Ein Supervulkan in Europa könnte kurz vor dem Ausbruch stehen. Experten blicken besorgt auf die Phlegräischen Felder bei Neapel in Italien. In diesem Beitrag erfahrt Ihr, wie hoch die Gefahr wirklich ist und welche katastrophalen Auswirkungen dieser Ausbruch hätte.
Auf YouTube hört man oft etwas über einen anderen Supervulkan, nämlich den Yellowstone in den USA. Aber wir haben auch in Europa einen Supervulkan und der ist für uns wirklich bedrohlich. Die Phlegräischen Felder, auf Italienisch: Campi Flegrei, erstrecken sich über mehr als 150 Quadratkilometer. Sie befinden sich in unmittelbarer Nähe von Neapel und sie sind nicht nur für ihre Schönheit und ihre Thermalquellen bekannt, sondern auch für ihre starke vulkanische Aktivität.
Tatsächlich wird dieser Bereich als einer der gefährlichsten Supervulkane der Erde eingestuft. Und es wird schnell deutlich, warum: Die Phlegräischen Felder beherbergen über 50 Eruptionsherde. Diese riesige Magmakammer teilen sich die Phlegräischen Felder mit dem berühmten Vesuv weit unter der Erdoberfläche in etwa zehn Kilometern Tiefe. Diese ungeheure Kraft, die da unter der Erde schlummert, ist wirklich deutlich spürbar für jeden, der den Vesuv besichtigt.

In der Vergangenheit gab es viele katastrophale Ausbrüche, allen voran natürlich der Ausbruch des Vesuvs, der im Jahre 79 n. Chr. die Stadt Pompei zerstörte. Die meisten Leute starben durch die pyroklastische Wolke, die dichte und heiße Wolke aus Gasen, Asche, Gesteinsfragmenten und vulkanischer Materie, die während des Ausbruchs brutal über die Stadt hinwegfegte.
Aber obwohl der Vesuv und die Phlegräischen Felder sich eine Magmakammer teilen, sind sie separate vulkanische Strukturen und auch die Aktivität der Phlegräischen Felder hat in der Vergangenheit immer wieder für Zerstörung gesorgt. 1538 kam es zu einem der heftigsten Ausbrüche, bei dem die Stadt Pozzuoli fast komplett zerstört wurde und in der Region um Neapel kamen wohl tausende Menschen ums Leben. Und auch in der jüngeren Vergangenheit kommt es immer wieder zu Erdbeben.

Phlegräische Felder könnten „ausbrechen“
Das alles verdeutlicht, dass wir es hier im wahrsten Sinne des Wortes mit einer tickenden Zeitbombe unter Süditalien zu tun haben. Irgendwann wird es wieder zu einem heftigen Ausbruch kommen, die Frage ist nur, wann. Und da können einem die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse wirklich Sorgen bereiten. In einer aktuellen Studie, durchgeführt vom University College London und dem italienischen Nationalen Forschungsinstitut für Geophysik und Vulkanologie, wurde der Supervulkan eingehend untersucht und die Ergebnisse zeigen, dass die Struktur der Phlegräischen Felder schwächer und anfälliger für Risse geworden sind, was die Wahrscheinlichkeit eines Ausbruchs erhöht.

Wie haben die Forscher das herausgefunden? Sie haben ein spezielles Modell zur Analyse von Vulkanfrakturen angewendet, um die Muster der Erdbeben und Bodenhebungen zu interpretieren. Vulkanfrakturen sind Risse oder Brüche im Gestein eines Vulkans, die wegen Spannungen und Druckänderungen im Erdinneren entstehen, also vor allem durch den Aufbau von Magma, Gasen und anderer vulkanischer Aktivität. Die beteiligte Forscherin Stefania Danesi sagt: “Wir können nicht sehen, was im Untergrund passiert. Stattdessen müssen wir die Hinweise, die der Vulkan uns gibt, entschlüsseln, also Erdbeben und Bodenhebungen.”
Vulkan an Belastungsgrenze
Und wenn es plötzlich mehr und brücherigere Frakturen gibt, deutet das meist auf nichts Gutes hin. Das ist so ein bisschen, wenn eure Autoscheibe voller Risse und Frakturen ist, dann würdet Ihr vermutlich auch damit rechnen, dass sie irgendwann komplett platzt. Und bei der Analyse der Vulkanfrakturen haben die Vulkanologen genau das festgestellt. Teile des Vulkans sind beinahe an ihre Belastungsgrenze gedehnt. Und das legt nahe, dass der Supervulkan einem Ausbruch näherkommt als je zuvor.
Mehr Erdbeben am Supervulkan
Das passt auch zum sonstigen Verhalten des Supervulkans. Es gab eine zunehmende Anzahl von kleinen Erdbeben – alleine im April wurden mehr als 600 Mini-Beben aufgezeichnet, so viele wie noch nie zuvor in einem Monat. Der Boden unter der Stadt Pozzuoli, die ja vor Jahrhunderten schon mal extrem gebeutelt wurde, hebt sich seit einige Zeit jährlich um etwa zehn Zentimeter an. All das deutet stark daraufhin, dass die magmatische Aktivität steigt und dass der Vulkan aktiver und aktiver wird.
Und ein Ausbruch könnte plötzlich kommen, denn wie die Forscher herausgefunden haben, steigert sich die Aktivität langsam seit den fünfziger Jahren und irgendwann könnte der Punkt erreicht sein, an dem es der Vulkan explodiert.
Phlegräische Felder: Neapel bedroht
Und dann? Wie groß wäre die Zerstörung? Das kommt auf die Stärke des Ausbruchs an und lässt sich nicht definitiv sagen. Sicher ist, dass die direkt angrenzende Region und dicht besiedelte Gebiete wie Neapel stark gefährdet wären und durch den pyroklastischen Schock immense Gefahr für Millionen Menschen bestünde, sodass eine großangelegte Evakuierung notwendig wäre.
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Aber die Aschewolke des Vulkans würde je nach Windrichtung auch noch Gebiete in hunderten Kilometern Entfernung betreffen. Und vor 40.000 Jahren spuckte der Supervulkan wohl sogar Asche und Gestein bis nach Ägypten und Russland und sorgte für eine Art globalen Winter. Wenn die Phlegräischen Felder hochgehen, würden sie den potentiellen Schäden eines Yellowstone-Ausbruchs in Nichts nachstehen. Das würde dann nicht nur Süditalien betreffen, sondern ganz Europa und vermutlich das Klima des ganzen Planeten.
Phlegräische Felder: Wann kommt der Ausbruch?
Wie das bei Vulkanen in der Natur der Sache liegt, weiß es niemand sicher. Die neuen Forschungsergebnisse zeigen jedenfalls, dass die Gefahr eines großen Ausbruchs so hoch ist wie noch nie in der Moderne und, dass hier wirklich genaueste Überwachung nötig ist. Die Hebung des Bodens und die Stärke des Innendrucks ist so hoch wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen. Deswegen ist aber auch nicht auszuschließen, dass der Vulkan gerade nur eine etwas aktivere Phase erlebt und sich dann wieder beruhigt. Die Professorin für Erdbeben- und Vulkanphysik Eleonora Rivalta sagt: “Wir müssen unsere Bemühungen, den Vulkan besser zu verstehen, intensivieren. Die gestiegene Bebenaktivität in dieser seismisch stark aktiven Zone ist aber auch noch kein Anlass, in Alarmstimmung zu verfallen.”
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