wieder in die Ozeane gelangt. Genauso wie auf der Erdoberfläche Vulkane dort entstehen, wo sich Kontinentalplatten treffen. 

Stammt das irdische Leben aus den Tiefseevulkanen?

Viele Wissenschaftler denken, dass genau in diesen Tiefseevulkanen das irdische Leben entstanden sein könnte. Das nennt man hydrothermale Ursuppen-Theorie. Die hydrothermalen Quellen in der Nähe von Tiefseevulkanen produzieren heiße, mineralreiche Flüssigkeiten, die in den Ozean auströmen. Diese Flüssigkeiten sind oft mehrere 100 Grad heiß und haben einen hohen Druck und einen hohen Gehalt an chemischen Verbindungen, die als potenzielle Energiequellen für Leben dienen können. Und an den Wänden der hydrothermalen Schornsteine können sich Mineralien wie Eisen, Schwefel und Kupfer anreichern, die als Katalysatoren für chemische Reaktionen dienen und die Entstehung von komplexen organischen Molekülen begünstigen können. 

In der Nähe von diesen Tiefseevulkanen, die man auch Schwarze Raucher nennt, wurden Organismen gefunden, die in der Lage sind, diese hydrothermalen Flüssigkeiten zu nutzen, um Energie zu gewinnen. Diese Organismen nennt man Extremophile und obwohl sie sehr einfach aufgebaut sind, können sie unter extremen Bedingungen überleben und sich vermehren. Wenn die hydrothermale Ursuppentheorie stimmt, ist das hier also euer Ururururururururur-Opa. 

Extremophile Lebensformen im Marianengraben (Nereis Sanders, Philippe Crassou Science Source)
Extremophile Lebensformen im Marianengraben (Nereis Sanders, Philippe Crassou Science Source)

Zur Zeit der Entstehung des Lebens gab es den Marianengraben noch nicht. Er ist erst rund 50 Millionen Jahre alt. Aber die Prozesse, die sich heute unter dem Marianengraben in der Subduktionszone abspielen, sind genau dieselben, die zur Entstehung des Lebens geführt haben könnte. Der Gedanke, dass wir jetzt nur hier sind, weil mal Wasser durch die Erdkruste gepumpt wurde, sich mit Mineralien anreicherte und dann erhitzt aus einem Tiefseevulkan ausgespuckt wurde – unfassbar, oder?

Übrigens ist das ganze Thema noch super geheimnisvoll und viele andere Subduktionszonen sind wesentlich schlechter erforscht als die unter dem Marianengraben. Der Geophysik-Professor Douglas A. Wiens sagt: “Unterscheidet sich die Wassermenge von einer Subduktionszone zur anderen, je nach der Art der Verwerfung, die bei der Biegung der Platte auftritt? Es gibt Hinweise darauf in Alaska und in Mittelamerika. Aber noch niemand hat sich die tiefere Struktur angesehen, wie wir es im Marianengraben tun konnten.”

Wollt ihr noch mehr über dieses Thema erfahren, dann schaut euch unbedingt mal dieses Video an:

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Riesenasseln und Co: Was ist Tiefsee-Gigantismus?

In der Tiefsee tummeln sich jede Menge kuriose Lebensformen. Was ist dran am sogenannten Tiefsee-Gigantismus, also der These, dass die Lebewesen dort unten tendenziell besonders riesig werden? 

Die Tiefsee ist zu weiten Teilen noch unerforscht und man kann sie daher in gewisser Hinsicht mit dem Weltraum vergleichen. Die Oberfläche des Planeten Mars ist beispielsweise besser kartiert als die Tiefen unserer Ozeane. Das ist nur ein Fakt, der zeigt, dass auch unser Heimatplanet noch jede Menge Geheimnisse zu bieten hat, die es zu entschlüsseln gilt. Eine richtige einheitliche Definition, wo die Tiefsee beginnt, gibt es nicht. Relativ weit verbreitet ist aber die Ansicht, dass die Tiefsee 200 Meter unter der Meeresoberfläche beginnt. Nach dieser Definition gehören 88% der Fläche der Weltmeere zur Tiefsee. Die Tiefsee zeichnet sich außerdem dadurch aus, dass sie im Großen und Ganzen völlig dunkel ist. Kein Sonnenlicht dringt in diese Abgründe der Ozeane vor und deswegen findet dort fast keine biologische Primärproduktion statt. Primärproduktion ist die Produktion von Biomasse durch Umwandlung von Licht. An Land erfolgt diese Primärproduktion durch Pflanzen. Bäume erzeugen zum Beispiel durch Photosynthese Energie. Genauer gesagt: Sie produzieren unter Einfluss von Sonnenlicht und mit Hilfe von Kohlenstoffdioxid und Wasser Sauerstoff und auch das Zuckermolekül Glucose, das ihnen als Energiestoff dient.

Ohne Licht wird dieser Vorgang in der Tiefsee schwierig. Aber das Leben findet immer einen Weg und deswegen gibt es in der Tiefsee doch eine Art der Primärproduktion. Diese findet in Tiefsee-Vulkanen statt, sogenannten Schwarzen Rauchern. Hier treten Sulfide, also Verbindungen aus Metallen und Schwefel, aus dem Meeresboden aus und clevere Bakterienstämme nutzen genau das als Lebensgrundlage. Diese Bakterien können von diesen anorganischen Stoffen leben, eine Fähigkeit, die man als Chemolithotrophie bezeichnet. Es gibt sogar die relativ anerkannte Theorie, dass diese Schwarzen Raucher der Geburtsort des ersten Lebens auf unserem Planeten sind. Vielleicht ist in der Tiefsee, in einem Vulkan am Ozeanboden das erste mal aus anorganischer Materie ein Lebewesen entstanden. Vielleicht stammen wir alle also ganz ursprünglich aus der Tiefsee! 

In den dunklen Tiefen der Ozeane ist biologische Primärproduktion nur sehr eingeschränkt möglich

Obwohl es dort unten nur diesen einen Prozess zur biologischen Primärproduktion gibt, tummeln sich in der Tiefsee dennoch zahlreiche Lebewesen. Allesamt sind sie absolute Überlebensexperten, die im Laufe der Evolutionsgeschichte geschickte Taktiken entwickelt haben, um an diesem unwirtlichen, dunklen Ort zu gedeihen. Und viele von ihnen werden erstaunlich groß. Ein Beispiel ist die Riesenassel. Sie wird bis zu 45 cm groß und erreicht ein Gewicht von 1,7 Kilogramm. Die meisten Asselarten werden nur zwischen 1 und 5 cm groß. So einer Riesenassel möchte man nicht unbedingt begegnen und tatsächlich ist das auch sehr unwahrscheinlich, da sie in bis zu 2.000 Meter Tiefe leben. Ein weiteres bekanntes Beispiel für den Tiefseegigantismus ist der Riesenkalmar. Wie groß diese Tiere wirklich werden können, ist noch ungewiss. Gerüchteweise wurden schon Exemplare mit bis zu 18 Meter Länge gesichtet, die meisten Forscher halten indes eher 8 bis 12 Meter für realistisch. Diese Tiefseeriesen leben in bis zu 1000 Meter Tiefe und können sogar Pottwalen gefährlich werden. Riesenkalmare haben auch gigantische Augen, die bis zu fünfundzwanzig cm groß werden können. 

Man würde intuitiv vermuten, dass gerade in der Tiefsee, wo es wenig Licht gibt und Ressourcen ohnehin knapp sind, Lebewesen eher kleiner werden, um ressourcensparender funktionieren zu können. Wie ist das Phänomen des Tiefseegigantismus also zu erklären? Zunächst mal ist wichtig festzustellen, dass es nicht alle Arten in der Tiefsee betrifft. Es gibt natürlich auch sehr kleine Lebewesen in den unteren Bereichen der Weltmeere. Der Tiefseegigantismus ist also eine Überlebensstrategie, die von einigen Arten angewendet wird, aber bei weiterem nicht von allen. 

Riesenasseln können eine erstaunliche Größe erreichen

Erstmal ist zu klären, weshalb die immensen Größen einiger Lebewesen physikalisch überhaupt möglich ist. Müsste nicht der Wasserdruck da unten alleine dafür sorgen, dass die Lebewesen eher kleiner werden? Nein, denn der Wasserdruck ist kein Problem, da diese Lebewesen in einem noch höheren Maße als beispielsweise wir Menschen selbst aus Wasser bestehen. Sie besitzen kein schweres Skelett und Wasser ist nicht sonderlich komprimierbar. Tatsächlich ist es das Wasser und die eher weiche Konsistenz dieser Lebewesen, die es ihnen ermöglicht, so groß zu werden. Das erklärt, warum der Gigantismus möglich ist, aber nicht warum er sinnvoll ist. Der Grund hierfür sind zwei biologische Regeln: Die Kleibersche Regel und die Bergmannsche Regel. Die Kleibersche Regel (oder auch das Kleibersche Gesetz), besagt, dass Tiere, die größer sind, im Allgemeinen effizienter funktionieren. Eine Katze zum Beispiel, die die hundertfache Masse einer Maus hat, hat nur einen etwa 32 mal höheren Stoffwechsel als eine Maus. Das Kleibersche Gesetz ist, wie viele andere biologische Gesetze, eine Folge der Physik der tierischen Kreislaufsysteme. Es hat auch viel mit dem Verhältnis von Oberfläche zu Volumen und der fraktalen Natur der Blutgefäße zu tun. Riesige Tiere, die in den Tiefen der Ozeane schwimmen, sind darauf angewiesen, dass die Nahrung von oben herabfällt, und da die Nahrung oft knapp ist, haben sie einen großen Anreiz, effizienter zu werden – und deshalb größer.

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Die Bergmannsche Regel ist eine allgemeine Korrelation zwischen zunehmender Körpergröße und sinkender Temperatur. Sie besagt, dass größere Arten eher in kälteren Umgebungen zu finden sind, und kleinere Arten tendenziell in wärmeren Regionen. Bei Warmblütern ist dies definitiv der Fall, denn je größer ein Tier ist, desto weniger Körperfläche besitzt es in Relation zu seinem Volumen, die mit der umgebenden Umwelt in Kontakt kommt. Anders gesagt: Ein Elefant besitzt in Relation zu seinem Volumen weniger Körperfläche die mit der Umwelt interagiert als eine Maus. Bei Tieren, die im Meer schwimmen, hängt dies mit der Zellteilung und der verlängerten Lebensspanne zusammen. 

Ihre erhebliche Größe bietet für die Riesenkalmare evolutionäre Vorteile

Zusammengefasst lässt sich sagen: Einige Arten in der Tiefsee haben im Laufe der Evolutionsgeschichte die Strategie des Gigantismus adaptiert und Gründe hierfür sind unter anderem, dass große Tiere effizienter sind, das sogenannte Kleibersche Gesetz und dass die größere Körpergröße im Vergleich zum Körpervolumen weniger anfällig ist für Wärmeabgabe in die Umgebung, die sogenannte Bergmannsche Regel.

Noch mehr Informationen über den Tiefseegigantismus und reale Aufnahmen vieler unheimlicher Meeresbewohner gibt es in diesem Video:

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