Phlegräische Felder: Supervulkan unter Neapel

Phlegräische Felder

Ein Supervulkan in Europa könnte kurz vor dem Ausbruch stehen. Experten blicken besorgt auf die Phlegräischen Felder bei Neapel in Italien. In diesem Beitrag erfahrt Ihr, wie hoch die Gefahr wirklich ist und welche katastrophalen Auswirkungen dieser Ausbruch hätte.

Auf YouTube hört man oft etwas über einen anderen Supervulkan, nämlich den Yellowstone in den USA. Aber wir haben auch in Europa einen Supervulkan und der ist für uns wirklich bedrohlich. Die Phlegräischen Felder, auf Italienisch: Campi Flegrei, erstrecken sich über mehr als 150 Quadratkilometer. Sie befinden sich in unmittelbarer Nähe von Neapel und sie sind nicht nur für ihre Schönheit und ihre Thermalquellen bekannt, sondern auch für ihre starke vulkanische Aktivität.

Tatsächlich wird dieser Bereich als einer der gefährlichsten Supervulkane der Erde eingestuft. Und es wird schnell deutlich, warum: Die Phlegräischen Felder beherbergen über 50 Eruptionsherde. Diese riesige Magmakammer teilen sich die Phlegräischen Felder mit dem berühmten Vesuv weit unter der Erdoberfläche in etwa zehn Kilometern Tiefe. Diese ungeheure Kraft, die da unter der Erde schlummert, ist wirklich deutlich spürbar für jeden, der den Vesuv besichtigt.

Reliefkarte der Phlegräischen Felder (Batholith _ Wikimedia Commons)
Reliefkarte der Phlegräischen Felder (Batholith _ Wikimedia Commons)

In der Vergangenheit gab es viele katastrophale Ausbrüche, allen voran natürlich der Ausbruch des Vesuvs, der im Jahre 79 n. Chr. die Stadt Pompei zerstörte. Die meisten Leute starben durch die pyroklastische Wolke, die dichte und heiße Wolke aus Gasen, Asche, Gesteinsfragmenten und vulkanischer Materie, die während des Ausbruchs brutal über die Stadt hinwegfegte.

Aber obwohl der Vesuv und die Phlegräischen Felder sich eine Magmakammer teilen, sind sie separate vulkanische Strukturen und auch die Aktivität der Phlegräischen Felder hat in der Vergangenheit immer wieder für Zerstörung gesorgt. 1538 kam es zu einem der heftigsten Ausbrüche, bei dem die Stadt Pozzuoli fast komplett zerstört wurde und in der Region um Neapel kamen wohl tausende Menschen ums Leben. Und auch in der jüngeren Vergangenheit kommt es immer wieder zu Erdbeben.

Fumerole bei Pozzuoli (Norbert Nagel _ Wikimedia Commons)
Fumerole bei Pozzuoli (Norbert Nagel _ Wikimedia Commons)

Phlegräische Felder könnten „ausbrechen“

Das alles verdeutlicht, dass wir es hier im wahrsten Sinne des Wortes mit einer tickenden Zeitbombe unter Süditalien zu tun haben. Irgendwann wird es wieder zu einem heftigen Ausbruch kommen, die Frage ist nur, wann. Und da können einem die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse wirklich Sorgen bereiten. In einer aktuellen Studie, durchgeführt vom University College London und dem italienischen Nationalen Forschungsinstitut für Geophysik und Vulkanologie, wurde der Supervulkan eingehend untersucht und die Ergebnisse zeigen, dass die Struktur der Phlegräischen Felder schwächer und anfälliger für Risse geworden sind, was die Wahrscheinlichkeit eines Ausbruchs erhöht.

Verschiedene Ausbruchsszenarien (Verschiedene Ausbruchsszenarien (https___doi.org_10.1186_s13617-020-00097-x))
Verschiedene Ausbruchsszenarien (Verschiedene Ausbruchsszenarien (https___doi.org_10.1186_s13617-020-00097-x))

Wie haben die Forscher das herausgefunden? Sie haben ein spezielles Modell zur Analyse von Vulkanfrakturen angewendet, um die Muster der Erdbeben und Bodenhebungen zu interpretieren. Vulkanfrakturen sind Risse oder Brüche im Gestein eines Vulkans, die wegen Spannungen und Druckänderungen im Erdinneren entstehen, also vor allem durch den Aufbau von Magma, Gasen und anderer vulkanischer Aktivität. Die beteiligte Forscherin  Stefania Danesi sagt: “Wir können nicht sehen, was im Untergrund passiert. Stattdessen müssen wir die Hinweise, die der Vulkan uns gibt, entschlüsseln, also Erdbeben und Bodenhebungen.”

Vulkan an Belastungsgrenze

Und wenn es plötzlich mehr und brücherigere Frakturen gibt, deutet das meist auf nichts Gutes hin. Das ist so ein bisschen, wenn eure Autoscheibe voller Risse und Frakturen ist, dann würdet Ihr vermutlich auch damit rechnen, dass sie irgendwann komplett platzt. Und bei der Analyse der Vulkanfrakturen haben die Vulkanologen genau das festgestellt. Teile des Vulkans sind beinahe an ihre Belastungsgrenze gedehnt. Und das legt nahe, dass der Supervulkan einem Ausbruch näherkommt als je zuvor.

Mehr Erdbeben am Supervulkan

Das passt auch zum sonstigen Verhalten des Supervulkans. Es gab eine zunehmende Anzahl von kleinen Erdbeben – alleine im April wurden mehr als 600 Mini-Beben aufgezeichnet, so viele wie noch nie zuvor in einem Monat. Der Boden unter der Stadt Pozzuoli, die ja vor Jahrhunderten schon mal extrem gebeutelt wurde, hebt sich seit einige Zeit jährlich um etwa zehn Zentimeter an. All das deutet stark daraufhin, dass die magmatische Aktivität steigt und dass der Vulkan aktiver und aktiver wird.

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Und ein Ausbruch könnte plötzlich kommen, denn wie die Forscher herausgefunden haben, steigert sich die Aktivität langsam seit den fünfziger Jahren und irgendwann könnte der Punkt erreicht sein, an dem es der Vulkan explodiert.

Phlegräische Felder: Neapel bedroht

Und dann? Wie groß wäre die Zerstörung? Das kommt auf die Stärke des Ausbruchs an und lässt sich nicht definitiv sagen. Sicher ist, dass die direkt angrenzende Region und dicht besiedelte Gebiete wie Neapel stark gefährdet wären und durch den pyroklastischen Schock immense Gefahr für Millionen Menschen bestünde, sodass eine großangelegte Evakuierung notwendig wäre.

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Aber die Aschewolke des Vulkans würde je nach Windrichtung auch noch Gebiete in hunderten Kilometern Entfernung betreffen. Und vor 40.000 Jahren spuckte der Supervulkan wohl sogar Asche und Gestein bis nach Ägypten und Russland und sorgte für eine Art globalen Winter. Wenn die Phlegräischen Felder hochgehen, würden sie den potentiellen Schäden eines Yellowstone-Ausbruchs in Nichts nachstehen. Das würde dann nicht nur Süditalien betreffen, sondern ganz Europa und vermutlich das Klima des ganzen Planeten.

Phlegräische Felder: Wann kommt der Ausbruch?

Wie das bei Vulkanen in der Natur der Sache liegt, weiß es niemand sicher. Die neuen Forschungsergebnisse zeigen jedenfalls, dass die Gefahr eines großen Ausbruchs so hoch ist wie noch nie in der Moderne und, dass hier wirklich genaueste Überwachung nötig ist. Die Hebung des Bodens und die Stärke des Innendrucks ist so hoch wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen. Deswegen ist aber auch nicht auszuschließen, dass der Vulkan gerade nur eine etwas aktivere Phase erlebt und sich dann wieder beruhigt. Die Professorin für Erdbeben- und Vulkanphysik Eleonora Rivalta sagt: “Wir müssen unsere Bemühungen, den Vulkan besser zu verstehen, intensivieren. Die gestiegene Bebenaktivität in dieser seismisch stark aktiven Zone ist aber auch noch kein Anlass, in Alarmstimmung zu verfallen.”

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Was versteckt sich unter dem Marianengraben?

Marianengraben

Unter dem Marianengraben befindet sich etwas sehr Geheimnisvolles, das Einfluss auf den ganzen Planeten hat. Eventuell könnte es sogar die Fragen über die Entstehung des Lebens auf der Erde beantworten.

Wir wissen mehr über den Mars als über die Ozeane unserer Erde. Die Oberfläche des roten Planeten ist komplett kartiert, der Boden der Weltmeere noch lange nicht. Da unten wartet eine geheimnisvolle Welt auf uns, in der es noch jede Menge zu entdecken gibt. Und einer der Orte, der die Fantasie am meisten anregt, ist der Marianengraben, der beeindruckendste Tiefseegraben unseres Planeten. 

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Zwischen der philippinischen und der pazifischen Kontinentalplatte erstreckt er sich bis zu elf Kilometer in die Tiefe. Die Tiefen des Mariengrabens gehören noch zu den letzten unerforschten Orten unserer Erde. Die tiefste Stelle der Weltmeere liegt im Marianengraben, welche Stelle das genau ist, darüber ist man sich nicht einig. Es gibt mehrere Anwärter und die unterscheiden sich alle um ein paar Meter. Die beiden Favoriten für die tiefsten Stelle sind das Challenger Tief mit einer Tiefe von 10.994 Metern und das Witjaftief mit einer Tiefe von 11.034 Metern. Es gibt aber bei beiden Messungenauigkeiten von plus minus 40 Metern.

Hier liegt der Marianengraben
Die Lage des Marianengrabens

Tiefsee-Gigantismus im Marianengraben

Und selbst in den unvorstellbaren Tiefen des Marianengrabens existiert noch Leben. Allerdings keine Megalodons oder so. Das wäre zwar cool, aber gehört ins Reich der Fantasie. Tiefseeroboters haben in einer Tiefe von 8.145 Metern dort unten tatsächlich noch Fische gefunden. Und nicht nur Fische, auch gigantische Krebse, die viel größer sind als ihre Verwandten weiter oben in den Ozeanen. Dieses Phänomen bezeichnet man als Tiefsee-Gigantismus. 

Aber wir wollten ja heute herausfinden, was sich unter dem Marianengraben befindet. Stellen wir uns mal vor, Ihr habt eure Tauchtour in den Marianengraben entgegen aller Warnungen doch durchgeführt und jetzt steht Ihr am tiefsten Punkt auf dem Meeresboden und bohrt euch von dort nach unten. Wo würdet Ihr ankommen? 

Genau, in der Erdkruste. Die Erdkruste besteht aus einer dünnen Schicht aus festem Gestein, die auf einer dickeren Schicht aus weicherem, plastischem Gestein ruht, dem Erdmantel. Und jetzt kommt das Interessante: Die Dicke der Erdkruste variiert je nachdem, ob sie sich unter Kontinenten oder unter dem Ozean befindet. Die durchschnittliche Dicke der Erdkruste beträgt etwa 30 Kilometer unter den Kontinenten und etwa sieben Kilometer unter den Ozeanen. 

Die Erdkruste unter dem Marianengraben

Die ozeanische Kruste unter dem Marianengraben ist besonders dünn, weil der Marianengraben selbst ja schon so tief nach unten reicht. Würde man sich zum Erdkern bohren wollen, wäre der Boden des Marianengrabens also nicht der schlechteste Startpunkt – das aber ist natürlich völlig unmöglich. Trotzdem wissen wir schon jede Menge über den Erdkrustenbereich unter dem Marianengraben. Der Graben bildet sich an der Stelle, wo sich zwei tektonische Platten treffen. Die philippinische Platte taucht fast senkrecht unter die pazifische Platte ab, das nennt man Subduktion. Diese Subduktion führt dazu, dass die ozeanische Erdkruste unter der Pazifischen Platte in den Mantel geschoben wird und somit die Erdkruste an dieser Stelle dünner wird. 

Darstellun der Subduktionszone, KDS4444 Wikimedia Commons
Darstellung der Subduktionszone, KDS4444 Wikimedia Commons

Und da stellt sich jetzt die Frage: Wenn diese tektonischen Platten dort untereinander gleiten, was passiert mit dem darüber liegenden Wasser? Das wird von der abtauchenden Erdplatte mit nach unten befördert. Wasser aus den Tiefen des Marianengrabens wird also in der Subduktionszone in die unter der Erdkruste liegende Mantelschicht befördert. Das passiert auch in anderen Subduktionszonen, sodass ein erheblicher Teil des weltweiten Wasservorrats gar nicht in den Ozeanen oder der Atmosphäre gespeichert ist, sondern im Erdmantel. 

Meteorit

Nicht von tief unten, aber von weit oben: Ein echter Eisenmeteorit aus dem All!

Wasserkreislauf unter der Erdkruste

Vor einigen Jahren fanden Wissenschaftler heraus, dass das Wasser bis zu 24 Kilometer in die Tiefe verfrachtet wird, also weit unter die Erdkruste. Stellt euch mal vor, Ihr seid eine kleine Garnele und schwimmt nichtsahnend in der Tiefsee rum und plötzlich werdet Ihr unter die Erdkruste subduziert.

Eine Sache ist aber auffällig: Der Meeresspiegel sinkt nicht ab, obwohl so viel Wasser im Erdmantel verschwindet. Nach den Gesetzen der Logik, muss es also irgendwo wieder in den Ozean austreten. Es gibt scheinbar einen gigantischen weltweiten Wasserkreislauf durch den Erdmantel. Und jetzt wird es wirklich aufregend: Forscher denken, dass ein großer Teil des Wassers aus Tiefseevulkanen wieder in die Ozeane gelangt. Genauso wie auf der Erdoberfläche Vulkane dort entstehen, wo sich Kontinentalplatten treffen. 

Stammt das irdische Leben aus den Tiefseevulkanen?

Viele Wissenschaftler denken, dass genau in diesen Tiefseevulkanen das irdische Leben entstanden sein könnte. Das nennt man hydrothermale Ursuppen-Theorie. Die hydrothermalen Quellen in der Nähe von Tiefseevulkanen produzieren heiße, mineralreiche Flüssigkeiten, die in den Ozean auströmen. Diese Flüssigkeiten sind oft mehrere 100 Grad heiß und haben einen hohen Druck und einen hohen Gehalt an chemischen Verbindungen, die als potenzielle Energiequellen für Leben dienen können. Und an den Wänden der hydrothermalen Schornsteine können sich Mineralien wie Eisen, Schwefel und Kupfer anreichern, die als Katalysatoren für chemische Reaktionen dienen und die Entstehung von komplexen organischen Molekülen begünstigen können. 

In der Nähe von diesen Tiefseevulkanen, die man auch Schwarze Raucher nennt, wurden Organismen gefunden, die in der Lage sind, diese hydrothermalen Flüssigkeiten zu nutzen, um Energie zu gewinnen. Diese Organismen nennt man Extremophile und obwohl sie sehr einfach aufgebaut sind, können sie unter extremen Bedingungen überleben und sich vermehren. Wenn die hydrothermale Ursuppentheorie stimmt, ist das hier also euer Ururururururururur-Opa. 

Extremophile Lebensformen im Marianengraben (Nereis Sanders, Philippe Crassou Science Source)
Extremophile Lebensformen im Marianengraben (Nereis Sanders, Philippe Crassou Science Source)

Zur Zeit der Entstehung des Lebens gab es den Marianengraben noch nicht. Er ist erst rund 50 Millionen Jahre alt. Aber die Prozesse, die sich heute unter dem Marianengraben in der Subduktionszone abspielen, sind genau dieselben, die zur Entstehung des Lebens geführt haben könnte. Der Gedanke, dass wir jetzt nur hier sind, weil mal Wasser durch die Erdkruste gepumpt wurde, sich mit Mineralien anreicherte und dann erhitzt aus einem Tiefseevulkan ausgespuckt wurde – unfassbar, oder?

Übrigens ist das ganze Thema noch super geheimnisvoll und viele andere Subduktionszonen sind wesentlich schlechter erforscht als die unter dem Marianengraben. Der Geophysik-Professor Douglas A. Wiens sagt: “Unterscheidet sich die Wassermenge von einer Subduktionszone zur anderen, je nach der Art der Verwerfung, die bei der Biegung der Platte auftritt? Es gibt Hinweise darauf in Alaska und in Mittelamerika. Aber noch niemand hat sich die tiefere Struktur angesehen, wie wir es im Marianengraben tun konnten.”

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